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Ich durchlief eine Tonleiter der Pein bevor <strong>ich</strong> eilfertig säuselte: „Oh, das ist mir aber<br />
unangenehm. Selbstverständl<strong>ich</strong> repariere <strong>ich</strong> das sofort.“<br />
Der Nachbar war aber gar n<strong>ich</strong>t so böse und lachte: „Ich habe das gar n<strong>ich</strong>t so<br />
schnell bemerkt. Gewundert habe <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> habe <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> zunächst über die<br />
zertrampelten Erdbeerbeete. Weil es oft regnete, konnte <strong>ich</strong> die Spuren n<strong>ich</strong>t genau<br />
erkennen und dachte immer nur ‚Donnerwetter, so große Kaninchen’. Einen Haufen<br />
hat er auch ab und zu mal gesetzt, was <strong>ich</strong> auf meine Katzen schob, obwohl mir die<br />
Größe schon zieml<strong>ich</strong> monströs vorkam. Aber <strong>ich</strong> dachte n<strong>ich</strong>t weiter darüber nach,<br />
bis mein anderer Nachbar m<strong>ich</strong> fragte, ob <strong>ich</strong> wieder einen Hund hätte. So bin <strong>ich</strong><br />
dann darauf gekommen.“<br />
Also flickte <strong>ich</strong> den Maschendrahtzaun mit Tims Hilfe und außerdem setzten wir noch<br />
einen zusätzl<strong>ich</strong>en höheren Zaun auf dem Grundstück zum Vorgarten. Irgendwie<br />
hatten wir mitbekommen, dass Rambo bei jeder passenden Gelegenheit im Ort<br />
spazieren ging. Obwohl er damals noch halbwüchsig war, hatten die Leute trotzdem<br />
<strong>An</strong>gst vor ihm, was <strong>ich</strong> gar n<strong>ich</strong>t verstehen konnte. Das Tor vom Hof zur Straße<br />
bekam übrigens auch einen Extrariegel, weil Mona Marie bemerkt hatte, dass er den<br />
Drehknauf ins Maul nahm und mit einer Rechtsdrehung das Tor öffnen konnte.<br />
Als der Schwarzbunte ungefähr acht Monate alt war, kam der große Moment, er<br />
konnte sein Bein heben ohne umzufallen und pinkelte n<strong>ich</strong>t mehr in<br />
Hündinnenhaltung. Außerdem war er jetzt größer als Cleo, die von der Stärke her<br />
keine Chance mehr gegen ihn hatte. Nur vor ihren Schäferhundzähnen hatte er<br />
Respekt und hielt vors<strong>ich</strong>tshalber Abstand, wenn sie diese zeigte. Aber sonst<br />
verstanden s<strong>ich</strong> die Hunde ganz gut und <strong>ich</strong> muss zugeben, es war hauptsächl<strong>ich</strong><br />
Cleo, die für Rambos Erziehung sorgte.<br />
Meine Familie sagte immer, Rambo sei ein sehr sozial eingestellter Hund. Er putzte<br />
den Kater und er putzte Cleo. Wollten sie n<strong>ich</strong>t gewaschen werden, stellte er einfach<br />
eine Pfote auf sie und drückte sie nieder. Gegen diese Art von Brachialgewalt waren<br />
sie machtlos und gaben nach. Übrigens hatte er wohl auch festgestellt, dass s<strong>ich</strong> auf<br />
diese Art kleine Hunde, die ihn ankläfften, in Schach halten ließen. Einfach Pfote<br />
drauf – und sie waren still.<br />
Aber er war auch anhängl<strong>ich</strong> und wollte mit seiner Familie oft schmusen. Wir liebten<br />
es, in sein we<strong>ich</strong>es, flauschiges Fell zu greifen. Ja, und da wir es trotz guter Vorsätze<br />
und ausre<strong>ich</strong>ender Literatur versäumt hatten ihn r<strong>ich</strong>tig zu erziehen, bestimmte er,<br />
wann er Stre<strong>ich</strong>eleinheiten brauchte und wann es genug war. Wenn wir n<strong>ich</strong>t<br />
reagierten, boxte er uns mit seinen dicken Bärentatzen. Ja, diese Riesenpfoten<br />
konnte er erstaunl<strong>ich</strong> geschickt einsetzen, besonders zum Betteln. Dabei war er aber<br />
wählerisch bei der Auswahl seiner Leckereien. Er aß keinen Aufschnitt oder<br />
Schinken. Er gebärdete s<strong>ich</strong>, als ob das widerl<strong>ich</strong> roch und <strong>ich</strong> ahnte, dass da immer<br />
Sachen drin waren, die n<strong>ich</strong>t hineingehörten. Ein Leberwurstbrot mal eben so<br />
nebenbei akzeptierte er. Ja, und Bockwurst – Bockwurst von dem Fleischer aus<br />
unserem Ort – dafür hätte er getötet. Und <strong>ich</strong> erinnere m<strong>ich</strong> an Hundekuchen. Bonzo<br />
wurde der genannt. Das war das allergrößte. Schon bei dem Klang des Wortes<br />
„Bonzo“ wurde er nervös. Wir gewöhnten uns dann an, nur noch von dem Wort mit<br />
„B“ zu sprechen.