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„ Wir können jetzt schon etwas tun, indem wir Wälder als CO 2Speicher erhalten oder neu aufbauen.“ FESTE STIEFEL, PRAKTISCHE KLEIDUNG, KRAFT IN DEN BEINEN und genügend Luft in der Lunge gehören dazu, wenn Dana Veith ar- beitet. Sie durchquert unwegsame Wälder in Kanada, klettert über Totholz, Büsche, Wurzeln, muss riesige Bäume umwandern, die bis zu 100 Meter hoch in den Himmel ragen. Auf der anderen Seite sitzt die 32-Jährige – nicht minder konzentriert – in inten- siven Verhandlungen mit Stadtverwaltungen, Nationalparkvertre- tern, Landbesitzern oder Naturschutzorganisationen. „Meine Ar- beit ist sehr vielseitig“, sagt die Leiterin der Forest Carbon Group. Die acht Mitarbeiter starke <strong>HSE</strong>-Tochter, die 2009 gegrün- det wurde, investiert in den Erhalt und die Wiederaufforstung von Wäldern. „Die Bäume binden das CO 2, und wir nutzen die- sen natürlichen Effekt, um den Kohlendioxidausstoß etwa von Unternehmen mithilfe von Emissionsminderungszertifikaten auszugleichen“, beschreibt Dana Veith die Vorgehensweise. Die Arbeit der Forest Carbon Group bildet den letzten Baustein des <strong>HSE</strong>-Dreiklangs CO 2 vermeiden, verringern und kompensieren. Nur Emissionen, die nicht durch den Einsatz regenerativer Dana Veith, Managing Director der Forest Carbon Group Dana Veith leitet gemeinsam mit ihrem Kollegen Georg Schattney das operative Geschäft der Forest Carbon Group, eine Tochtergesellschaft der <strong>HSE</strong>. Die 32-Jährige arbeitet seit 2004 im Konzern. Sie entwickelte klimaneutrale Unternehmens- und Produktstrategien mit und gestaltete die strategische Neuausrichtung der Vertriebstochter ENTEGA maßgeblich mit – zum Beispiel mit der Konzeption eines Ökostromproduktes für einen breiten Kundenkreis. Für die ENTEGA gab Dana Veith, die an der University of Glasgow Filmwissenschaften, Kunstgeschichte und Anthropologie studierte, auch den Impuls für ein neues Erdgasprodukt. Es kompensiert die beim Heizen entstehenden Emissionen durch weltweite Waldschutz- und Aufforstungsprojekte. 51 <strong>Energie</strong>n oder energieeffizientere Technologien verhindert wer- den können, sollten mit den CO 2-Zertifikaten kompensiert wer- den. Wobei Dana Veith die Kompensation als wichtigen Schritt begreift, um Zeit für eine konsequente <strong>Energie</strong>wende zu gewin- nen. „Die Menschheit kann nicht heute – und wahrscheinlich auch nicht morgen – die <strong>Energie</strong>erzeugung komplett umstel- len“, sagt sie. „Wir können aber jetzt schon etwas tun, indem wir Wälder als CO 2-Speicher erhalten oder neu aufbauen.“ Vorschriften, die es in sich haben Ihre Projekte sucht die Forest Carbon Group sehr gewissenhaft aus, indem sie ökologische, aber auch soziale und wirtschaftliche Interessen in Einklang bringt. „Wir arbeiten nach genauestens überwachten Vorschriften wie dem Verified Carbon Standard (VCS) oder dem Climate, Community and Biodiversity Standard (CCBS), wenn wir freiwillige CO2-Zertifikate generieren und verkaufen“, sagt Dana Veith. Auf die Einhaltung achten unabhängige Zertifizierer wie Det Norske Veritas, KPMG und Rainforest Alliance. Um die Qualität der eigenen Arbeit sicherzustellen, gehört es aber auch dazu, sich für die Projekte Zeit zu nehmen und sie nicht übers Knie zu brechen. Das erste Vorhaben der Firma etwa, das Community Ecosystem Restoration Project, kurz CERP, konnte nur funktionieren, weil die Forest Carbon Group gemeinschaftlich mit den Partnern in der westkanadischen Provinz British Columbia ein durchdachtes Konzept entwickeln konnte. „Wir hatten viele Treffen mit den fünf Kommunen, die rund um das Gebiet liegen und die flussnahen Wälder als Naherholungsgebiet nutzen“, erzählt Dana Veith. „Gerade an den Rändern waren die Wälder stark geschädigt, weil zum Beispiel zu viel Holz geschlagen worden war und nur schnell wachsende Pionierhölzer wie Birken nachgewachsen waren. Der Boden erodierte, vor allem an den Flussläufen, weil die Laubbäume wegen ihrer flachen Wurzeln die Erde nicht mehr halten konnten“, schildert sie die Lage. „Außerdem war der Wald einen Meter hoch mit Brombeersträuchern zugewuchert.“ Ein Problem für den Nadelwald, der sich unter diesen Bedingungen nicht regenerieren kann. Lange Verhandlungen bringen Qualität Die Forest Carbon Group verhandelte über zwölf Monate mit den Partnern, bevor sie sich entschloss, in die Wiederaufforstung mit