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„Wie bitte?“ fragte sein älterer Vorgesetzter und zwinkerte irritiert mit seinen grünen<br />
Augen. Sein grauer Schnurrbart hing traurig über seine Mundwinkel herab, wie um<br />
seine Empörung über das soeben Gehörte auszudrücken.<br />
Neben dem Kommissar saß <strong>ich</strong> und war auch empört.<br />
Wie <strong>ich</strong> hier her gekommen war? Es begann damit, dass <strong>ich</strong> während meiner<br />
Arbeitszeit einen <strong>An</strong>ruf bekam. Am Telefon stellte s<strong>ich</strong> ein Hauptkommissar Weber<br />
vor und gab mir zunächst den guten Rat, m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t aufzuregen.<br />
Das ist natürl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t so einfach, wenn man gar n<strong>ich</strong>t weiß, um was es eigentl<strong>ich</strong><br />
geht. Und dann bekam <strong>ich</strong> eine irre Gesch<strong>ich</strong>te zu hören.<br />
In der Stadt wurde eine Bank überfallen. Als die Täter herausstürmten, wollten<br />
gerade drei Damen die Filiale betreten und wurden umgerannt. Die beiden<br />
Bankräuber reagierten jedoch schnell, schnappten s<strong>ich</strong> die Frauen und zwangen sie,<br />
laut Zeugenaussagen, mit ihnen zu deren Auto zu gehen. Alle quetschten s<strong>ich</strong> hinein<br />
und fuhren los.<br />
<strong>An</strong>hand des Kennze<strong>ich</strong>ens identifizierte man meinen Wagen und rief m<strong>ich</strong> an. Ich<br />
wusste, dass Mona Marie, Carla und meine Schwägerin Mary Lee an dem Tag in die<br />
Stadt wollten. Carlas Ehemann hatte s<strong>ich</strong> zu Besuch bei uns angekündigt und die<br />
Damen wollten noch etwas einkaufen gehen. Offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> gab es jedoch diese<br />
böse Überraschung beim Shopping.<br />
Die Bankräuber wurden bereits anhand der Videoaufnahmen in der Bank identifiziert.<br />
Der Hauptkommissar erklärte mir grinsend, das wären alte Bekannte, die es einfach<br />
n<strong>ich</strong>t lassen <strong>könnte</strong>n, s<strong>ich</strong> aber jedes Mal so däml<strong>ich</strong> bei ihren Überfällen anstellten,<br />
dass es schon legendär war.<br />
Da man jede Spur verloren hatte, aber die Geiseln n<strong>ich</strong>t gefährden wollte, fuhr die<br />
Polizei zunächst mit einem Zivilfahrzeug los und <strong>ich</strong> machte so lange Theater, bis<br />
man m<strong>ich</strong> auch mitnahm. Ich konnte glaubhaft machen, dass man zunächst bei mir<br />
zuhause nachforschen sollte, und da konnte <strong>ich</strong> von Nutzen sein, da <strong>ich</strong> die<br />
Örtl<strong>ich</strong>keiten kannte. Ich musste nur versprechen, auf jeden Fall im Auto zu bleiben.<br />
Auch wenn man die Entführer n<strong>ich</strong>t wirkl<strong>ich</strong> als gefährl<strong>ich</strong> einstufte, konnte doch ein<br />
unvorhersehbares Ereignis eintreten. Alle wussten eigentl<strong>ich</strong>, dass das gegen jede<br />
Vorschrift war, aber irgendwie gerieten wir alle in diese Situation und waren unfähig,<br />
das zu stoppen.<br />
„Ich werde dieses Haus n<strong>ich</strong>t betreten!“, wiederholte der jüngere Polizist trotzig.<br />
„Diese Adresse ist mir bekannt – von verschiedenen Einsätzen.“<br />
Mein Ges<strong>ich</strong>t wurde zum Frageze<strong>ich</strong>en. Das war ja nun allerhand. So viel hatte <strong>ich</strong><br />
bisher nun auch n<strong>ich</strong>t mit der Polizei zu tun gehabt. Außerdem, wenn <strong>ich</strong> an Tims<br />
turbulente Konfirmationsfeier erinnern darf, war das Jahre her. <strong>An</strong>scheinend hatte<br />
das Ereignis aber einen gewaltigen Eindruck auf den Fahrer gemacht.<br />
Dessen Stimme wechselte in eine erhöhte Tonlage und nahm so ein hysterisch<br />
wirkendes Timbre an. „Von hier aus wurden in einer einzigen Nacht zwei respektable