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Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de

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D. Sänger, Priesterliches <strong>Amt</strong>, apostolische Sukzession, <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong> 37<br />

Wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Sukzessionsgedanke ankl<strong>in</strong>gt (2Tim 2,2), ist er primär an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kont<strong>in</strong>uität <strong><strong>de</strong>r</strong> apostolischen, d.h. paul<strong>in</strong>ischen Tradition orientiert,<br />

nicht an <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s <strong>Amt</strong>es. Entsprechend fehlt je<strong><strong>de</strong>r</strong> H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>en<br />

mit beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en kultischen o<strong><strong>de</strong>r</strong> rechtlichen Kompetenzen ausgestatteten<br />

sakramentalen Ordo, auch wenn es e<strong>in</strong>e Vielzahl von lokalen Diensten<br />

<strong>und</strong> Funktionen gibt, die sich allmählich strukturell, bald auch <strong>in</strong>stitutionell<br />

verfestigt haben. Die Anfangsphase dieses Prozesses reicht<br />

bis <strong>in</strong> die erste christliche Generation zurück (Röm 12,7f.; 1Kor<br />

12,28f.; 15,15f.; Phil 1,1). Zur Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Pastoralbriefe sche<strong>in</strong>t er schon<br />

weitgehend abgeschlossen zu se<strong>in</strong>. Bei ihnen haben die Episkopen<br />

(1Tim 3,1f.; Tit 1,7) <strong>und</strong> Presbyter (1Tim 5,17; Tit 1,5) die Aufgabe,<br />

die Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> apostolischen H<strong>in</strong>terlassenschaft (paraqh,kh) zu<br />

unterweisen <strong>und</strong> sie dadurch zu leiten 70 . Immerh<strong>in</strong> zeigt aber die Verschmelzung<br />

von Episkopal- <strong>und</strong> Presbyteralverfassung, dass diese Leitung<br />

kollegial geschieht. E<strong>in</strong>en Monepiskopat, wie ihn erst <strong><strong>de</strong>r</strong> antiochenische<br />

Märtyrerbischof Ignatius anfangs <strong>de</strong>s 2. Jahrh<strong>und</strong>erts bezeugt<br />

(IgnEph 2,2; Magn 2; 3,1; Trall 2,1; Sm 8,1 u.ö.), kennen die Pastoralbriefe<br />

noch nicht 71 . Auch im 1Clemensbrief (ca. 95 n. Chr.), bei<br />

Hermas (um 140 n.Chr.) <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Didache (ca. 110-120 n. Chr.) ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bischofstitel mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Presbyters austauschbar, wenngleich sich<br />

gera<strong>de</strong> im 1Clemensbrief e<strong>in</strong> folgenschwerer Umbruch anbahnt. Se<strong>in</strong><br />

Verfasser verficht <strong>in</strong> <strong>de</strong>m an die kor<strong>in</strong>thische Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> gerichteten<br />

Sendschreiben das Pr<strong>in</strong>zip <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtabsetzbarkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Amt</strong>sträger (Kap.<br />

42-44), beschreibt erstmals ihre Aufgaben unter Verwendung kultischer<br />

Begriffe (40,4f.; 43,1-6; 44,4) <strong>und</strong> unterschei<strong>de</strong>t zu<strong>de</strong>m zwischen<br />

ihnen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n „Laien“ (40,5, vgl. 54,2). In 1Petr 5,4 lässt sich<br />

die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>aufnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Christusprädikate von 2,25 („Hirte“, „oberster<br />

Hirte“) zwar als Versuch <strong>de</strong>uten, das Ältestenamt christologisch zu<br />

legitimieren. Dass es jedoch aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Autorenfiktion als Übernahme<br />

<strong>und</strong> Fortsetzung petr<strong>in</strong>ischer <strong>und</strong> damit apostolischer Vollmacht<br />

qualifiziert wer<strong>de</strong>n soll, schließt die Eigenbezeichnung <strong>de</strong>s Verfassers<br />

als „Mitältester“ (5,1) m.E. <strong>de</strong>f<strong>in</strong>itiv aus. So gewiss <strong><strong>de</strong>r</strong> Epheserbrief,<br />

die Pastoralbriefe <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 1Petrusbrief die paränetische Ausrichtung<br />

<strong>und</strong> pastorale Verantwortung <strong><strong>de</strong>r</strong> ekklesialen Leitungsämter unterstreichen,<br />

so gewiss enthält ke<strong>in</strong>es von ihnen „die typischen Elemente <strong>de</strong>s<br />

Die Verschmelzung<br />

von<br />

Episkopal- <strong>und</strong><br />

Presbyteralverfassung<br />

zeigt,<br />

dass diese Leitung<br />

kollegial geschieht.<br />

70 1Tim 1,3f.; 4,6-16; 5,17f.; 6,3f.20f.; 2Tim 1,13f.; 2,1f.14-16.23-26; 3,10-16; 4,1-5; Tit 1,9-14;<br />

2,1.6-8.15; 3,8-11.<br />

71 An<strong><strong>de</strong>r</strong>s etwa WILHELM PRATSCHER, Leitungsorgane im frühen Christentum, <strong>Amt</strong> <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

52, 2001, 206-217: 210f. Jedoch treten die Bischöfe auch bei Ignatius nicht an die Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel,<br />

wie LG 28 unter Berufung auf IgnEph 6,1 behauptet. Der Bischof ist bei ihm we<strong><strong>de</strong>r</strong> Stellvertreter<br />

Christi (vgl. IgnTrall 3,1; Magn 6,1), noch s<strong>in</strong>d die Presbyter <strong>de</strong>m Bischof subord<strong>in</strong>iert (IgnMagn<br />

6,2-7,1).

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