Röhm: Sind solche seichten ThemenFolgen des Berliner Zeitungskrieges?Kröter: Nein, ich glaube, solche Themensind Produkt dessen, was auchschon früher gesagt worden ist, dassdas Privatfernsehen jetzt zum Teildas macht, was früher die Bildzeitunggemacht hat. Das ist ein Trend zurBoulevardisierung, den es auch schonvorher gegeben hat. Im Berliner Zeitungsmarktvon dem wir klassischerWeise reden, ist eigentlich ein Krieg,Herbert Riehl-Heise hat das mal in<strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung beschrieben,die Aufrüstung von zwei Lokalblätternzu Zeitungen mit nationalemAnspruch. Es ist womöglich <strong>der</strong> letzteVersuch, mit Qualität Quote bzw.Auflage zu machen.Röhm: Bei oberflächlicher Betrachtungbekommt man den Eindruck,es gibt <strong>im</strong>mer mehr exklusive Geschichten.Tatsächlich stellt manaber bei genauer Betrachtung schnellfest, dass es <strong>im</strong>mer weniger sind.Kröter: Wir haben eine Tendenz, dassdie Zeitungen etwas magazin-ähnlichergeworden sind. Johannes Rauhat neulich ein Interview gegebenzum Thema: Wir amüsieren uns zuTode. Er bringt da ein Beispiel übersich als Interviewpartner, wo er <strong>im</strong>Bericht aus Berlin gefragt wordenist, ob <strong>der</strong> Terrorismus <strong>der</strong> RAF mitdem heutigen aktuellen Rechtsextremismusvergleichbar sei. Rau: „Ichsagte nein, das ist nicht vergleichbarund versuchte, dies in mehrerenAntworten ausführlich zu begründen.Abschließend fragte <strong>der</strong> Interviewer:Ist <strong>der</strong> Rechtsextremismusdenn genauso gefährlich wie <strong>der</strong>Terrorismus <strong>der</strong> RAF? Darauf habeich geantwortet: Ja, genauso gefährlichist er, aber ganz an<strong>der</strong>s. <strong>Die</strong>Agenturen und die Zeitungen, diedarüber berichteten, brachten dieÜberschrift: Rau vergleicht Rechtsextremismusmit <strong>der</strong> RAF.“Das ist ein journalistisches Grundsatzproblem.Ich habe noch keineLösung dafür. Wir müssen darüberdiskutieren, dass wir da wie<strong>der</strong> etwas„seriöser“ werden.Röhm: Bei den wirklich exklusivenGeschichten müssen die Quellen geschontwerden, wenn man sie sicherhalten will. Machen sich da Journalistennicht noch ein Stück abhängigervon <strong>der</strong> Politik?Kröter: Das kann passieren. Es gibtbest<strong>im</strong>mte Informationen, da kannman die Quelle nicht nennen. Undes kann schon sein, dass man dann,um seine Quelle bedeckt zu halten,eine gewisse Camouflage betreibenmuss. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, wennman die Quelle bedeckt halten will,kann es auch durchaus gelegentlich39
notwendig sein, <strong>der</strong> Quelle eins überdie Rübe zu geben, weil es ja auffallenkönnte, dass man einen best<strong>im</strong>mtennicht berücksichtigt beiseiner Kritik. Das ist eine Gradwan<strong>der</strong>ung,die gab es früher schon, vielleichtwird sie <strong>der</strong>zeit ein bisschenschwieriger.Röhm: Zweitletzte Frage: Wie stehtes eigentlich mit <strong>der</strong> Macht <strong>der</strong>Agenturen?Kröter: Ja das ist eine gute Frage. DasRau-Zitat schien zu belegen, dass dieAgenturen eine große Macht haben,weil sie aus best<strong>im</strong>mten ÄußerungenMeldungen machen. Auf <strong>der</strong>an<strong>der</strong>en Seite ist diese Macht aucheine ziemliche Ohnmacht, weil wenndie Agenturen das nicht weiter verbreiten,was die Rundfunkanstalteno<strong>der</strong> die Zeitungen ihnen als Meldungenbringen, dann wird sich bei<strong>der</strong> Deutschen Presseagentur o<strong>der</strong>so, beschwert. Also ich glaube, dieMacht <strong>der</strong> Agenturen ist nicht entscheidendgewachsen.Röhm: Von den neuen Themen, wiez.B. Biotech ist in Leitartikeln vieldie Rede, aber wirkliche Kompetenzvermisse ich oft, wenn ich es vergleichemit <strong>der</strong> klassischen SachberichterstattungWirtschaft und Sozialpolitik.Stellt die Frage <strong>der</strong> Qualifikationvon Journalisten in dem Fallauch die Frage einer Gegenmachtzur Politik dar?Kröter: Nein, noch nicht. Es ist ja auchkein Zufall, dass es das Feuilleton <strong>der</strong>Allgemeinen war, das die Biotech-Diskussion auch auf den politischenSeiten stärker gedruckt hat. Da müssenwir, glaube ich, nacharbeiten undes kommt sicherlich auch darauf an,bei den journalistischen Studiengängenund überhaupt in <strong>der</strong> Journalistenausbildungdarauf hinzuweisen,dass mindestens so wichtig wie Kommunikationswissenschaften,Jurao<strong>der</strong> ähnliches, heutzutage und inZukunft naturwissenschaftliche o<strong>der</strong>an<strong>der</strong>e Studiengänge sein könnten.Das wird sicherlich noch eine Weiledauern, ist aber, glaube ich, nicht aufzuhalten.Röhm: Bonn war nicht We<strong>im</strong>ar, aberBerlin ist auch nicht Bonn. Wo warenSie denn lieber, wären Sie wie<strong>der</strong>gern am Rhein?Kröter: Der Winfried Schalau, ARD-Korrespondent in Südostasien hat malgesagt, er sei 10.000 km von seinerZentrale entfernt und er möchte keinendavon missen. Ich war in Bonn600 km von meiner Zentrale entfernt,jetzt bin ich 3km entfernt. Bei dieserAussage möchte ich es belassen.Röhm: Vielen Dank, Thomas Kröter.40
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nung“. Auf: http://www. spiegel.
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Rundgespräch„Investigativer Jour
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fühl schaffen kann. Man kann auchd
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wässert und das Format eher benutz
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irgendwann mal ein Außenminister.A
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mal überspitzt, ich möchte den Ko
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Leif: Aber wenn man das nun malalle
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len. Auch wenn man das ungern zurKe
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Leif: Nur noch mal zur Erklärung:B
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enough, as you have said, that loca
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