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An solchen Tagen könnte ich ...

Maggie Milton

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seiner Statur die Sonne? Mein Gott, so etwas wollten wir uns ins Haus holen!<br />

(Tatsächl<strong>ich</strong> wurde unser Rambo auch zehn Zentimeter größer als der Standardtyp<br />

dieser Rasse).<br />

Er – der riesige Rüde – musterte m<strong>ich</strong> mit seine dunklen Augen zunächst<br />

interessiert, und als er merkte, dass <strong>ich</strong> keinen Hundekuchen für ihn hatte,<br />

gelangweilt. Niemals hätte <strong>ich</strong> ihm allerdings eine Leckerei zustecken mögen. Meine<br />

Hand wäre wahrscheinl<strong>ich</strong> in seinem Rachen bis zum Ellenbogen verschwunden.<br />

Nun, zu diesem Zeitpunkt hatte <strong>ich</strong> wahrscheinl<strong>ich</strong> schon n<strong>ich</strong>t mehr viel zu sagen<br />

und um sieben Uhr abends waren wir mit der Züchterin handelseinig und r<strong>ich</strong>teten<br />

uns darauf ein, den Welpen im Alter von neun Wochen abzuholen.<br />

Zu Hause setzte in den nächsten <strong>Tagen</strong> ein hektisches Treiben ein. Bücher über<br />

Welpenaufzucht und speziell über Berner Sennenhunde wurden gekauft und studiert.<br />

M<strong>ich</strong> tröstete etwas, dass unser zukünftiger neuer Hausgenosse zu einer besonders<br />

ruhigen und trägen Hunderasse gehören sollte. Wie s<strong>ich</strong> später herausstellte hatte<br />

unser Exemplar das Buch n<strong>ich</strong>t gelesen und sah infolgedessen keine Veranlassung<br />

s<strong>ich</strong> danach zu r<strong>ich</strong>ten.<br />

In unserem nagelneuen roten VW-Bus (Typ 4, amerikanische Ausstattung) fuhren wir<br />

pünktl<strong>ich</strong> zum Welpenabholtermin nach Bad Oeynhausen. Mit uns fuhren farbl<strong>ich</strong><br />

abgestimmt zum Auto eine rote Leine und ein rotes Halsband. Außerdem ein<br />

Wasserbehälter, ein Napf, ein kleiner Plastikwäschekorb und jede Menge<br />

Küchenrolle, falls der kleine Hund vor Aufregung Durchfall bekäme. Das waren beste<br />

Voraussetzungen stöhnte <strong>ich</strong> innerl<strong>ich</strong>. Der Wäschekorb war übrigens für den<br />

Kleinen gedacht, auf <strong>An</strong>raten der Züchterin sollte er während der Fahrt darin<br />

untergebracht werden. Und natürl<strong>ich</strong> fuhr auch Cleo mit. Sie thronte wie eine Königin<br />

auf der Ladefläche. Wir wollten ihr den jungen Hund n<strong>ich</strong>t erst zu Hause<br />

präsentieren.<br />

Am Ziel angekommen wurde uns in einem kleinen Zwinger – gefüllt mit Sand – der<br />

gesamte Wurf Welpen gezeigt. Seit <strong>ich</strong> sie das letzte Mal sah, hatten sie s<strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong><br />

erstaunl<strong>ich</strong> verändert. Da lagen zehn Wollknäuel durcheinander gewürfelt, müde vom<br />

Spielen und präsentierten teils ihre weißen Bäuche und teils ihre schwarzen Rücken<br />

der wärmenden Junisonne. Es war eben eine ruhige Rasse.<br />

Bis auf einen, der kam putzmunter und neugierig auf uns zugekugelt, hangelte s<strong>ich</strong><br />

an unseren ausgestreckten Armen hoch, biss spielerisch mit seinen spitzen Zähnen<br />

in unsere Hände, das Schwänzchen ging wie ein Windmühlenflügel, kurz er war n<strong>ich</strong>t<br />

müde wie seine Geschwister, er war ein aufgeweckter kleiner Kerl, und das hätte<br />

m<strong>ich</strong> misstrauisch machen müssen. Es war natürl<strong>ich</strong> Tims Welpe, dessen Munterkeit<br />

uns zu diesem Zeitpunkt noch begeisterte.<br />

Um Punkt zwölf Uhr kam die Züchterin, wieder mit Jeans und diesmal mit einem grün<br />

karierten Männerhemd bekleidet und bewaffnet mit einer Bürste zum Zwinger. Sie<br />

schnappte s<strong>ich</strong> den Welpen und begann ihn, trotz verzweifelter Proteste seinerseits,<br />

kräftig durchzubürsten.<br />

„Er hat noch ein wenig Milchschorf!“, erklärte sie mit ihrer Reibeisenstimme die eine<br />

Assoziation von Whiskygläsern und mindestens hundert Zigaretten am Tag

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