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hatte eine von Wind und Wetter dunkel gegerbte Haut, zu deren Farbe<br />
wahrscheinl<strong>ich</strong> übermäßiges Rauchen ebenso beigetragen hatte, und sein faltiges<br />
Ges<strong>ich</strong>t ähnelte der Straßenkarte von Niedersachsen.<br />
Er begann zu husten und zu würgen. Sein Sohn, der neben ihm saß, re<strong>ich</strong>te ihm<br />
ein Glas mit Wasser, was Erhard dankend annahm. Beim nächsten Hustenanfall<br />
klirrte es dann plötzl<strong>ich</strong> und sein Gebiss lag in dem Glas.<br />
Oma beobachtete das mit strafender Miene und wandte s<strong>ich</strong> dann dem Fleisch zu.<br />
„Aber das Fleisch,“, fragte sie hoffnungsvoll, „das Fleisch ist doch wohl zäh?“<br />
Zu Hause ging es dann weiter mit Kaffee und Kuchen. Die liebevoll von <strong>An</strong>netraud<br />
gedeckte und am Vorabend verteidigte Tafel wurde innerhalb von Minuten verwüstet,<br />
obwohl viele noch einen vom Mittagessen überfüllten Magen und sehr viel Kuchen<br />
übrig blieb. Mona Marie kalkulierte bereits, wie sie alles in der Kühltruhe unterbringen<br />
sollte. Jedenfalls waren alle zufrieden, der Konfirmand mit seinen Einnahmen auch.<br />
Einige begannen nun, nach den Flaschen mit den geistigen Getränken zu schielen.<br />
Allen voran unser Freund Erhard, der s<strong>ich</strong> beständig den Magen hielt und unbedingt<br />
die medizinische Wirkung von Wetterbrand testen wollte.<br />
Und Oma entdeckte plötzl<strong>ich</strong> ihr Herz für Portwein. Bis zum Abendessen hatte sie<br />
eine Flasche geleert. Die zweite Flasche kam nach dem kalten Büffet dran. Als Oma<br />
dann anfing, unanständige Witze zu erzählen, rief <strong>An</strong>netraud laut lachend nach ihrem<br />
Sohn mit seiner Videokamera. Der kam sofort der Aufforderung äußerst interessiert<br />
nach und konservierte Teile des Abends detailgetreu.<br />
Kerzen wurden angezündet und ihr sanftes L<strong>ich</strong>t beleuchtete flackernd mal das eine,<br />
dann das andere Ges<strong>ich</strong>t. Die Gäste murmelten und lachten und die Gläser klangen.<br />
Oma hob schwungvoll ihren Kelch, verschüttete dabei etwas und prostete <strong>An</strong>netraud<br />
zu: „Du darfst m<strong>ich</strong> Oma nennen!“<br />
„Aber gern, du weißt ja, wie <strong>ich</strong> heiße!“<br />
Beide umarmten s<strong>ich</strong>.<br />
„Da-darauf trin-trinken wir noch einen!“ Oma prostete in ihrem portweinschen<br />
Rokokonebel der allgemeinen Runde zu.<br />
„Ki-Kinder kommt alle an mei-meine Brust!“, sprühte sie, denn sie hatte den Mund<br />
voller Käsehäppchen, wovon s<strong>ich</strong> klebrige Krümel unter ihrem Gebiss festgesetzt<br />
hatten.<br />
„Ken-nent ihr den schon? Kommt ein Ma-hann in eine Knnnneipe….. warum huschen<br />
hier so-so viele Li-l<strong>ich</strong>ter vorbei?“<br />
„Oma, du bist süüüß!“ <strong>An</strong>netraud gab ihr – auch schon selig im Portweinrausch –<br />
einen schmatzenden Kuss.<br />
„Du schielst!“