PS 12/2016
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fangen, als ich durch solche Aktionen<br />
die Meisterschaft weggeworfen hatte.<br />
Um zu kapieren, dass Konstanz eben<br />
auch wichtig für einen Titel ist, musste<br />
ich einen hohen Preis bezahlen. Ich<br />
wollte es dieses Jahr einfach besser<br />
machen, aber natürlich muss man<br />
in diesem Sport trotzdem Risiken eingehen.<br />
Deshalb bin ich in dieser Saison<br />
häufig im Training gestürzt, einfach<br />
um das Limit für die Rennen genau zu<br />
kennen. Hast du es gefunden, ist es<br />
leichter, sitzen zu bleiben.<br />
Nach den Siegen in Argentinien<br />
und Austin war mir dennoch klar, dass<br />
es nicht einfacher werden würde. Valentino<br />
und Jorge machen eigentlich<br />
keine Fehler. Seltsamerweise haben sie<br />
dieses Jahr plötzlich Fehler gemacht,<br />
und wir sind schon mit einem komfortablen<br />
Vorsprung in die Sommerpause<br />
gegangen. In der Pause haben mein<br />
Manager Emilio Alzamora und ich eine<br />
Strategie ausgearbeitet: Hier sammelst<br />
du so viele Punkte wie möglich, dort<br />
könnte es fürs Podium reichen.<br />
Das Flag-to-Flag-Rennen am Sachsenring<br />
habe ich dann gewonnen und<br />
in Brünn einen Podiumsplatz geholt.<br />
In Silverstone wurde ich dafür Vierter,<br />
in Misano und Österreich Fünfter. Und<br />
ich wurde schon etwas nervös. Aber<br />
genau da haben mich dann mein Crew-<br />
Chief Santi Hernandez und die anderen<br />
Jungs beruhigt und mir aufgezeigt,<br />
dass wir immer noch einen guten Vorsprung<br />
haben. Und dann kam Aragón<br />
als Nächstes. Auf Aragón habe ich<br />
regelrecht gewartet und als wir dort<br />
waren, sagten wir uns, es wäre wieder<br />
an der Zeit zu gewinnen. Wenn die ganze<br />
Truppe auf einer Wellenlänge liegt,<br />
wird alles viel einfacher.<br />
Der Druck war<br />
wieder da<br />
Gegen Ende der Saison<br />
fühlte ich dann den Druck<br />
noch mal steigen, aber ich<br />
war auch extra motiviert. Dadurch war<br />
ich sehr fokussiert und hoch konzentriert.<br />
Von Donnerstag bis Sonntag gab<br />
es für mich nur das Motorrad und die<br />
Arbeit im Team. Wohingegen ich letztes<br />
Jahr immer Fehler machte, wenn mich<br />
andere unter Druck gesetzt haben. Dieses<br />
Jahr blieb ich auf uns konzentriert,<br />
habe den Druck maximal erhöht und<br />
die anderen die Fehler machen lassen.<br />
Zwei Besonderheiten gab es dieses<br />
Jahr zusätzlich, die neuen Einheitsreifen<br />
von Michelin und die Elektronik. Es<br />
war sehr schwer, die Reifen zu verstehen,<br />
denn Michelin entwickelte pausenlos<br />
daran. Das Problem war also,<br />
dass es bei jedem Rennen neue Reifen<br />
gab und sie sich immer anders anfühlten.<br />
Erst nach dem Rennen in Barcelona,<br />
dem siebten GP der Saison, habe<br />
ich die Michelins verstanden. Erstmals<br />
in diesem Jahr bin ich Valentino viele<br />
Runden nachgefahren, denn ich wusste,<br />
dass er die Michelins von früher<br />
sehr gut kennt. Ich sah, was er mit<br />
den Reifen anstellte und habe so den<br />
Vorderreifen kapiert. Seitdem habe ich<br />
den Vorderreifen anders genutzt, obwohl<br />
es immer etwas unterschiedlich<br />
ist, da kein Kurs dem anderen gleicht.<br />
In der zweiten Saisonhälfte kam<br />
dann die erhoffte Hilfe, weil Honda besonders<br />
bei der Elektronik einen grandiosen<br />
Job gemacht hat. Wir haben bei<br />
der Beschleunigung deutlich zugelegt<br />
und hatten gegen Saisonende ein konkurrenzfähiges<br />
Bike. Ein weiterer großer<br />
Schritt waren die großen Frontflügel,<br />
die erstmals für Brünn kamen und<br />
die ich unbedingt haben wollte. Die<br />
Flügel behoben das Wheelie-Problem<br />
und damit unseren Nachteil bei der Beschleunigung.<br />
Mit den Flügeln machten<br />
wir dann riesige Schritte vorwärts.<br />
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