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m<strong>ich</strong> kritisch musterte, murmelte <strong>ich</strong> etwas vom Ausruhen. Aber sie überhörte die<br />
kindische Provokation und half mir auf.<br />
Tim steigerte mittlerweile unsere Erwartungen ins Maßlose, bis er endl<strong>ich</strong> die<br />
Terrassentür von innen öffnete, und wir ins Haus konnten. Dabei drängelten s<strong>ich</strong><br />
Cleo und Osiris rücks<strong>ich</strong>tslos an uns vorbei und stürmten ins Wohnzimmer. Sie<br />
überschlugen s<strong>ich</strong> fast und als wir schwungvoll hinterher kamen, blieben sie abrupt<br />
stehen. Dabei stolperten wir über sie bildeten zusammen einen Knoten aus Mensch,<br />
Katze, Hund, Nässe und Dreck. Aber immerhin waren wir nun im Trockenen und<br />
nachdem s<strong>ich</strong> das Knäuel entwirrt hatte, blickten wir uns erle<strong>ich</strong>tert an. Still und ohne<br />
Worte. Eine aufkeimende Zufriedenheit und Harmonie füllte das Wohnzimmer – bis,<br />
ja bis plötzl<strong>ich</strong> Geräusche zu hören waren, die aus dem Keller kamen. So etwas wie<br />
schaben, klappern und plätschern.<br />
Mona sah aus, als wollte sie etwas sagen, klappte aber den Mund schnell wieder zu.<br />
Die Geräusche setzten s<strong>ich</strong> auf der Kellertreppe fort. Ich zog irritiert die Brauen hoch,<br />
dann ging die Tür auf. Vor uns stand unsere Putzfrau Meral mit Eimer und<br />
Wischmopp in der Hand. Wie immer, lächelte sie freundl<strong>ich</strong> und übersah diskret<br />
unseren befremdl<strong>ich</strong>en Aufzug. N<strong>ich</strong>ts in ihrem heiteren Ges<strong>ich</strong>t deutete darauf hin,<br />
dass sie dachte, ihre Arbeitgeber wären etwas seltsam.<br />
Ich stieß einen Schrei wie zu prähistorischen Zeiten aus. Tim schlug s<strong>ich</strong> mit der<br />
flachen Hand vor die Stirn und Mona Marie zog die Schultern hoch: „Habe <strong>ich</strong> total<br />
vergessen, dass sie im Haus ist!“<br />
Meral<br />
Wie Meral später einmal ber<strong>ich</strong>tete, war sie sehr verwirrt, als sie nach Hause kam.<br />
„Es war sehr seltsam heute bei den Wetterleuten!“, sagte sie zu ihrem Ehemann<br />
Mehmet, der erstaunt wegen der Störung von den Istanbuler Nachr<strong>ich</strong>ten aufsah und<br />
an seiner Zigarette zog. Langsam blies er den blauen Qualm durch die Nasenflügel<br />
wieder heraus und fragte desinteressiert: „Was?“<br />
„Sie waren nass, vollkommen nass!“ sagte sie nachdenkl<strong>ich</strong>.<br />
„Ich erinnere m<strong>ich</strong>, dass es regnete!“, antwortete Mehmet und ließ erneut Qualm<br />
durch die Nase ab.<br />
„….und schmutzig, vollkommen schmutzig!“<br />
„Nun, wenn es dort n<strong>ich</strong>t schmutzig wäre, hättest du den Job n<strong>ich</strong>t!“, antwortete er<br />
mit der ihm eigenen Logik. „Und nun möchte <strong>ich</strong> mein Abendessen!“<br />
„Ja, ja!“, sagte Meral und setzte s<strong>ich</strong> erst einmal. „Ich muss m<strong>ich</strong> eine halbe Stunde<br />
ausruhen, heute war sehr viel zu tun!“