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In der Azienda Lis Neris in San Lorenzo.<br />
Fahrt via Mailand nach Gorizia<br />
(Görz). Um etwelchen Lähmungserscheinungen<br />
und geistigen Ermüdungen<br />
zu entgehen, war von<br />
der Reiseleitung ein Halt im Ristorante<br />
Antico Due Colombe in Rovato<br />
unweit von Brescia für ein<br />
mehrgängiges Menu degustazione<br />
eingeplant, d.h. wenig von allem,<br />
aber nur das Feinste nach dem<br />
Motto «Magen nicht belasten,<br />
Wohl-befinden garantieren». So<br />
gestärkt und gutgelaunt wurden<br />
die restlichen Kilometer, leider unterbrochen<br />
von einem 40minütigem<br />
Stau vor Padua, unter die Räder<br />
genommen, bevor gegen<br />
Abend das Ziel Gorizia erreicht<br />
wurde. Nach dem Zimmerbezug<br />
im Hotel Gorizia Palace gings zum<br />
ausgiebigen Dinner im dortigen<br />
Ristorante Enoteca Majda.<br />
Etwas Geschicht<br />
und eine Überraschung<br />
Gorizia ist eine Stadt mit ca.<br />
36’000 Einwohnern und grenzt unmittelbar<br />
an die gleichnamige slowenische<br />
Schwesterstadt. Sie<br />
liegt an der Bahnlinie Triest-Nabresina-Cormons.<br />
Der EU-Beitritt<br />
Sloweniens 2004 und das Inkrafttreten<br />
des Schengen-Abkommens<br />
am 21. Dezember 2007 bedeuteten,<br />
dass nun die erstmals seit<br />
1945 durch die Stadt laufende<br />
Grenze an jeder beliebigen Stelle<br />
überschritten werden kann<br />
(Quelle: Wikipedia).<br />
Dies wollten der Schreibende<br />
und einige Begleiter testen und<br />
machten sich zunächst zu Fuss auf<br />
den schon bald als zu lang empfundenen<br />
Weg zur Grenze. Taxis Mangelware,<br />
aber Busstation in Reichweite,<br />
Bustickets gratis von einer<br />
netten Passantin (einfach so aus<br />
Freundschaft!), und nach 5 Minuten<br />
hielt die Buslinie <strong>Nr</strong>. 1 an der Endstation,<br />
d.h. an der Piazza Transalpina<br />
nur wenige Meter vor dem slowenischen<br />
Bahnhof Gorizia.<br />
45 Minuten blieben uns bis<br />
zur Rückfahrt mit dem letzten Bus,<br />
die wir im Restaurant vor dem<br />
Bahnhofsgebäude für einen im<br />
Burgunderglas servierten unbekannten<br />
(man sprach weder Italienisch<br />
noch Deutsch noch Englisch<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Zu Tisch in der Taverna all’Androna in Aquileia.<br />
noch Esperanto) roten 2 dl-Tropfen<br />
nutzten. Preis pro Glas (mit Inhalt)<br />
€ 0,90. Die Rückfahrt war übrigens<br />
gratis; dem Busfahrer waren die<br />
Tickets ausgegangen.<br />
Endlich guter Wein!<br />
Der zweite Tag war zum Tag der<br />
Weine erkoren worden. Die ersten<br />
Gläser wurden auf der familiengeführten<br />
Azienda Lis Neris von Alvaro<br />
Pescorari in San Lorenzo zwischen<br />
der Grenze zu Slowenien und<br />
dem Fluss Isonzo geleert, nachdem<br />
auf Geheiss seiner Tochter (?) Livia<br />
zunächst ein Teil der auf 56 ha angebauten<br />
Reben – 80% weiss,<br />
20% rot – zu besichtigen waren. –<br />
Kein Problem bei dem herrlichen<br />
Sommerwetter. Schatten spendete<br />
die anschliessende Besichtigung<br />
der modernen Kelteranlagen.<br />
Nach kurzer Weiterfahrt<br />
winkte schon das traumhafte im<br />
13. Jahrhundert entstandene und<br />
in Etappen ausgebaute Castello di<br />
Spessa in Capriva de Friuli, das<br />
bereits einen Mann namens Giacomo<br />
Casanova auf der Gästeliste<br />
vermerkte. Wie gerne hätten wir<br />
hier und in der näheren Umgebung<br />
ein paar Extratage verweilt; aber<br />
erstens liess das die Programmplanung<br />
nicht zu, und zweitens lud<br />
ein italienisches Buffet im Inneren<br />
des Schlosses zum Schlemmen<br />
ein. Dazu wurden schlosseigene<br />
Weine und solche vom anliegen-<br />
den 80 ha-Rebgut La Boatina aus<br />
Cormons gereicht. Als wäre des<br />
Guten nicht genug, gemahnte uns<br />
der Ruf der Reiseleitung zum Aufbruch<br />
Richtung Ipplis zum Weingut<br />
La Tunella unweit der Stadt<br />
Cividale, wo 45’000 Flaschen für<br />
uns und ein paar weitere Konsumenten<br />
produziert wurden. Was<br />
wir tranken, zeigt die separate Liste.<br />
Genug für heute.<br />
Und heute Kultur<br />
Um auch dem Anspruch einer Kulturreise<br />
gerecht zu werden, schien<br />
es geboten, am folgenden Donnerstag<br />
die Basilika in Aquileia zu<br />
besichtigen, eine Absicht, die wir<br />
morgens in die Tat umsetzten.<br />
Lohnend ist das allemal, allein<br />
schon wegen der guten Erhaltung<br />
und des 750 qm grossen Mosaikbodens,<br />
den man erhöht auf Glasboden<br />
umrunden und bewundern<br />
kann. Die Basilika gehört zum<br />
Weltkulturerbe.<br />
Auf Weinpfaden ging es diszipliniert<br />
weiter bis zu Paolo Calligaris<br />
70 ha-Rebgut Ca Tullio, wo<br />
sich in der antiken Taverna nicht<br />
nur Gelegenheit zum Degustieren<br />
seiner Weine, sondern auch zum<br />
Treppenabstieg in die Katakomben<br />
seiner Weinvorräte bot.<br />
Ein genussvolles Mittagessen<br />
am Meer (oder zumindest in dessen<br />
Nähe) wurde hungrigen Mägen in<br />
Grado geboten, dem von Touristen<br />
überquellenden Ort an der Adria. So<br />
gestärkt, bedeuteten Abstieg und<br />
Wiederaufstieg über je 500 Treppen<br />
in der Grotto Gigante keine zu<br />
grosse Herausforderung und reichte<br />
später noch für einen abendlichen<br />
Bummel durch die nahegelegene<br />
Stadt Triest mit ihrer berühmten<br />
Piazza dell’Unita d’Italia.<br />
Die in Sconio zu findende<br />
Haupthöhle mit ihrer Myriaden<br />
von Stalaktiten und Stalagmiten<br />
ist 380 m lang, 65 m breit und 107<br />
m hoch und könnte den Petersdom<br />
beherbergen.<br />
20 Ami du Vin 3/11