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An solchen Tagen könnte ich ...

Maggie Milton

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den Deckel aufgeklappt ließen. Öfter ging er auch zum Nachbarn, wühlte in einem<br />

Beet und erledigte dort sein Geschäft.<br />

Der Garten forderte aber n<strong>ich</strong>t nur Rasenmähen. Zu meiner unendl<strong>ich</strong>en<br />

Begeisterung fiel auch das Beschneiden von Sträuchern an. Vor allen Dingen hatten<br />

es mir Mona Maries Bluthaseln angetan. Ihr auch mal, näml<strong>ich</strong> in einem<br />

Gartenkatalog. Dort stand, dass die Haseln n<strong>ich</strong>t höher als zwei Meter werden.<br />

Mittlerweile waren es mindestens vier und die Sträucher lachten m<strong>ich</strong> höhnisch aus,<br />

hingen weit bis auf die Straße und versprachen, noch mehr zu wachsen. Nach jedem<br />

Schnitt reckten sie s<strong>ich</strong> wohlig weiter nach oben und hatten schnellstens ihre Höhe<br />

wieder erre<strong>ich</strong>t.<br />

Aber wie immer im Leben gibt es noch eine Steigerung. Und das war der Kampf mit<br />

dem Knöter<strong>ich</strong>. Als S<strong>ich</strong>tschutz hatten wir unsere Terrasse mit einer Pergola umbaut.<br />

In der nächstgelegenen Gärtnerei fragten wir nach einer schnell wachsenden<br />

Bepflanzung. Der Verkäufer kratzte s<strong>ich</strong> zunächst am Kopf und fragte dann lauernd:<br />

„Wie schnell?“<br />

„Sehr schnell!“ Mona Marie und <strong>ich</strong> waren uns einig.<br />

„Nun“, antwortete der Gärtner gedehnt und polkte etwas Garenerde unter seinen<br />

Fingernägeln hervor. Er formte sie zu Kügelchen und schnippte sie weg. Wir waren<br />

fasziniert. Ein Mann, der noch echt im Dreck wühlte, musste ja Ahnung haben.<br />

„Ich habe noch ein paar Pflanzen namens Fallopia!“ Er grinste sardonisch.<br />

„Nehmen wir!“, erklärte Mona Marie kategorisch.<br />

„Wenn <strong>ich</strong> mir das recht überlege“, er machte jetzt ein bedenkl<strong>ich</strong>es Ges<strong>ich</strong>t, „re<strong>ich</strong>t<br />

für ihren Bedarf wahrscheinl<strong>ich</strong> eine Pflanze!“ Er rieb s<strong>ich</strong> dabei die Hände,<br />

wahrscheinl<strong>ich</strong> ohne Hintergedanken, aber m<strong>ich</strong> machte das misstrauisch. Auf gar<br />

keinen Fall ließ <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> mit einer einzigen Pflanze abspeisen. Das kam gar n<strong>ich</strong>t in<br />

Frage.<br />

„Wir nehmen drei!“, erkläre <strong>ich</strong> entschieden und ohne Widerspruch zu dulden.<br />

Der Fachmann zuckte die Achseln: „Wie Sie wollen! Ich habe Sie gewarnt!“ Dabei<br />

k<strong>ich</strong>erte er nervös.<br />

Wir schlugen also seine feige Warnung in alle Winde und pflanzten unsere drei<br />

Fallopia. Wie s<strong>ich</strong> herausstellte, entpuppten s<strong>ich</strong> diese Gewächse als ganz gemeiner<br />

Knöter<strong>ich</strong>. Der umschlingt jetzt erbarmungslos unsere Terrasse wie eine Boa<br />

Constrictor mit zwölf Köpfen und Schwänzen und unzähligen kuriosen Auswüchsen.<br />

Wir hätten wohl doch auf den seltsamen Gärtner hören sollen.<br />

Mit diesen Gedanken kamen wir schließl<strong>ich</strong> beim Schlafzimmerfenster an und mit<br />

uns das erste entfernte Donnergrollen. Jetzt mussten wir zunächst die Zweige der<br />

Birke beiseite schieben, die s<strong>ich</strong> silbrig glänzend und graziös im Steingarten vor eben<br />

diesem Fenster angesiedelt hatte. Zuerst war sie winzig gewesen, kaum zu sehen.<br />

Sie wuchs aber schnell, weil wir sie in Ruhe ließen. Mona Marie hatte die Idee, sie<br />

irgendwann einmal umzupflanzen. Aber bei dem Gedanken blieb es. Der Baum<br />

wurde zu groß zum Umpflanzen und lebt jetzt an diesem Ort in Gesellschaft einer

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