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Wir waren keine alten Römer und natürl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t gewillt, das so ohne weiteres<br />
hinzunehmen. Schließl<strong>ich</strong> re<strong>ich</strong>te es, wenn das Haus von meinen Zigarillos verpestet<br />
wurde – Originalton meiner Ehefrau. Es blieb uns n<strong>ich</strong>ts weiter übrig, als das<br />
vierbeinige Wollpaket unermüdl<strong>ich</strong> und immer wieder nach draußen zu führen und<br />
es dort über die Maßen zu loben, wenn es dort sein Geschäft verr<strong>ich</strong>tete. Bei Erfolg<br />
bekam der Kleine jedes Mal ein Stück Hundekuchen. Nach einiger Zeit kam er dann<br />
von allein angerannt und schob seine Schnauze in unsere Hände zur Erinnerung an<br />
den zu erwartenden Bissen.<br />
Rambo wuchs schnell und nach vier Wochen hatten wir ihn sauber. Den blauen<br />
Tepp<strong>ich</strong>, für den <strong>ich</strong> viel Geld bezahlt hatte konnten wir wegschmeißen. Den Schrank<br />
bekam Rosa nach <strong>An</strong>wendung verschiedener Putzmittel endl<strong>ich</strong> mit normalem Essig<br />
wieder hin.<br />
Beim Einkauf von Essig erhielten wir zukünftig Rabatt.<br />
Nachdem das Pinkeln im Haus s<strong>ich</strong> erledigt hatte, brauchte Hund neue<br />
Beschäftigung. Schuhe wiesen neuerdings immer wieder seltsame Stanzmuster auf<br />
und es machte die Sache auch n<strong>ich</strong>t le<strong>ich</strong>ter vom Tierarzt den Hinweis zu<br />
bekommen, dass Hunde Aasfresser seien. Manchmal waren einzelne Sandalen oder<br />
Pumps von Mona Marie unangenehm nass beim <strong>An</strong>ziehen. Schnürsenkel fehlten<br />
grundsätzl<strong>ich</strong>, und wir bekamen auch hierfür Rabatt, weil wir sie dutzendweise<br />
kauften. Letztendl<strong>ich</strong> dressierte uns Rambo dazu, Schuhe n<strong>ich</strong>t mehr herumliegen zu<br />
lassen sondern sie auf oder in die dafür vorgesehenen Schränke zu stellen.<br />
Tepp<strong>ich</strong>brücken gewöhnten wir uns ab, da Rambo s<strong>ich</strong> diese mit Vorliebe – wie ein –<br />
Terrier eine Ratte – um die Schlappohren schleuderte (die ihm, in diesem Stadium<br />
des Welpendaseins übrigens beim Fressen und Saufen noch in den Napf hingen).<br />
<strong>An</strong>schließend zerrte er sie – die echten von Oma geschenkten Perser und Afghanen<br />
– nach draußen. Am liebsten, wenn es regnete. Manchmal versuchte er auch, eines<br />
der guten Stücke in hektischer Betriebsamkeit einzugraben. Die Löcher waren<br />
bombastisch und n<strong>ich</strong>t selten machte einer unserer Nachbarn uns darauf<br />
aufmerksam, dass s<strong>ich</strong> wieder einmal seltsame Dinge hinter unserem Haus<br />
abspielten. Tim und <strong>ich</strong> sahen uns dann genötigt, die Löcher unter Rambos<br />
interessierten Blicken wieder zuzuschaufeln.<br />
Eines Morgens, <strong>ich</strong> wollte gerade zur Arbeit, suchte <strong>ich</strong> meine Brille. Ich war sowieso<br />
n<strong>ich</strong>t in bester Stimmung, da Rambo bereits seine erdverkrustete Schnauze an<br />
meinem frischen Hemd abgewischt hatte. Ich fragte m<strong>ich</strong> gereizt nach was er wieder<br />
gebuddelt haben mochte und forderte Frau und Sohn verzweifelt auf, mit nach der<br />
Brille zu suchen. Hatte <strong>ich</strong> sie gestern Abend n<strong>ich</strong>t auf den Couchtisch gelegt? Aber<br />
da war sie n<strong>ich</strong>t mehr. Mona Marie und Tim suchten schließl<strong>ich</strong> sogar im Garten, weil<br />
in mir ein leiser Verdacht diesbezügl<strong>ich</strong> aufkeimte. Ich entdeckte endl<strong>ich</strong> erfreut einen<br />
Gegenstand in einer Ecke des Wohnzimmers auf dem Fußboden: „Hier ist<br />
wenigstens meine alte Brille!“<br />
Ich hob sie auf und betrachtete sie in tiefer Fassungslosigkeit. „Das ist meine neue!“,<br />
stotterte <strong>ich</strong> und re<strong>ich</strong>te sie anklagend Mona Marie. Die nahm sie mit spitzen Fingern,<br />
um festzustellen, dass sie unbrauchbar geworden war.<br />
Vor erst vierzehn <strong>Tagen</strong> hatte <strong>ich</strong> einen Tausender für diese Brille auf den Tisch des<br />
Optikers gelegt. Am liebsten hätte <strong>ich</strong> laut gebrüllt und vor Wut getobt, brachte aber