HSE Geschäftsbericht 2011 - HEAG Südhessische Energie AG
HSE Geschäftsbericht 2011 - HEAG Südhessische Energie AG
HSE Geschäftsbericht 2011 - HEAG Südhessische Energie AG
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
36 <strong>Energie</strong>erzeugung<br />
Katja Danzeisen nutzt ihren Besuch in Lothringen,<br />
um vor Ort möglichst viele Fragen zu klären.<br />
möglichen Ursachen durch.“ Und davon kann es viele geben:<br />
technische Probleme am Windrad, Schwierigkeiten bei der Ein-<br />
speisung – oder ganz einfach ungewöhnlich viel oder wenig<br />
Wind.<br />
Windenergie im Atomstromland<br />
Heute weht der Wind zuverlässig: im Schnitt zehn Meter pro<br />
Sekunde, wie ein Kontrollinstrument unten im Sockel des Wind-<br />
rads anzeigt. Ab zwölf Metern bringt das Windrad seine Nenn-<br />
leistung. Zu viel wird es ab 20 Metern. Ab dieser Geschwindig-<br />
keit spricht man von einem Sturm und die Rotoren schalten sich<br />
automatisch ab. Dass sich hier in Lothringen überhaupt so viele<br />
Windräder drehen, hat die Region einem besonders heftigen<br />
Sturm zu verdanken: Im Dezember 1999 wütete der Orkan Lo-<br />
thar im Südwesten Deutschlands und Nordosten Frankreichs. Er<br />
fegte über die Wälder, blies Bäume um und hinterließ auch hier<br />
in Lothringen große Schneisen.<br />
Der Schaden war groß und die Menschen des Landstrichs<br />
waren zunächst verzweifelt, denn die Region lebt fast ausschließlich<br />
von der Forst- und Landwirtschaft. Man kann<br />
kilometerweit mit dem Auto durch das nur dünn besiedelte<br />
Départment Meurthe-et-Moselle fahren, ohne auf ein einziges<br />
Gewerbegebiet oder eine Fabrik zu treffen. Stattdessen reihen<br />
sich unzählige kleine Dörfer entlang der kurvigen Landstraße,<br />
der Grande Rue. Und da es in Frankreich nie eine Gebietsreform<br />
gab, ist jede dieser Gemeinden eigenständig. Mit eigenem Bürgermeister<br />
und eigenem Rathaus.<br />
„ Wenn man erst einmal ins<br />
Gespräch kommt, lösen sich<br />
viele Probleme von alleine.“<br />
Das Amt des Bürgermeisters von Demange-aux-Eaux, der Gemeinde,<br />
auf dem drei der Windräder des Windparks Charmois<br />
stehen, bekleidet Jean-Claude André. Und das schon seit 40 Jahren.<br />
Monsieur André repräsentiert auf wunderbare Weise das<br />
ländliche Frankreich, wie man es aus Filmen und Romanen kennt.<br />
Er redet freundlich und lacht viel. Doch wenn es darum geht, das<br />
Beste für seine rund 500 Dorfbewohner herauszuholen, präsentiert<br />
sich der Bürgermeister als gewiefter Taktiker. „Die Windkraft<br />
ist eine Chance für die Dörfer dieser Region“, sagt er. „Wir<br />
haben den Wind. Und da es hier keine großen Städte gibt, verfügen<br />
wir auch über die notwendigen Flächen.“ Für sein Dorf stehe<br />
die Windenergie für die Zukunft. Dann lächelt er und ergänzt:<br />
„Egal, was die Befürworter der Atomkraft sagen.“<br />
Und von denen gibt es in Frankreich viele. Auch noch nach<br />
den Ereignissen in Fukushima im März <strong>2011</strong>. „<strong>Energie</strong>wende?<br />
Das Wort kennt man hier nicht“, sagt Jean-Claude André. Nur<br />
ganz langsam verschaffen sich Experten Gehör, die wie in<br />
Deutschland darauf setzen, dass eine <strong>Energie</strong>versorgung komplett<br />
ohne Atomstrom sehr wohl möglich ist. Dennoch ist Frankreich<br />
für die <strong>HSE</strong> ein ausgezeichnetes Pflaster für Investitionen<br />
in die Windenergie. Die Bedingungen für die Entwicklung und<br />
den Betrieb eines Windparks sind vergleichbar mit denen in<br />
Deutschland, zum Beispiel gibt es auch in Frankreich eine gesetzlich<br />
geregelte Einspeisevergütung. Klar gebe es unterschiedliche<br />
Mentalitäten und Interessen zwischen dem deutschen<br />
<strong>Energie</strong>versorger und den Dörfern Lothringens. „Aber<br />
wenn man erst einmal ins Gespräch kommt, lösen sich viele