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Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de

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84 <strong>reformiert</strong>e akzente 8<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit<br />

Calv<strong>in</strong>s blieben<br />

Ord<strong>in</strong>ierte<br />

zeitlebens im <strong>Amt</strong>,<br />

<strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>, die sie<br />

berufen hatte.<br />

eher als hochkirchlich-lutherisches <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Amt</strong>sverständnis<br />

empf<strong>und</strong>en; was se<strong>in</strong>erzeit lutherische Lehre war, ist heute geme<strong>in</strong>evangelische<br />

Auffassung <strong>und</strong> wird – gera<strong>de</strong> von Reformierten – als „gut <strong>reformiert</strong>“<br />

empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> nachdrücklich verteidigt.<br />

Die <strong>reformiert</strong>e Tradition ist <strong>in</strong> ihrem <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Amt</strong>sverständnis<br />

imposant, <strong>in</strong> sich gedanklich stimmig <strong>und</strong> biblisch gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Dennoch kann man fragen, ob man wirklich so <strong>de</strong>nken muss. Die Orientierung<br />

<strong>de</strong>s <strong><strong>reformiert</strong>en</strong> <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong>sverständnisses an <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachwahl<br />

<strong>de</strong>s Matthias o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstaussage <strong>de</strong>s Paulus, also zweier Apostel,<br />

steht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht ausgeglichenen Spannung zu <strong><strong>de</strong>r</strong> gleichzeitig<br />

von Calv<strong>in</strong> energisch vertretenen Auffassung, dass das <strong>Amt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel<br />

ke<strong>in</strong> „bleiben<strong>de</strong>s“ <strong>Amt</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kirche</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf die Anfangszeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> die zwölf Jünger Jesu beschränkt war. Calv<strong>in</strong> argumentiert<br />

mit dieser Behauptung gegen die römisch-katholische Lehre von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

apostolischen Sukzession <strong>und</strong> bestreitet, dass die Apostel überhaupt<br />

<strong>Amt</strong>snachfolger haben sollten; <strong>de</strong>swegen können auch römisch-katholische<br />

Bischöfe nicht Nachfolger <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel se<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bischof von<br />

Rom, <strong><strong>de</strong>r</strong> Papst, nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachfolger <strong>de</strong>s Petrus. Wenn das so ist – <strong>und</strong><br />

Calv<strong>in</strong> hat damit durchaus Recht! –, dann kann man sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschreibung<br />

<strong>de</strong>s eigenen <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Amt</strong>sverständnisses aber<br />

nicht selber am „Apostel-Mo<strong>de</strong>ll“ orientieren. Das wäre ziemlich <strong>in</strong>konsequent.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Zeit, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Pastoren nicht mehr lebenslänglich<br />

Dienst tun, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit 65 Jahren pensioniert wer<strong>de</strong>n, führt<br />

die Behauptung, dass die Übertragung <strong>de</strong>s Pfarramts durch <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong><br />

e<strong>in</strong>e lebenslange B<strong>in</strong>dung <strong>de</strong>s Ord<strong>in</strong>ierten an das übertragene <strong>Amt</strong><br />

darstelle, dazu, dass die <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong> unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand von <strong>de</strong>m Wahrnehmen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe gelöst <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er bleiben<strong>de</strong>n „geistlichen“ Qualifikation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Person <strong>de</strong>s Ord<strong>in</strong>ierten wird. Gera<strong>de</strong> diese Auffassung hatten<br />

alle Reformatoren energisch bekämpft.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit Calv<strong>in</strong>s konnte dies Problem nicht entstehen. Ord<strong>in</strong>ierte<br />

blieben zeitlebens im <strong>Amt</strong>, <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>, die sie berufen<br />

hatte. E<strong>in</strong> „Pfarrstellenwechsel“ kam zwar vor, war aber eigentlich<br />

nicht vorgesehen <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> als irregulär empf<strong>und</strong>en, vergleichbar e<strong>in</strong>er<br />

Ehescheidung.<br />

So wür<strong>de</strong> es noch heute als irregulär o<strong><strong>de</strong>r</strong> zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st seltsam empf<strong>und</strong>en –<br />

<strong>und</strong> kirchenrechtlich ausgeschlossen se<strong>in</strong> –, dass e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> zum Presbyter berufene Person sich um das Ältestenamt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> „bewirbt“ <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>en „Stellenwechsel“ vornimmt.<br />

Das hat se<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> nicht nur <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehrenamtlichkeit <strong>de</strong>s Ältestenamtes,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem dar<strong>in</strong>, dass die Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>bezogenheit <strong>de</strong>s Ältestenamtes<br />

noch bewusst ist, die <strong>de</strong>s Pfarramts weith<strong>in</strong> aber nicht mehr.<br />

Man be<strong>de</strong>nke, dass die „<strong>in</strong>nere Berufung“ zum <strong>Amt</strong> se<strong>in</strong>erzeit nicht auf<br />

<strong>de</strong>n Dienst <strong>de</strong>s Pastors (o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ältesten) im Allgeme<strong>in</strong>en bezogen wur<strong>de</strong>,

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