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weit wie mögl<strong>ich</strong> nach vorn bringen musste. Da so was scheinbar noch nie passiert<br />
ist und die Schiene eingerostet war, musste sie erst gefettet werden. Der Gurt ist<br />
aber so kurz, dass er n<strong>ich</strong>t bis nach vorn re<strong>ich</strong>t. Aus diesem Grunde also<br />
unangeschnallt! Wenn <strong>ich</strong> schalten will, ist das sogar r<strong>ich</strong>tiger Körpereinsatz! Mein<br />
rechter Arm ist gar n<strong>ich</strong>t lang genug, um in den dritten oder vierten Gang zu<br />
erre<strong>ich</strong>en. Also, Hintern halb hoch vom Sitz und nach rechts rüber.“<br />
Nach diesem strengen Vortrag holte sie erst einmal kurz Luft, denn das war noch<br />
n<strong>ich</strong>t alles.<br />
„Nachdem <strong>ich</strong> den Wagen in die zweite Reihe irgendwo rangiert hatte - mir war<br />
schon völlig egal wo <strong>ich</strong> stand - wollte <strong>ich</strong> den Schlüssel ganz normal abziehen. Ich<br />
hatte dann aber plötzl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t nur den Schlüssel in der Hand! Nein, das ganze<br />
Schloss hing dran!“<br />
Ich war völlig verblüfft und ungläubig wie der spr<strong>ich</strong>wörtl<strong>ich</strong>e Thomas.<br />
„Ich also mit Schlüssel und Schloss auf der Suche nach dem Ingenieur, der die<br />
Plaketten verteilt. Der unverschämte Mensch hielt s<strong>ich</strong> die Hüften vor Lachen und<br />
sagte etwas über Frauen und Autos, was <strong>ich</strong> dezent überhörte, schließl<strong>ich</strong> wollte <strong>ich</strong><br />
ja was von ihm. Und dann fing <strong>ich</strong> an zu heulen!“<br />
„Heulen?“ Das wurde ja immer besser.<br />
„Ja, <strong>ich</strong> dachte, wenn <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> klein und schwach gebe, anstatt vor Wut zu kochen<br />
und Emanzipation hervorzukehren, also an das Machogehabe der Männer im<br />
Allgemeinen appelliere, dann hilft er mir. Hat auch geklappt. Das Schloss steckte er<br />
wieder rein, <strong>ich</strong> weiß n<strong>ich</strong>t wie, jedenfalls bekam <strong>ich</strong> alles was <strong>ich</strong> wollte, und hier<br />
fahren wir nun wie Easy Rider in den Sonnenuntergang! Übrigens, wenn du den<br />
Scheibenwischer bedienen willst, musst du erst das Radio anstellen!“<br />
Nach ein paar <strong>Tagen</strong> fiel uns ein, dass wir in diesem Jahr mit <strong>An</strong>netraud und Rudolf<br />
und Martin Urlaub in Finnland machen wollten. Da in Finnland bekanntl<strong>ich</strong> alles<br />
mehrmals so teuer ist wie hierzulande, bot es s<strong>ich</strong> an, den Bulli - außer mit uns - mit<br />
Lebensmitteln vollzuladen und ihn für die Reise zu missbrauchen. Unseren neuen<br />
Bus konnten wir n<strong>ich</strong>t nehmen, da er demnächst verkauft werden sollte und die<br />
geplanten fünftausend Kilometer für die Fahrt s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t günstig auf dieses Vorhaben<br />
auswirken würden.<br />
Dazu wollte <strong>ich</strong> aber erst sein Äußeres verschönern, ihn entrosten und lackieren. Da<br />
Mona Marie meinem Prachtstück stets mit gesundem Misstrauen begegnete, durfte<br />
sie s<strong>ich</strong> wenigstens die Farbe aussuchen.<br />
Wir einigten uns auf ein weißes Dach, der Rest sollte ein hübscher dunkler<br />
Brombeerton sein. Nun war eine öffentl<strong>ich</strong>e Lackiererei n<strong>ich</strong>t im Sinne meines stets<br />
an galloppierender Schwindsucht leidenden Portemonnaies. Aber ein Freund kannte<br />
den Freund eines Freundes, der derlei Arbeiten ausführte und der musste her,<br />
beziehungsweise wir mussten mit Bus und Farbtopf dahin, weil er einen geeigneten<br />
Raum hatte.