Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bett ein wimmerndes Ächzen und Stöhnen von s<strong>ich</strong> gab und dann in Zeitlupentempo<br />
zusammenbrach.<br />
Die beiden Hotelangestellten, die uns ein neues brachten, lachten uns zwar n<strong>ich</strong>t<br />
offen ins Ges<strong>ich</strong>t, aber ein süffisantes Grinsen konnte man schon auf ihren<br />
Ges<strong>ich</strong>tern erkennen.<br />
Nach dem Abendessen beschlossen wir, noch ein wenig auf dem Balkon zu sitzen<br />
und ein Glas Rotwein zu trinken. Dabei wollte <strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong> noch ein paar Fotos von der<br />
Umgebung schießen. Ich hob die Kamera, plötzl<strong>ich</strong> ertönte ein lautes Knacken und<br />
<strong>ich</strong> saß auf dem Fußboden, den Fotoapparat hoch erhoben in der rechten Hand.<br />
„Diese Plastikmöbel sind zu zierl<strong>ich</strong>!“, stellte Mona Marie lakonisch fest, nachdem sie<br />
s<strong>ich</strong> von dem Schrecken erholt hatte, während <strong>ich</strong> immer noch wie erstarrt auf dem<br />
Boden saß.<br />
Sie half mir dann freundl<strong>ich</strong>erweise hoch und wahrscheinl<strong>ich</strong> war dieses Erlebnis<br />
dann der letzte <strong>An</strong>schubs, es im nächsten Jahr mit einem Apartment mit vernünftigen<br />
Holzmöbeln zu versuchen.<br />
Die Weinflasche hatte den Sturz übrigens n<strong>ich</strong>t überstanden und die rote Flüssigkeit<br />
lief an der weißen Fassade des Hotels nach unten, wo gerade ein Pärchen einen<br />
Verdauungsspaziergang machte. Die junge Dame bekam einige Spritzer ab und<br />
schrie hingebungsvoll. Ihr Mann sah die rote Flüssigkeit und dachte, es wäre Blut,<br />
was an der Hauswand entlang lief.<br />
Das anschließende Polizeiaufgebot konnte zwar später den Sachverhalt klären, aber<br />
erst, nachdem es bei uns die Tür eingetreten hatte und <strong>ich</strong> beweisen konnte, dass<br />
meine Frau noch lebte.<br />
Noch ein Erlebnis zum Schluss<br />
Das sanfte L<strong>ich</strong>t eines rotgoldenen Oktobernachmittags lag über dem kleinen Dorf in<br />
Niedersachsen. Es war warm, und der Herbst schien in weiter Ferne zu sein. Die<br />
Straßen waren menschenleer, nur ab und zu hörte man einen Hund bellen. Hier und<br />
da parkte ein Auto, der Ort wirkte wie ausgestorben.<br />
Ein weißer Passat bog in eine schmale Straße ein, die rechts und links von<br />
Fachwerkhäusern mit Gärten und Scheunen gesäumt wurde. Ein kleines weißes<br />
Einfamilienhaus stand wie ein Fremdkörper in dieser ländl<strong>ich</strong>en Idylle, und genau<br />
gegenüber hielt der Wagen. Der Fahrer schien es s<strong>ich</strong> jedoch plötzl<strong>ich</strong> anders zu<br />
überlegen und wendete sein Fahrzeug, was ihm einige Mühe bereitete. Langsam<br />
fuhr er zurück, bis er außer S<strong>ich</strong>tweite des Hauses war.<br />
Am Steuer saß ein junger Polizist. Er rückte seine Mütze gerade und wandte s<strong>ich</strong> an<br />
den Kommissar, der hinter ihm im Wagen saß: „Ich werde dieses Haus n<strong>ich</strong>t<br />
betreten!“ Seine Stimme klang so dünn wie die eines kleinen Insektes.