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An solchen Tagen könnte ich ...

Maggie Milton

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es s<strong>ich</strong> dabei um eines ihrer Rinder und <strong>ich</strong> fuhr brav an, kam aber nur ein paar<br />

Meter weiter. Alma Schmidtbauer schoss näml<strong>ich</strong> zufällig gerade aus ihrem Laden<br />

und stoppte m<strong>ich</strong> eifrig.<br />

„Hallo Heinr<strong>ich</strong>!“<br />

Ich überlegte mir, ob <strong>ich</strong> die Seitenscheibe n<strong>ich</strong>t gle<strong>ich</strong> unten lassen sollte. Die<br />

Kurbel war näml<strong>ich</strong> schon ein wenig schwergängig in dem alten Bulli. Und wer weiß,<br />

wen <strong>ich</strong> noch alles auf dem kurzen Nachhauseweg traf. Scheinbar war heute hier so<br />

viel los, wie auf einem alten Stück Parmesan, das jemand vergessen hatte, in den<br />

Kühlschrank zu legen.<br />

„Hallo Alma!“, sagte <strong>ich</strong> und versuchte, ein erfreutes Ges<strong>ich</strong>t aufzusetzen.<br />

„Schon Feierabend, mein Lieber?“, entgegnete sie scheinheilig. Sie war schon an die<br />

siebzig und trug ihre Haare streng zurückgekämmt und hinten gnadenlos zu einem<br />

eisenharten Knoten geschlungen.<br />

„Nun ja, zu Hause erwartet d<strong>ich</strong> ja eine schöne Überraschung. Einen netten Hund<br />

habt ihr da! Ich wünsche euch alles Gute damit!“<br />

„Danke Alma! Vielen Dank! Ich weiß deinen guten Wünsche zu schätzen!“ Ich winkte<br />

ihr noch zu und fuhr dann kurz darauf auf unseren Hof. Als <strong>ich</strong> aus dem Auto steigen<br />

wollte, begrüßte m<strong>ich</strong> sofort unser neuer Hausgenosse, indem er mir bellend am<br />

Hosenbein hing. Nun war das zwar n<strong>ich</strong>t meine letzte Hose, aber <strong>ich</strong> regte m<strong>ich</strong><br />

trotzdem auf und brüllte und schimpfte. Cleo ignorierte das, und mein ohnehin<br />

erhöhter Blutdruck brachte es auf Rekordzahlen. Außerdem versagten mir<br />

anges<strong>ich</strong>ts der säbelscharfen Zähne in der schwarzen Schnauze ganze<br />

Muskelgruppen den Dienst.<br />

Die nächsten Minuten verliefen in dramatischer Spannung. Mona Marie, endl<strong>ich</strong><br />

angelockt vom gebündelten Lärm, kam dazu und schrie hysterisch, was keine Hilfe<br />

war. Als sie endl<strong>ich</strong> vom Schreien erschöpft war, versuchte sie die Hündin am<br />

Halsband wegzuzerren und sie zu beruhigen. Unser Sohn Tim tauchte auch plötzl<strong>ich</strong><br />

von irgendwoher auf und redete auf unser neuestes Familienmitglied ein, dessen<br />

Nackenhaare senkrecht eine Bürste bildeten. Auf dem Hausstein stand unser Kater<br />

Osiris mit gesträubtem schwarzem Samtfell, edelsteinfunkelnden, gelbgrünen Augen<br />

und fauchte und miaute kreischend.<br />

Ich kam mir vor, wie der Hauptdarsteller in einer Provinzposse und der Lärm<br />

verharrte kurz vor der Schmerzgrenze, als plötzl<strong>ich</strong> ein noch lauteres Krachen<br />

ertönte. Die Haustür war zugefallen!<br />

Wie auf Kommando waren alle still. Sogar der Hund. Er entließ den Saum meiner<br />

blauen Jeans aus den Fangzähnen, leckte s<strong>ich</strong> versonnen die Lefzen und setzte s<strong>ich</strong><br />

erst einmal auf sein Hinterteil.<br />

Mechanisch, einträchtig und ohne jeden weiteren Laut setzten s<strong>ich</strong> dann drei<br />

Menschen und zwei Tiere in Bewegung, bis sie vor der verschlossenen Tür<br />

ankamen. Chronisch erschöpft stellten wir fest, dass natürl<strong>ich</strong> niemand den

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