Kunstbericht 2007 - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Internationaler <strong>Kultur</strong>austausch | Festspiele<br />
veranstaltungen am Bodensee zum Bild der <strong>Kultur</strong>nation Österreich im internationalen<br />
Spiegel passen sollten. Parallelen zu Salzburg sind freilich erkennbar. Das erste große<br />
Wiener Orchester, die Wiener Philharmoniker, wurde zur Stütze der Salzburger Festspiele,<br />
das zweite große Wiener Orchester, die Wiener Symphoniker, bezog in Bregenz seine<br />
Sommer residenz. Eine klare inhaltliche Programmatik gab es auch bei den Bregenzer<br />
Festspielen von Anfang an: Operette, Oper <strong>und</strong> Ballett auf der Seebühne, ergänzt durch<br />
Konzerte mit den Wiener Symphonikern <strong>und</strong> Sprechtheateraufführungen. Der Bau des<br />
Festspielhauses eröffnete seit den 1980er Jahren die Möglichkeit, bei Regen auch Aufführungen<br />
ins Haus zu verlegen. Der langjährige Intendant Alfred Wopmann schuf mit<br />
seinem Programm – bekannte Opern auf der Seebühne, zusätzlich eine Rarität <strong>für</strong> Opernliebhaber<br />
im Haus – eine Schiene, die sich über ca. zwei Jahrzehnte als erfolgreich erwies<br />
<strong>und</strong> nun von seinem Nachfolger David Pountney seit 2005 fortgesetzt wird.<br />
In den 1960er Jahren folgten auch in anderen B<strong>und</strong>esländern Festspielgründungen: der<br />
Carinthische Sommer in Kärnten, die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, die Ambraser<br />
Schlosskonzerte in Tirol <strong>und</strong> die Seefestspiele Mörbisch im Burgenland. In Niederösterreich<br />
spezialisierte man sich auf Freilichttheaterveranstaltungen an historischen Schauplätzen<br />
(Sommerspiele Melk, Sommerspiele Perchtoldsdorf, Nestroyspiele Schwechat). Die<br />
spezifische Note ergab sich zum einen aus den Ideen der gestaltenden Künstlerinnen <strong>und</strong><br />
Künstler (z.B. des Wiener Philharmonikers Helmut Wobisch in Ossiach), zum anderen aus<br />
räumlichen Vorgaben (z.B. Neusiedler See) oder historischen Zusammenhängen (z.B. Innsbruck<br />
als Gründungsort der Hofmusikkapelle unter Kaiser Maximilian).<br />
In den 1970er Jahren kamen Festivals wie der Steirische Herbst hinzu, der aus einem<br />
aufgeschlossenen kulturellen Klima in der Stadt Graz (Grazer Autorinnen Autoren Versammlung,<br />
Forum Stadtpark Graz) eine logische Entwicklung nahm, oder das Brucknerfest<br />
in Linz, bei dem der Bezug zum großen Sohn der Region Anton Bruckner hergestellt<br />
wurde. Die Einrichtung der Linzer Klangwolken <strong>und</strong> der Ars Electronica erweiterte die<br />
inhaltlichen Dimensionen.<br />
Anfang der 1980er Jahre erregten die Volksschauspiele Telfs österreichweit mit der Uraufführung<br />
von Dramen von Felix Mitterer Aufsehen: Die Spannung ergab sich aus dem<br />
Vorhaben, in einer Sprache, die alle verstehen können, Theater <strong>für</strong> alle zu machen <strong>und</strong> dabei<br />
gleichzeitig kritische Themen unverhohlen anzusprechen. Die Produktionen <strong>2007</strong>, die<br />
auf Gr<strong>und</strong> der Erkrankung der verdienstvollen Obfrau Ruth Drexel dem Schauspieler <strong>und</strong><br />
Regisseur Markus Völlenklee als künstlerischem Leiter überantwortet wurden, waren nicht<br />
nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern künstlerisch insgesamt auf einem so hohen Niveau,<br />
dass sie erstmals vom Bühnenbeirat mit einer Prämie ausgezeichnet wurden.<br />
Im Wesentlichen mit Claudio Abbado als Musikdirektor von Wien ist die Initiative<br />
verb<strong>und</strong>en, in Form des Festivals Wien Modern erstmals in Österreich ein eigenes Präsentationsforum<br />
<strong>für</strong> Neue Musik im großen Rahmen zu schaffen. Die Konzerte finden vor<br />
allem im Wiener Konzerthaus <strong>und</strong> im Musikverein statt <strong>und</strong> beleben somit den Wiener<br />
Konzertkalender in einer zukunftsweisenden Richtung.<br />
Während sich in Wien um dieses Festival ein Publikum von Spezialisten gebildet hat,<br />
setzt das vom Tiroler Pianisten <strong>und</strong> Komponisten Thomas Larcher initiierte Tiroler Festival<br />
<strong>für</strong> Neue Musik, die Klangspuren Schwaz, seit bereits mehr als zehn Jahren darauf, den<br />
Menschen im Einzugsgebiet Tirol zeitgenössische Musik nahe zu bringen. Die Konzerte<br />
finden in Sport- oder Firmenhallen statt, neben internationalen Top-Musikerinnen <strong>und</strong><br />
-musikern wirken auch die engagierten Hobby-Musiker der Blasmusikkapelle Wattens,<br />
eine der besten Blaskapellen Österreichs, in großen symphonischen Werken mit. Unter dem<br />
nunmehrigen künstlerischen Leiter Paul Kainrath versteht sich dieses Festival als Gegenpol<br />
zu dem vor allem der Aufführung von Werken Richard Wagners gewidmeten Festival Tiroler<br />
Festspiele Erl, dessen Gründer <strong>und</strong> künstlerischer Leiter, der Dirigent Gustav Kuhn, mit<br />
seinen Interpretationen im architektonisch einmaligen Passionsspielhaus von Erl seit Ende<br />
der 1990er Jahre ein operninteressiertes Publikum aus dem Tiroler <strong>und</strong> süddeutschen Raum<br />
anzuziehen versteht.<br />
Die zwei größten Filmveranstaltungen Österreichs, die Viennale <strong>und</strong> die Diagonale,<br />
fielen <strong>2007</strong> in die Kompetenz der Abteilung 3. Mit ca. 92.000 Besucherinnen <strong>und</strong> Besu-<br />
<strong><strong>Kunst</strong>bericht</strong> <strong>2007</strong><br />
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