08.11.2016 Aufrufe

PS 12/2016

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das bergige Hinterland der Provence<br />

bietet Kurvenaction vom Feinsten<br />

WICHTIGE ÄNDERUNGEN<br />

MOTOR & PERIPHERIE<br />

– neues Mapping der Motorsteuerung<br />

– größere Katalysatoren<br />

– Anti-Hopping-Kupplung mit Servo-<br />

Unterstützung<br />

– Aktivkohlefilter zur Tankentlüftung<br />

ELEKTRONIK<br />

– Inertial Measurement Unit (IMU) zur<br />

Erkennung des Fahrzustands und Steuerung<br />

der elektronischen Fahrassistenzen<br />

FAHRWERK<br />

– komfortablere Abstimmung der Federelemente<br />

mal sieben Grad schon recht frisch.<br />

Doch selbst später mit durchgewärmtem<br />

Gummi bleibt der S 1000 SX eine ungeliebte<br />

Eigenart: ausgeprägtes Aufstellmoment<br />

beim Bremsen in Schräglage.<br />

Das liegt maßgeblich an der Serienbereifung<br />

Bridgestone S 20 in Sonderspezifikation<br />

„N“. Die in die Jahre gekommene<br />

Pelle konnte schon auf der Vorgänger-SX<br />

nicht überzeugen. Hier hat Kawasaki<br />

die Chance vertan, dem Sporttourer<br />

modernere Sohlen zu spendieren.<br />

Trotzdem macht es riesig Laune, den<br />

Powerbolzen durch die Bergwelt zu<br />

scheuchen. Etwas Körpereinsatz genügt,<br />

schon gerät der Pilot in diesen magischen<br />

Kurven-Flow, der ihn alle Unzulänglichkeiten<br />

vergessen lässt. Auch die<br />

vier zusätzlichen Kilo sind egal, mit denen<br />

die Kawa jetzt an der 240-Kilo-Marke<br />

kratzen dürfte. Mit steigendem Speed<br />

schwingt sich die SX allerdings etwas<br />

auf, vor allem achtern wirkt sie leicht<br />

instabil. Absteigen, Dämpfung checken.<br />

Das obligatorische Drücken aufs Heck<br />

entlarvt eine zu lasche Abstimmung.<br />

Also etwas am Einstellschräubchen<br />

gedreht, auch an der Gabel, und schon<br />

pfeffert die Fuhre spürbar satter durchs<br />

– andere Umlenkung des Federbeins<br />

– neu abgestimmtes ABS mit Kurvenfunktion<br />

VERKLEIDUNG/SONSTIGES<br />

– größere Verkleidung und Windschild<br />

– LED-Beleuchtung<br />

– größere, komfortablere Sitze<br />

– um fünf Millimeter abgesenkte<br />

Sitzposition<br />

– neue Spiegel mit längeren Auslegern<br />

– neues Cockpit mit Ganganzeige und<br />

zusätzlichen Funktionen<br />

Geläuf. Bodenunebenheiten dringen<br />

nun allerdings deutlicher zum Fahrer<br />

durch, die Fuhre wirkt unkomfortabler.<br />

Was ist besser? Geschmackssache.<br />

Der weite Einstellbereich, vor allem<br />

am Federbein, ermöglicht für jeden<br />

Popometer ein passendes Setup. Eine<br />

Feinabstimmung inklusive Tipp folgt<br />

bei einem ausführlichen späteren Test.<br />

Modernste Elektronik steuert<br />

nun die Fahrassistenzen<br />

Hier und heute können wir aber schon<br />

viel über das neu abgestimmte ABS<br />

berichten. Dank moderner Trägheits-<br />

Sensorik, die den Fahrzustand genau<br />

erfasst (Stichwort IMU), regelt das System<br />

erfreulich spät und verhindert zudem<br />

verlässlich den Abflug über den<br />

Lenker durch eine steigende Maschine.<br />

Die neue, vom Volksmund üblicherweise<br />

als Kurven-ABS bezeichnete Fahrassistenz<br />

erlaubt zudem Vollbremsungen<br />

selbst in kühner Schräglage. Ein Pulsieren<br />

am Hebel zeugt von den Regelintervallen.<br />

Dazu beißen die Stopper<br />

nach wie vor kräftig zu, lassen sich<br />

bestens dosieren und liefern einen<br />

knackigen Druckpunkt – Hammer!<br />

Die zeitgemäße Elektronik steuert<br />

auch die dreistufige Traktionskontrolle.<br />

Je nach Position greift sie früher oder<br />

später ein. Fürs Landstraßenglühen<br />

taugt Einstellung zwei hervorragend, da<br />

sie zwar spät, aber selbst für ambitionierte<br />

Streifzüge nicht zu spät eingreift.<br />

Wer Wheelies ziehen möchte, muss die<br />

TC allerdings deaktivieren. Jede der<br />

drei Stufen stoppt den Einradtanz<br />

spätestens nach einem kurzen Hüpfer.<br />

Schade, denn die jetzige Hardware<br />

hätte es sicher erlaubt, Traktions- und<br />

Wheeliekontrolle getrennt zu regeln.<br />

Was fehlt zu guter Letzt? Richtig, der<br />

Motor. Dessen Innereien blieben komplett<br />

unangetastet, lediglich die Motorsteuerung<br />

(Mapping) stimmten die<br />

Ingenieure neu ab. Das genügte offenbar,<br />

um Leistung und Drehmoment auf<br />

bisherigem Niveau (142 <strong>PS</strong>, 111 Nm) zu<br />

halten – Chapeau! Euro 4 forderte lediglich<br />

den Einsatz größerer Katalysatoren<br />

und einen Aktivkohlefilter zur Tankentlüftung.<br />

An der Peripherie spendierte<br />

Kawasaki der SX eine feine Anti-Hopping-Kupplung,<br />

federleichte Bedienung<br />

dank Servo-Unterstützung inklusive.<br />

Ihr rauer Charme ist der Kawa<br />

dennoch geblieben. Powervoller Antritt,<br />

aggressives Auspuffbellen, kerniger<br />

Motorlauf: ein wohlbekanntes Gefühl.<br />

Das beantwortet auch die eingangs<br />

gestellte Frage: Ja, die S 1000 SX ist<br />

sich treu geblieben. Fans wird’s freuen,<br />

und auch Kritiker müssen anerkennen,<br />

dass die gezielten Änderungen den<br />

Sporttourer deutlich aufgewertet<br />

haben. Dass Kawasaki zudem den Preis<br />

der noch in diesem Jahr erhältlichen<br />

Maschine unter 13000 Euro halten<br />

möchte (endgültiger Preis bis Redaktionsschluss<br />

nicht klar), ist ebenfalls<br />

erfreulich. Treuetest bestanden.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2016</strong> 31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!