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An solchen Tagen könnte ich ...

Maggie Milton

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Als er die Brombeerfarbe sah, kratzte er s<strong>ich</strong> am Kopf und schluckte offenbar einige<br />

negative Bemerkungen herunter. Aber er konnte beruhigt sein, das auf dem Deckel<br />

der Farbdose angegebene dunkle Brombeer wurde kein Brombeer. Auch nach<br />

mehrmaligem Lackieren n<strong>ich</strong>t. Es wurde Pink! Knallig und Neongrell wartete der Bus<br />

auf uns!<br />

Unser Lackierermeister kratzte s<strong>ich</strong> wieder am Kopf, dann verlegen am Hintern und<br />

in seiner Stimme schwang historische Erregung mit, als er sagte: „So eine Farbe<br />

habe <strong>ich</strong> noch nie gespritzt!“<br />

Ich stand da wie Lots Weib, näml<strong>ich</strong> als sie zur Salzsäule erstarrte und konnte ihm<br />

nur noch sprachlos den vereinbarten Geldbetrag in die Hand drücken.<br />

Tim stieß ein gutturales Gebrüll aus. Nur meine andere Ehehälfte wurde von<br />

verschwenderischem Entzücken geplagt.<br />

Aber damit n<strong>ich</strong>t genug, nun musste das Dach noch weiß werden. Das wollte <strong>ich</strong><br />

selber lackieren. Ich suchte mir dafür einen Tag aus, der vielversprechend sonnig<br />

begann, weil die Prozedur auf unserem Hof stattfinden musste.<br />

Ich bat Mona Marie mir bei der Ausr<strong>ich</strong>tung des Wagens zu helfen, und etwas vor<br />

zufahren. Mit meinem Fuß deutete <strong>ich</strong> die r<strong>ich</strong>tige Position an und Mona Marie gab<br />

sofort Gas. Nur mein Fuß war n<strong>ich</strong>t schnell genug fort und so stand schließl<strong>ich</strong> der<br />

Bus mit einem Reifen auf ihm. Ich schrie, und zwar hingebungsvoll. Mona Marie<br />

schrie auch, es hörte s<strong>ich</strong> so an wie: „Was soll <strong>ich</strong> tun? Was soll <strong>ich</strong> tun?“<br />

„Weiterfahren!“, ächzte <strong>ich</strong>.<br />

Das muss man ihr lassen, sie reagierte schnell und mein Fuß war wieder frei.<br />

Allerdings humpelte <strong>ich</strong> ungefähr ein viertel Jahr lang.<br />

Der Wetterber<strong>ich</strong>t war jedenfalls an diesem Tage mit mir, bis die weiß glänzende<br />

Lackierung vollendet war. Dann wies meine Frau mit ihren frisch manikürten Fingern<br />

zum Himmel und sagte den folgenschweren Satz: „Es bewölkt s<strong>ich</strong>!“<br />

„Mach keine Witze, bitte!“<br />

„Ich n<strong>ich</strong>t, aber vielle<strong>ich</strong>t Petrus!“<br />

„Petrus,“, <strong>ich</strong> hob - ein wenig theatralisch vielle<strong>ich</strong>t - die Hände „du hast ein hohes<br />

sittl<strong>ich</strong>es Verantwortungsgefühl der Umwelt gegenüber. Dehne das auf m<strong>ich</strong> aus.<br />

Warte ein paar Stunden mit dem Regen. Die Pflanzen verdursten n<strong>ich</strong>t gle<strong>ich</strong>. Aber<br />

meiner Farbe bekommt das ganz und gar n<strong>ich</strong>t!“<br />

Als <strong>An</strong>twort fiel ein Regentropfen vom Himmel, genau auf m<strong>ich</strong>, genau zwischen<br />

Brille und rechtem Auge.<br />

„Sch....!“ Die Fäkaliensprache wurde mit einem wahren Trommelfeuer von<br />

Regentropfen belohnt. Sie prasselten und tanzten abwechselnd Samba und Disco-<br />

Fox auf dem frisch lackierten Bullidach. Ich tanzte auch, aber eher wie<br />

Rumpelstilzchen.

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