Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
wollte er einem dringenden Bedürfnis nachgehen, als plötzl<strong>ich</strong> eine freilaufende<br />
Gans sein bestes Stück attackierte. Zwei späte Spaziergänger, alarmiert durch sein<br />
Geschrei, riefen die Polizei an, die wiederum die Ambulanz benachr<strong>ich</strong>tigte, und er<br />
wurde in die nächste Klinik gebracht. Hier diagnostizierte man eine bedrohl<strong>ich</strong> nahe<br />
Alkoholvergiftung. Als er dann anfing von einem großen weißen Vogel zu sprechen,<br />
sah man das als Beweis für Delirium Tremens an und er wurde in die Geschlossene<br />
verfrachtet, wo er einem Schweinezüchter Gesellschaft leistete.<br />
Um 23:15 verließ Opa Zimmermann drei Straßen weiter sein Haus, um mit seinem<br />
Dackel Oskar noch einmal Gassi zu gehen.<br />
Um 23:20 dröhnten aus der Küche ACDC.<br />
Um 23:30 wollte <strong>An</strong>netraud, völlig unbeeindruckt von den alkoholisierten Männern,<br />
letzte Hand an ihre Dekoration im Nebenraum legen.<br />
Um 23:35 wurde Bauer Wimsdorf aufmerksam auf <strong>An</strong>netraud und umarmte sie mit<br />
dem s<strong>ich</strong>eren Griff eines Mannes, der gewohnt ist, mit schwerem,<br />
landwirtschaftl<strong>ich</strong>em Gerät umzugehen. Dabei klatschte er ihr auf den Hintern wie er<br />
es bei seinen Kühen zu tun pflegte und handelte s<strong>ich</strong> prompt eine Ohrfeige ein.<br />
Beleidigt verließ er die Gesellschaft und stieg auf seinen Trecker, den er vor der Tür<br />
geparkt hatte. Er startete den Boliden und fuhr los, als er Opa Zimmermann und<br />
Oskar bemerkte, die gerade gemütl<strong>ich</strong> die Straße passierten. Da Bauer Wimsdorf<br />
noch n<strong>ich</strong>t müde war, wollte er ein Schwätzchen halten. Er streckte seinen Kopf zum<br />
Fenster hinaus und vergaß, dass er den Fuß auf dem Gaspedal hatte, folgl<strong>ich</strong><br />
rammte er die nächste Laterne. Die knickte um wie ein gefällter Baum und sprühte<br />
dabei Funken wie tausend Wunderkerzen. Offenbar wurden dabei irgendwelche<br />
anderen elektrischen Leitungen verletzt, um 23:45 war der Ort komplett ohne Strom<br />
und um 23:50 hatten die letzten Gäste das Haus verlassen. Die Polizei fand nur noch<br />
verdunkeltes Dorf wie zu Kriegszeiten vor.<br />
Die Konfirmation<br />
Am nächsten Morgen, dem eigentl<strong>ich</strong>en Feiertag, versammelten s<strong>ich</strong> die gesamte<br />
Verwandtschaft und ein Teil unseres Freundeskreises, der n<strong>ich</strong>t in Kliniken gelandet<br />
war, in der Kirche. Von den anderen Konfirmanden waren n<strong>ich</strong>t weniger Verwandte<br />
und Freunde da, und der Platz in dem alten Gebäude re<strong>ich</strong>te kaum aus. Der Pastor<br />
freute s<strong>ich</strong>, genoss den <strong>An</strong>blick und wartete mit dem Beginn seiner Zeremonie, bis<br />
das Gebäude aus den Nähten zu platzen schien und die Luft von den<br />
Restausdünstungen der gestrigen Ausschweifungen der Gläubigen die Türen<br />
aufzusprengen drohte.<br />
Der Pastor war jung, modern und geübt in fernöstl<strong>ich</strong>en Kampfsportarten, die er zu<br />
gegebener Zeit gern einmal zur Schau stellte. Daher verharrte jeder an seinem Platz<br />
und keiner traute s<strong>ich</strong>, dem Bedürfnis nachzugehen, für ein paar Minuten frische Luft<br />
zu schnappen. Als Gesangsstück hatte er unter anderem ein flottes italienisches Lied<br />
unter die langweiligen Psalme und Choräle gemogelt. Aber außer den Konfirmanden,