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Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de

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A. Rauhaus, <strong>Amt</strong> <strong>und</strong> <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>reformiert</strong>en</strong> <strong>Kirche</strong> 89<br />

reich wirksam gewor<strong>de</strong>n. Die Herausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>mokratischen<br />

Staatsordnung hat durchaus verschie<strong>de</strong>ne Wurzeln; sie geht nicht alle<strong>in</strong><br />

auf Calv<strong>in</strong>s <strong>Kirche</strong>nordnungsvorstellungen zurück, ist von ihnen wirkungsgeschichtlich<br />

aber auch nicht zu trennen.<br />

Seit <strong>de</strong>m 19. Jahrh<strong>und</strong>ert ist e<strong>in</strong>e Rückwirkung <strong>de</strong>s Demokratiegedankens<br />

auf die presbyterial-synodale <strong>Kirche</strong>nverfassung festzustellen.<br />

Das ist nicht unproblematisch, <strong>de</strong>nn Calv<strong>in</strong>s Ordnungsvorstellungen<br />

wur<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Übertragung <strong>in</strong> <strong>de</strong>n staatlichen Bereich von ihrer religiösen<br />

Gr<strong>und</strong>lage gelöst <strong>und</strong> säkularisiert. Nach Calv<strong>in</strong> beruht je<strong>de</strong>s<br />

geme<strong>in</strong>dliche <strong>Amt</strong> auf e<strong>in</strong>er „Gna<strong>de</strong>ngabe“, e<strong>in</strong>em Charisma <strong>de</strong>s Heiligen<br />

Geistes. In <strong><strong>de</strong>r</strong> gedanklichen Begründung <strong><strong>de</strong>r</strong> Demokratie sieht<br />

das an<strong><strong>de</strong>r</strong>s aus. Ihre Gr<strong>und</strong>i<strong>de</strong>e ist, dass die Gaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernunft nicht<br />

an Stand <strong>und</strong> Herkommen geb<strong>und</strong>en, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n je<strong>de</strong>m Menschen,<br />

wenn auch <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nem Maße, zu eigen s<strong>in</strong>d. Die öffentlichen<br />

Angelegenheiten sollen darum von Personen – damals: nur Männern –<br />

wahrgenommen wer<strong>de</strong>n, die sich als herausragen<strong>de</strong> Träger <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernunft<br />

erwiesen haben <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb am besten erkennen können, was<br />

<strong>de</strong>m geme<strong>in</strong>en Wohl dienlich ist. Das Gedankengut <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufklärung ist<br />

<strong>de</strong>utlich erkennbar. Noch heute s<strong>in</strong>d, bed<strong>in</strong>gt durch diesen gedanklichen<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, die Abgeordneten e<strong>in</strong>es Parlaments „nur ihrem Gewissen<br />

verpflichtet“ – es gibt ke<strong>in</strong> „imperatives Mandat“; <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Begriff<br />

„Gewissen“ lebt <strong><strong>de</strong>r</strong> alte Rückbezug auf die Vernunft fort.<br />

Die I<strong>de</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> parlamentarischen Demokratie führt aber auch Gedankengut<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Herkunft weiter: Parlamente waren schon <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeit absolutistischer Fürstenherrschaft die politische Vertretung <strong>de</strong>s<br />

Staatsvolkes, eben „Volksvertreter“ im Gegenüber zum Herrscher <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>em „Kab<strong>in</strong>ett“.<br />

Die <strong>reformiert</strong>e <strong>Kirche</strong> bejaht die Entwicklung zur parlamentarischen<br />

Demokratie im Bereich <strong>de</strong>s Staates rückhaltlos. Jedoch: Im Laufe<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrh<strong>und</strong>erts haben die Gr<strong>und</strong>i<strong>de</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong> parlamentarischen<br />

Demokratie e<strong>in</strong>e Rückwirkung <strong>in</strong> <strong>de</strong>n kirchlichen Raum entfaltet.<br />

Seit<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Syno<strong>de</strong>n als „<strong>Kirche</strong>nparlamente“ im<br />

Gegenüber zur „<strong>Kirche</strong>nleitung“ <strong>und</strong>, auf geme<strong>in</strong>dlicher Ebene, die<br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Presbyteriums als „Vertreter <strong><strong>de</strong>r</strong> Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>“ im Gegenüber<br />

zum Pfarramt missverstan<strong>de</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>reformiert</strong>en</strong> <strong>Kirche</strong> mit ihrer<br />

Tradition <strong>de</strong>s „Leitungspresbyteriums“ bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong> „Leitungssyno<strong>de</strong>“<br />

liegt jedoch die Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>leitung <strong>in</strong> allen H<strong>in</strong>sichten<br />

beim Presbyterium; es gibt ke<strong>in</strong>e Son<strong><strong>de</strong>r</strong>bereiche <strong>de</strong>s Pfarramts, auch<br />

nicht im „geistlichen Bereich“. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Ebene <strong><strong>de</strong>r</strong> Lan<strong>de</strong>skirche ist die<br />

Lan<strong>de</strong>ssyno<strong>de</strong> <strong>Kirche</strong>nleitung <strong>und</strong> nicht nur gesetzgeben<strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nparlament<br />

neben e<strong>in</strong>em „kirchenleiten<strong>de</strong>n geistlichen <strong>Amt</strong> (meist: Bischof)“<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Lan<strong>de</strong>skirchenamt als Verwaltungsorgan. Die <strong>de</strong>-<br />

Seit <strong>de</strong>m 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert ist<br />

e<strong>in</strong>e Rückwirkung<br />

<strong>de</strong>s Demokratiegedankens<br />

auf die<br />

presbyterialsynodale<br />

<strong>Kirche</strong>nverfassung<br />

festzustellen.

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