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nur ein hilfloses Gurgeln zustande und machte m<strong>ich</strong> erneut auf den Weg zum<br />
Optiker.<br />
Der freute s<strong>ich</strong> und erkundigte s<strong>ich</strong> mit gierig blitzenden Augen nach dem Alter des<br />
Hundes. Ich bekam einen Rabatt, zukünftig eine Karte zu jedem meiner Geburtstage<br />
und der Hund zu diesen <strong>Tagen</strong> einen Kauknochen in der Größe XXL.<br />
Wir gewöhnten uns langsam daran, dass Rambo offenbar eine luxuriöse<br />
<strong>An</strong>schaffung war. Er fraß Geldscheine, aber nur Hunderter und Fünfziger, die<br />
Zwanziger und Zehner ließ er liegen. Auf die Neuanschaffung von Geldscheinen<br />
bekam <strong>ich</strong> übrigens keinen Rabatt.<br />
Nachdem wir kurz danach nun auch noch Bücher, darunter „Fräulein Smillas Gespür<br />
für Schnee“ und Rupert Sheldrakes „Morphogenetische Felder“ zerkaut vorfanden,<br />
gewöhnten wir uns an, n<strong>ich</strong>ts mehr auf dem Couchtisch liegen zu lassen.<br />
Übrigens kamen die Löcher in unseren Socken n<strong>ich</strong>t vom Alter dieser Strümpfe.<br />
Den nächsten Preisnachlass bekamen wir für Telefonkabel. Rambo rückte eine<br />
Woche lang regelmäßig das Schränkchen beiseite, hinter dem das Kabel deponiert<br />
war und bearbeitete es dann mit seinen spitzen Zähnen. Ob es schmeckte, hat er<br />
uns nie gesagt. Ich musste jedoch in dieser besagten Woche tägl<strong>ich</strong> in der<br />
Elektroabteilung des nächsten Supermarktes Nachschub für Telefonkabel kaufen<br />
und die Verkäuferin sah m<strong>ich</strong> von Mal zu Mal seltsamer an und schien eine Reihe<br />
kritischer Bemerkungen herunterzuschlucken. Schließl<strong>ich</strong> sah <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> genötigt<br />
etwas zu unternehmen und baute aus Holz einen Kabeltunnel.<br />
Rambos interessierte Augen verfolgten die Bastelei und – nachdem er auf mir<br />
herumgeklettert war, weil <strong>ich</strong> auf dem Fußboden saß und so ungefähr seine Sitzhöhe<br />
eingenommen hatte – grinste er m<strong>ich</strong> frech an und zerknackte die Konstruktion mit<br />
seinen weißen Zähnen.<br />
Eine Zeitlang ging es nun drunter und drüber mit unserem Telefon, er malträtierte<br />
noch zwei Umbauten, dann wandte er s<strong>ich</strong> anderen Beschäftigungen zu.<br />
Geradezu in Ekstase versetzten ihn Wäschestücke. Gewaschene, aber auch<br />
ungewaschene. Wo immer er Wäsche erwischte, schleppte er sie durch die Gegend.<br />
<strong>An</strong> einem folgenschweren Freitag erwischte er eine Unterhose von mir. Beste weiße<br />
Baumwollqualität, Feinripp und natürl<strong>ich</strong> ungewaschen. Mit flatternden Ohren und der<br />
Peinl<strong>ich</strong>keit im Maul quirlte er über die Straße und legte dieses Prunkstück einem<br />
kleinen Mädchen mit fröhl<strong>ich</strong>em: „Wäff, wäff!“, vor die Füße. Die Kleine war reizend<br />
anzusehen. Blonde lange Haare umrahmten ein rundes Ges<strong>ich</strong>tchen, aus dem große<br />
blaue Augen neugierig auf das Corpus delikti blickten. Ich keuchte wie eine<br />
Dampfwalze heran und wollte gerade mit einem Hechtsprung retten, was zu retten<br />
war, als das Mädchen s<strong>ich</strong> mit entzückendem Lächeln bückte und mit spitzen<br />
Fingern das von der Erde aufnahm, was man sonst dezent verborgen trägt. Die<br />
Mutter dieser Kleinen war nun ebenfalls eingetroffen, neugierig, was der Auflauf<br />
sollte. Das Lächeln des Kindes wirkte nun ausgesprochen hinterhältig auf m<strong>ich</strong>, als<br />
es s<strong>ich</strong> zur Mutter drehte und sagte: „Sieh mal, was der Onkel verloren hat!“