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Die Publikation im PDF-Format - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

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Stärker als ausländische Kollegenstützen sich deutsche Journalistenauf die Nachrichtenagentur, ja, esgibt eine Agenturgläubigkeit. <strong>Die</strong>Agenturmeldung wird leicht verän<strong>der</strong>to<strong>der</strong> mit Meinung angereichert,und man hat die eigene Geschichte.Obwohl <strong>der</strong> Text <strong>im</strong> Grunde <strong>im</strong>mer<strong>der</strong>selbe ist, so rufen doch leichteVerän<strong>der</strong>ungen den Eindruck vonVielfalt hervor. Dabei gilt das Postulat<strong>der</strong> Mitte. Nicht nur <strong>der</strong> deutschePhilister findet in <strong>der</strong> Mitte sein Maß.Man äußert sich nur ungern jenseitsdessen, was gerade als Konsenskorridorgilt, und bitte kein Risiko.Als ein angesehener freier Journalisteinem TV-Studioleiter eine exklusiveStory anbot, wurde er abgewiesen:„Darüber liegt mir keine Meldungvor“, sagte <strong>der</strong> TV-Mann. Deshalbbringe er die Geschichte nicht. Erruiniere sich doch nicht wegen einer„heißen Geschichte“ seine Karriere,hat er auch noch gesagt.Ein freier Autor, <strong>der</strong> dem Fernseheneine rechercheintensive Geschichteanbietet, wird sich die Sache dre<strong>im</strong>alüberleben müssen, ob er sie durchzieht.In <strong>der</strong> Regel wird die Recherchenicht bezahlt, und was ist, wennam Ende keine Story rauskommt, wasja schon mal passieren kann?Recherchen kosten viel Geld undZeit und die Quote ist auch nichtgarantiert. Wer trotz alledem die Recherchepflegen möchte, muss sichdiesen Luxus oft mit Brot- undButter-Geschäften finanzieren. Es istviel einfacher, schöne Pressemeldungenfilmisch zu übersetzen und mitden Zweitverwertungsrechten dieKasse aufzubessern, als etwas komplizierteGeschichten anzubieten, dieauch noch Ärger machen können.Im deutschen Journalismus sindbilanzsichere Dokumentationen unsaubererpolitischer Vorgänge wenigentwickelt. Bei Interviews werdenPolitikern nicht selten die Fragenvorgelegt, die Interview-Ritualewerden dem Leser, dem Zuschauerverschwiegen. Und oft sind die Dialogeso langweilig, weil sie von Referentenbis zur Unkenntlichkeit bearbeitetwurden. Ist es eigentlich richtig,diese desinfizierte Form des Interviewsdurchzuhalten?Und wie ist es mit <strong>der</strong> Trennungsliniezwischen PR und Journalismus?In Amerika kommen mittlerweilerund 150000 PR-Leute auf etwa130000 Journalisten. In Deutschlandbedienen 20000 PR-Fachleute mehrals 40000 Journalisten. Früher saßenschneidige PRMänner mit tadellosenUmgangsformen wie Fritz Huschkevon Hanstein, Egbert von Tirpitz inaltdeutschen Herrenz<strong>im</strong>mern undließen die Prosa <strong>der</strong> Geschäftsberichteunters Volk bringen. Legendärist <strong>der</strong> Spruch des Graf GeorgVolkmar Zedtwitz-Arn<strong>im</strong>, <strong>der</strong> eisenbeschlageneSchuhe trug: „Ich gebe20

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