31.07.2015 Aufrufe

Die Publikation im PDF-Format - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

Die Publikation im PDF-Format - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

Die Publikation im PDF-Format - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

lers nach politischem Wohlverhaltenund Geneigtheit <strong>der</strong> Chefredakteureselektiert hatte, existierte nichtmehr. Kohl hatte keine Macht mehr,seine Affäre war nur noch gut fürSchlagzeilen und Auflage. Hinzukommt: es waren Unionschristen,die das erste Licht in die dunklenGeschäfte brachten. Sie lösten Fesseln,die Kohls Parteigänger in denMedien früher ihren Mitarbeiternangelegt hatten. Der ehemalige GeneralsekretärHeiner Geißler, <strong>der</strong> biszu seinem Rauswurf <strong>im</strong> Jahre 1988<strong>im</strong> Bonner Konrad-Adenauer-Hausregierte, bestätigte die Existenzschwarzer Kassen. Und die graueEminenz am Geldhahn <strong>der</strong> Union,<strong>der</strong> Frankfurter WirtschaftsprüferWeyrauch, schrieb die Details seinerjahrelangen Finanzakrobatik auf.Kohl wollte das Dokument verbergen,sein Nachfolger Schäuble fühltesich hintergangen – und Bildmachte das brisante Geständnispublik.Frühere Berichte, vor allem <strong>im</strong> Spiegel,über Weyrauchs Treiben, überschwarze Kassen aus, denen HelmutKohl Ende <strong>der</strong> achtziger Jahre freihändigan <strong>der</strong> Partei vorbei für sichwerben konnte, waren von den Medienkaum zur Kenntnis genommenworden. Wie gesagt, damals warKohl noch Kanzler – und dazu noch<strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> Einheit.Bis hinein in die sogenannte linksliberaleSzene, bis in die Redaktiondes Spiegel, genoss Helmut Kohl inden neunziger Jahren Schutz. Werdagegen aufbegehrte, wurde aufgeklärt,die neue Zeit nicht erkannt zuhaben. Und überhaupt habe <strong>der</strong> Leserdie Nase voll von <strong>der</strong> Wühlerei<strong>im</strong> Schmutz <strong>der</strong> Wahrheit. Was jenevirtuelle Lichtgestalt namens „Leser“wünscht, entsprach in diesenDiskussionen auf den oberen Redaktionsetagenmeist den Interessen<strong>der</strong> Hierarchen.Inzwischen hat sich die Aufgeregtheitin den Medien wie<strong>der</strong> gelegt.Nachdem eine Staatsanwaltschaftnach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en passt, nachdem<strong>der</strong> Berliner Ausschuss monatelangauf <strong>der</strong> Stelle getreten ist, hat sichauch die scheinbar so investigativeAufbruchst<strong>im</strong>mung gelegt. „<strong>Die</strong> Leutekönnen es nicht mehr hören“, diesesArgument dämpft jeden Anfallneuer Recherchierwut bei vielenJournalisten. Bei den hessischenKommunalwahlen und den Urnengängenin Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberghat die CDU-Schwarzgeldaffäre schon keine Rollemehr gespielt, we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wahlkabinenoch in <strong>der</strong> Wahlberichterstattung.„MoKoKo“, das Modell Kohl/Koch, Beispiel für Aussitzen, ruhtund lebt weiter – in den Archiven <strong>der</strong>Tageszeitungen und Magazine.68

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!