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Die Publikation im PDF-Format - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

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druck und Produktionsfehler zu S<strong>im</strong>plifizierungen,schludrigen Kürzungenund fehlenden Informationen. 97Hans Leyendecker erlebte seinengrößten Flop <strong>im</strong> Fall Bad Kleinen,als er einen Zeugen präsentierte, <strong>der</strong>die „Hinrichtung“ des RAF-MitgliedsWolfgang Grams durch diePolizei beobachtet haben wollte.Vor <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft mochte<strong>der</strong> Zeuge seine Aussage dann abernicht wie<strong>der</strong>holen. 98Fehler wie diese können jedemJournalisten passieren. Aber dieGefahr des Fehlgriffs lässt sich soweit wie möglich reduzieren. Denn„Recherche ist kein Zauberwerk,son<strong>der</strong>n Handwerk“ 99 , wie ThomasLeif feststellt. <strong>Die</strong>sem Bild kannsich Hans Leyendecker anschließen.<strong>Die</strong> „Wühlmäuse“, die er bislangkennengelernt habe, seien„eher langweilig und bürgerlich“und wüssten, „dass man auf einerBeerdigung eine schwarze Krawatteträgt.“ 100 Handwerker eben. „Sowie ein Fliesenleger Fliesen legt,muss ein Journalist nun einmal recherchieren.“101Charakteristisch für das Handwerk<strong>der</strong> investigativen Recherche sindbest<strong>im</strong>mte Tugenden, die den bequemerenKollegen fehlen. ThomasLeif nennt vier <strong>der</strong> wichtigstenHaltungen: Misstrauen, Neugier,Hartnäckigkeit und Kontaktfähigkeit.102Auf diese Tugenden möchte ichnun näher eingehen, da sie dasSelbstverständnis <strong>der</strong> investigativenJournalisten entscheidend prägen.MisstrauenEin alter amerikanischer Journalisten-Spruchbesagt: „If your mothertells you she loves you, you shouldcheck it out.“ 103 Leo Müller hältdiese These bei aller inhaltlichen Satiredurchaus für angebracht. Misstrauensei eine wichtige Eigenschaftfür Rechercheure. Ein vertrauterUmgang mit Informanten solltetabu sein, denn darin liege eine <strong>der</strong>schl<strong>im</strong>msten Fallgruben. Der freieFernsehproduzent Egmont R. Kochwarnt deshalb: „Bei jedem Kontakt,auch mit Quellen, die man inzwischenals gute Bekannte einstufenwürde, muss demnach die Frage bedachtwerden: ,Will er mich instrumentalisieren?““104 Denn oft wollenInformanten nur wichtig sein,den Vorgesetzten o<strong>der</strong> einen Konkurrentenärgern, von eigenem Versagenablenken, Geld machen o<strong>der</strong>auch mal einen Journalisten le<strong>im</strong>en.105 Ulrich Pätzold, heute Professorfür Journalistik in Dortmund,hält die Skepsis deshalb füreine Pflicht <strong>im</strong> Journalismus. Geradein <strong>der</strong> Politik würden Informationenund Sachverhalte bewusst130

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