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Nach einer halben Stunde der nächste <strong>An</strong>ruf: „Wie geht bei der Kiste der<br />
Rückwärtsgang rein?“<br />
„Wie bei jedem VW!“ Langsam spürte <strong>ich</strong>, dass <strong>ich</strong> so etwas ähnl<strong>ich</strong>es wie Nerven<br />
hatte, wenn auch dick wie Kabeltaue.<br />
Mona Marie, merkl<strong>ich</strong> gereizt: „Das dachte <strong>ich</strong> auch, du Hanswurst. Ich fahre n<strong>ich</strong>t<br />
erst seit gestern. Aber da ist n<strong>ich</strong>ts zu machen. Der muss anders funktionieren!“<br />
„Probiere es noch einmal, bitte. Das kann doch so schwierig n<strong>ich</strong>t sein!“ Es folgte<br />
noch etwas chauvinistisches von mir und Mona Marie knallte den Hörer auf.<br />
Als <strong>ich</strong> abends missgelaunt und in Erwartung eines n<strong>ich</strong>t fahrbereiten VW-Busses<br />
nach Hause kam, stand er zu meiner Freude mit nagelneuen Nummernschilder und<br />
angemeldet auf dem Hof.<br />
Zwischen der stürmischen Begrüßung von Rambo und Cleo sagte <strong>ich</strong> zu meiner<br />
Frau: „Du bist doch die Beste. Hast du es doch geschafft!“<br />
Aber Mona Marie war noch n<strong>ich</strong>t empfängl<strong>ich</strong> für Lobeshymnen. „Bitte!“, forderte sie<br />
m<strong>ich</strong> hinterhältig grinsend auf. „Steig’ doch ein, wir machen eine Probefahrt!“<br />
„Natürl<strong>ich</strong>!“ Achselzuckend stieg <strong>ich</strong> ein, Rambo drängelte s<strong>ich</strong> - wie n<strong>ich</strong>t anders zu<br />
erwarten vor und sprang nach hinten. Der ganze Bus wackelte wie bei einem<br />
mittleren Erdbeben. „Na, mein Dicker, wollen wir eine Runde drehen?“<br />
Der Wagen sprang problemlos an. So, jetzt Rückwärtsgang rein und runter vom Hof!<br />
Dachte <strong>ich</strong>! Der Gang ging n<strong>ich</strong>t rein. Ich rührte mit dem Schaltknüppel, drückte ihn in<br />
alle mir bekannten Positionen, schwitzte wie nach einer anstrengenden Bergtour, es<br />
half n<strong>ich</strong>ts. Es konnte doch n<strong>ich</strong>t angehen, dass <strong>ich</strong> meine Frau fragte! Kraft meiner<br />
Intelligenz wusste <strong>ich</strong> doch wohl mit einem Bulli umzugehen! Ich schwitzte immer<br />
mehr, die Stirn tropfte, das Hemd bekam nasse Flecke, <strong>ich</strong> rührte immer<br />
verbissener. Es ging jetzt n<strong>ich</strong>t mehr um eine Probefahrt, sondern um meine<br />
Selbstachtung!<br />
Die Abenddämmerung brach schon herein, als Mona Maries Stimme süß und klebrig<br />
wie Türkischer Honig fragte: „Soll ICH dir zeigen, wie der Rückwärtsgang reingeht?<br />
Nebenbei bemerkt habe <strong>ich</strong> das ganz allein herausgefunden. Ohne männl<strong>ich</strong>e Hilfe!“<br />
Geziert legte sie ihre Hand auf meine, die noch am Schaltknüppel klebte und sagte:<br />
„So, jetzt in den zweiiiiten und ruuunterdrücken!“<br />
Ich schluckte die Demütigung wie seinerzeit Napoleon Elba und sah m<strong>ich</strong> nunmehr<br />
genötigt sie nach dem Ablauf ihres Tages zu fragen.<br />
„Tja,“, sagte sie, „<strong>ich</strong> fuhr also mit einem Nummernschild vorn hinter der Scheibe und<br />
hinten gar keinem zu F<strong>ich</strong>tner. Er bohrte neue Löcher für die Schilder und befestigte<br />
sie. War gar kein Problem. Dann fuhr <strong>ich</strong> wieder zum Straßenverkehrsamt, bekam<br />
natürl<strong>ich</strong> keinen Parkplatz und musste mit der Kiste hin und her rangieren. Nebenbei<br />
bemerkt konnte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t anschnallen, weil der Wagen wohl n<strong>ich</strong>t für normal<br />
große Leute,“, hier musste <strong>ich</strong> mir das Lachen verkneifen, denn Mona Marie kam<br />
s<strong>ich</strong> mit ihren einsachtundfünfzig stets riesig vor, „ausgelegt ist und <strong>ich</strong> den Sitz so