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An solchen Tagen könnte ich ...

Maggie Milton

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Als die Sonne s<strong>ich</strong> besann, dass eigentl<strong>ich</strong> Frühjahr war und zudem an der Zeit die<br />

Strahlen hervorzuholen, sie zu putzen, goldglänzend auf die Erde herabzuschicken<br />

und den Regen zu vertreiben, war es zu spät. Erschüttert wie ein Fußballer nach<br />

einem verschossenen Elfmeter, stand <strong>ich</strong> vor meinem Bulli. Meine Allerbeste wollte<br />

etwas sagen, klappte aber den Mund wieder zu. Tim fand als erster die Sprache<br />

wieder: „Sieht aus wie Hammerschlag.“<br />

„Stimmt!“, sagte Mona Marie „So etwas hat n<strong>ich</strong>t jeder!“<br />

Also fuhr <strong>ich</strong> nunmehr einen pinkfarbenen Bulli mit weißem Hammerschlagdach.<br />

Nachdem Fridolin - aus unerfindl<strong>ich</strong>en Gründen wurde der Bulli so getauft - das neue<br />

Äußere bekommen hatte, mussten auch von innen noch einige Dinge ins Lot<br />

gebracht werden.<br />

„Es wäre angebracht,“, sagte meine Holde eines Tages, „die Scheibenwischer<br />

würden n<strong>ich</strong>t nur über den Radioknopf angehen. Und es wäre auch ganz nett, wenn<br />

das Radio spielen würde. Ganz reizend wäre es, würde mal jemand den Knauf vom<br />

Schaltgestänge festmachen. Ich hatte ihn heute Morgen in der Hand, gerade als <strong>ich</strong><br />

die Autobahnauffahrt hinauf wollte. Übrigens schließt die Schiebetür n<strong>ich</strong>t r<strong>ich</strong>tig. Ab<br />

und zu geht sie während der Fahrt auf. Erinnert m<strong>ich</strong> frappierend an den alten Ford<br />

Taunus, den wir mal hatten. Musst du eigentl<strong>ich</strong> mit konstanter Bosheit Autos<br />

anschaffen, die irgendwelche Macken haben?“<br />

Meine Frau wurde als Kind sehr verwöhnt und die Folgen dieser<br />

Erziehungsmethoden zeigten s<strong>ich</strong> im Umgang mit mir und meinen alten Autos.<br />

Ja, einen alten Ford Taunus Kombi hatten wir auch schon mal. Ja, auch der hatte<br />

seine liebenswerten Eigenschaften. Besonders gern zeigte er die, wenn Mona Marie<br />

ihn fuhr.<br />

Eines katastrophalen Winters schlossen die Türen n<strong>ich</strong>t mehr r<strong>ich</strong>tig. Alle vier n<strong>ich</strong>t.<br />

Das hing wohl mit den Schlössern zusammen, in die Niederschlagswasser gelaufen<br />

war, was dann gefror. Als meine Frau mit der alten Kiste schnittig auf belebter Straße<br />

in eine scharfe Rechtskurve fuhr, flogen beide linke Türen auf und blieben es auch.<br />

Mona Marie, mit hochrotem Kopf und Blutdruck von zweihundert raus aus dem<br />

Wagen und versuchte, die Türen wieder zu schließen. Es ging n<strong>ich</strong>t, sie schnappten<br />

n<strong>ich</strong>t ein.<br />

Wie erwähnt, die Straße war vielbefahren. Außerdem stand sie - meine bessere<br />

Ehehälfte - im absoluten Halteverbot und hinter ihr staute s<strong>ich</strong> der Verkehr. Nun hilft<br />

in unserem gelobten Land ja kaum ein Autofahrer dem anderen. Der r<strong>ich</strong>tige<br />

Deutsche bleibt in seiner Kanzel sitzen und beschränkt s<strong>ich</strong> darauf zu hupen und<br />

zuschimpfen und zusehen.<br />

Immerhin gab es in diesem Fall eine kostenlose Vorstellung für das Publikum<br />

Verkehrsteilnehmer.<br />

Meine Gattin geriet in einen Freudentaumel, als auch noch der Motor ausging. Das<br />

Radio spielte weiter. Laut und deutl<strong>ich</strong>. „Highway to hell!“ dröhnten ACDC.

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