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„Du bist ein Schwein!“<br />
„Was ein Schwein ist weiß <strong>ich</strong>!“, sagte Iris. „Aber was ist ein Puff?“<br />
Jetzt mischte meine Mutter mit: „Das ist was für Schweine!“<br />
„Gut, <strong>ich</strong> will Schweine sehen!“ Iris war begeistert<br />
„Bauer Harms hat welche im Stall.“, meldete <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> zu Wort, um von der<br />
städtischen Vergnügungsmeile endl<strong>ich</strong> abzulenken.<br />
Also blieb Walter und Gerhard n<strong>ich</strong>ts weiter übrig, als mit den Kindern den<br />
Harmschen Bauernhof zu besuchen und den Schweinestall zu bes<strong>ich</strong>tigen.<br />
Allerdings wunderte s<strong>ich</strong> der Landwirt sehr, als ein engelsgle<strong>ich</strong>es, blondes, kleines<br />
Mädchen ihn mit den Worten ansprach: „Sie haben hier einen wunderschönen Puff,<br />
aber der stinkt gewaltig.“<br />
Bei Tante Rosa<br />
Inzwischen war es Abend geworden und meine Mutter hatte in der Küche zu tun, weil<br />
die Gäste sehr anspruchsvoll im Bezug auf Quantität waren. Rosa, Walter und die<br />
Enkel wollten über Nacht bleiben und Mona Marie und <strong>ich</strong> verabschiedeten uns<br />
gegen zehn Uhr.<br />
Im Auto war Mona Marie verdächtig still. Dann fragte <strong>ich</strong> sie, was sie von meiner<br />
Tante hielt.<br />
„Oh,“, gab sie von s<strong>ich</strong>, „die Rosa ist ein wenig so, wie deine Mutter – allerdings, als<br />
wäre diese auf Drogen. Soviel Widersprüchl<strong>ich</strong>keit in einer Person habe <strong>ich</strong> selten<br />
erlebt. Uns erzählt sie was vom Abnehmen und sie selber sieht aus wie ein<br />
M<strong>ich</strong>elinmännchen. Dauernd quasselte sie mir was von Sparsamkeit. Strom sparen,<br />
Heizung sparen, Wasser sparen vor. Du glaubst n<strong>ich</strong>t, was sie zum Wasser sparen<br />
beigetragen hat. Wir hatten Eier gekocht und sie befahl uns, das Wasser n<strong>ich</strong>t<br />
wegzuschütten. Sie hat darin ihre Schlüpfer ausgewaschen. Ich freue m<strong>ich</strong> schon<br />
sehr darauf, wenn wir sie einmal besuchen dürfen. Ich bekomme dort wahrscheinl<strong>ich</strong><br />
n<strong>ich</strong>t einen Bissen runter.“<br />
Irgendwann ließ s<strong>ich</strong> ein Besuch bei meiner Tante n<strong>ich</strong>t mehr aufschieben. Mona<br />
Marie und <strong>ich</strong> fuhren morgens zu meiner Mutter, um dort vor der Fahrt zu<br />
frühstücken. Mein Bruder Gerhard war auch schon da. Er sah seltsam aufgebrezelt<br />
aus in einem neuen, grauen <strong>An</strong>zug und einer passenden Krawatte.<br />
Nach dem Frühstück schmierte meine Mutter noch ein paar Brote, damit wir auf der<br />
langen Fahrt von n<strong>ich</strong>t einmal drei Stunden n<strong>ich</strong>t verhungern würden. Dann ging es<br />
in allerbester Laune los und wir kamen ohne irgendwelche nennenswerten<br />
Zwischenfälle in Kachtenhausen an. Dort hielten wir einigermaßen erstaunt vor<br />
Rosas und Walters Haus an, das uns in neontürkis anleuchtete.