Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
seiner Statur die Sonne? Mein Gott, so etwas wollten wir uns ins Haus holen!<br />
(Tatsächl<strong>ich</strong> wurde unser Rambo auch zehn Zentimeter größer als der Standardtyp<br />
dieser Rasse).<br />
Er – der riesige Rüde – musterte m<strong>ich</strong> mit seine dunklen Augen zunächst<br />
interessiert, und als er merkte, dass <strong>ich</strong> keinen Hundekuchen für ihn hatte,<br />
gelangweilt. Niemals hätte <strong>ich</strong> ihm allerdings eine Leckerei zustecken mögen. Meine<br />
Hand wäre wahrscheinl<strong>ich</strong> in seinem Rachen bis zum Ellenbogen verschwunden.<br />
Nun, zu diesem Zeitpunkt hatte <strong>ich</strong> wahrscheinl<strong>ich</strong> schon n<strong>ich</strong>t mehr viel zu sagen<br />
und um sieben Uhr abends waren wir mit der Züchterin handelseinig und r<strong>ich</strong>teten<br />
uns darauf ein, den Welpen im Alter von neun Wochen abzuholen.<br />
Zu Hause setzte in den nächsten <strong>Tagen</strong> ein hektisches Treiben ein. Bücher über<br />
Welpenaufzucht und speziell über Berner Sennenhunde wurden gekauft und studiert.<br />
M<strong>ich</strong> tröstete etwas, dass unser zukünftiger neuer Hausgenosse zu einer besonders<br />
ruhigen und trägen Hunderasse gehören sollte. Wie s<strong>ich</strong> später herausstellte hatte<br />
unser Exemplar das Buch n<strong>ich</strong>t gelesen und sah infolgedessen keine Veranlassung<br />
s<strong>ich</strong> danach zu r<strong>ich</strong>ten.<br />
In unserem nagelneuen roten VW-Bus (Typ 4, amerikanische Ausstattung) fuhren wir<br />
pünktl<strong>ich</strong> zum Welpenabholtermin nach Bad Oeynhausen. Mit uns fuhren farbl<strong>ich</strong><br />
abgestimmt zum Auto eine rote Leine und ein rotes Halsband. Außerdem ein<br />
Wasserbehälter, ein Napf, ein kleiner Plastikwäschekorb und jede Menge<br />
Küchenrolle, falls der kleine Hund vor Aufregung Durchfall bekäme. Das waren beste<br />
Voraussetzungen stöhnte <strong>ich</strong> innerl<strong>ich</strong>. Der Wäschekorb war übrigens für den<br />
Kleinen gedacht, auf <strong>An</strong>raten der Züchterin sollte er während der Fahrt darin<br />
untergebracht werden. Und natürl<strong>ich</strong> fuhr auch Cleo mit. Sie thronte wie eine Königin<br />
auf der Ladefläche. Wir wollten ihr den jungen Hund n<strong>ich</strong>t erst zu Hause<br />
präsentieren.<br />
Am Ziel angekommen wurde uns in einem kleinen Zwinger – gefüllt mit Sand – der<br />
gesamte Wurf Welpen gezeigt. Seit <strong>ich</strong> sie das letzte Mal sah, hatten sie s<strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong><br />
erstaunl<strong>ich</strong> verändert. Da lagen zehn Wollknäuel durcheinander gewürfelt, müde vom<br />
Spielen und präsentierten teils ihre weißen Bäuche und teils ihre schwarzen Rücken<br />
der wärmenden Junisonne. Es war eben eine ruhige Rasse.<br />
Bis auf einen, der kam putzmunter und neugierig auf uns zugekugelt, hangelte s<strong>ich</strong><br />
an unseren ausgestreckten Armen hoch, biss spielerisch mit seinen spitzen Zähnen<br />
in unsere Hände, das Schwänzchen ging wie ein Windmühlenflügel, kurz er war n<strong>ich</strong>t<br />
müde wie seine Geschwister, er war ein aufgeweckter kleiner Kerl, und das hätte<br />
m<strong>ich</strong> misstrauisch machen müssen. Es war natürl<strong>ich</strong> Tims Welpe, dessen Munterkeit<br />
uns zu diesem Zeitpunkt noch begeisterte.<br />
Um Punkt zwölf Uhr kam die Züchterin, wieder mit Jeans und diesmal mit einem grün<br />
karierten Männerhemd bekleidet und bewaffnet mit einer Bürste zum Zwinger. Sie<br />
schnappte s<strong>ich</strong> den Welpen und begann ihn, trotz verzweifelter Proteste seinerseits,<br />
kräftig durchzubürsten.<br />
„Er hat noch ein wenig Milchschorf!“, erklärte sie mit ihrer Reibeisenstimme die eine<br />
Assoziation von Whiskygläsern und mindestens hundert Zigaretten am Tag