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An solchen Tagen könnte ich ...

Maggie Milton

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Als <strong>An</strong>twort neigte s<strong>ich</strong> der Kahn gerade nach rechts, und die Terrine rutschte von<br />

allein zu Carla hinüber.<br />

„Danke!“, sagte sie höfl<strong>ich</strong>, wartete auf das nächste Schlingern und schüttete, als alle<br />

abgelenkt waren, die Suppe in ihre Spucktüte. Dann räusperte sie s<strong>ich</strong> laut … und<br />

das hatte sie drauf. Verschiedene Passagiere sahen sie an und sie wurde noch<br />

lauter. .Als s<strong>ich</strong> die Erwartungen bis ins Maßlose gesteigert hatten, fing sie an zu<br />

würgen und hielt s<strong>ich</strong> die Tüte dabei vor das Ges<strong>ich</strong>t. „Tschuldigung! Würg…kann<br />

n<strong>ich</strong>ts dafür….boah….es kommt einfach….blubb….bin gle<strong>ich</strong> fertig!“<br />

Die Menschen ringsherum sahen sie an. Still, sprachlos, angeekelt. Sie konnten n<strong>ich</strong>t<br />

anders, denn wollte s<strong>ich</strong> einer abwenden, stieß er unweigerl<strong>ich</strong> mit der Nase oder<br />

Brille seines Nachbarn zusammen.<br />

„Ah“, keuchte Carla, als sie fertig war „Was herausgekommen ist, muss auch wieder<br />

hinein!“ Sie nahm seelenruhig ihren Löffel und verspeiste den deliziösen Inhalt ihrer<br />

Tüte mit großem Appetit.<br />

Eine derartige Demonstration der europäischen Esskultur war nun doch zuviel für die<br />

Passagiere an unserem Tisch. Was nun folgte, gl<strong>ich</strong> einer Posse aus<br />

Stummfilmzeiten. Wie auf Kommando erhoben s<strong>ich</strong> die Leute, hielten s<strong>ich</strong> teilweise<br />

ihrerseits die Tüten vor den Mund und verließen protestierend und empört unsere<br />

Nähe. Da sie s<strong>ich</strong> ein anderes Domizil suchen mussten, wurden überfüllte Ecken<br />

noch überfüllter und eine allgemeine Massenpanik brach aus. Nur an unserem Tisch<br />

wollte seltsamerweise niemand mehr sitzen und wir hatten Platz.<br />

Osiris<br />

„Osiris ist in der Kühltruhe!“<br />

„Was?“ Ich starrte meine Cousine Carla, die zu Besuch bei uns war, entgeistert an.<br />

Ich kam gerade an jenem Wintertag, der klirrende Eisspitzen in die Haut dringen ließ,<br />

von der Arbeit nach Hause. <strong>An</strong> der Tür empfing m<strong>ich</strong> Carla mit aufgelöst wirkendem<br />

Ges<strong>ich</strong>t und ihrer aufgeplusterten roten Lockenfrisur.<br />

„Na, <strong>ich</strong> habe Osiris draußen gefunden! Tot! Wahrscheinl<strong>ich</strong> wurde er angefahren.“<br />

Osiris war unser rabenschwarzer Kater. Der Liebling der Familie. Ich schluckte. Mein<br />

Hals war plötzl<strong>ich</strong> ganz trocken.<br />

„Und weil wir ihn n<strong>ich</strong>t begraben konnten, da der Boden gefroren ist, habe <strong>ich</strong> ihn in<br />

die Kühltruhe gelegt. Da ist er ganz gut aufgehoben, bis es wieder wärmer wird. Aber<br />

jetzt komm du erst einmal rein.“ Sie trat einen Schritt beiseite.<br />

„Danke vielmals, dass du m<strong>ich</strong> in mein Haus bittest!“, sagte <strong>ich</strong> sarkastisch. „Wo sind<br />

Mona Marie und Tim?“

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