HSE Geschäftsbericht 2011 - HEAG Südhessische Energie AG

Herr Swann, was macht Darkwoods so
besonders für einen Naturschützer?
Darkwoods bot uns eine einzigartige Gele-
genheit, ein Waldgebiet im großen Maß-
stab erhalten zu können. Der Erwerb des
Gebiets im Herzen der South Selkirk Moun-
tains in British Columbia ist der größte
Kauf, der jemals aus Naturschutzgründen
in Kanada stattgefunden hat. Die 550 Qua-
dratkilometer bilden eine Nord-Süd-Ver-
bindung zwischen bestehenden Schutzge-
bieten entlang der Westküste des
Kootenay-Sees. Damit schaffen wir einen
mehr als 1.000 Quadratkilometer großen
geschützten Lebensraum, in dem bedrohte
Populationen von Grizzlybären und Bergka-
ribus ausreichend Platz zum Leben haben.
Wie wurde das Gebiet vor dem Kauf durch
Nature Conservancy Canada genutzt?
Als wir im Jahr 2002 auf Darkwoods auf-
merksam wurden, präsentierte es sich im
Wesentlichen als das Investment eines deutschen Adeligen. Er
nutzte seit 1967 das Gebiet für die Forstwirtschaft und erntete
jedes Jahr Holz – allerdings weit weniger, als ein kanadisches
Holzunternehmen dort geschlagen hätte. Das war unser Glück:
Ein solch riesiges und kaum ausgebeutetes Waldgebiet in British
Columbia bedeutet eine große Chance für den Naturschutz.
Welche Bedeutung hat das Projekt für die Forest Carbon
Group?
Darkwoods war nicht nur das größte, sondern auch das teuerste
Projekt, das wir jemals verfolgt haben. Die notwendigen
Finanzmittel für den Kauf, das Management und die langfristige
Verwaltung bedeuteten eine riesige Herausforderung für
uns. In den Jahren 2007 und 2008 erfuhren wir vom stark
wachsenden Markt mit freiwilligen Kohlendioxid-Zertifikaten,
den es in Kanada bis dahin überhaupt nicht gegeben hatte.
Bindeglied war die ERA, die kanadische Tochtergesellschaft
der Forest Carbon Group. Dadurch entstand die Idee für eine
Zusammenarbeit. Der erste Besuch von Mitarbeitern der Forest
Carbon Group war dann ausschlaggebend: Sie überzeugten
uns, dass es einen Markt für die Zertifikate in Deutschland
gibt, und sie waren überzeugt, dass die besondere
biologische Vielfalt von Darkwoods das Projekt besonders
interessant für die Kunden machen würde. Unsere stetige Zu-
Vom
Waldkauf
zum
Zertifikat
Ein Interview
mit Tom Swann
sammenarbeit seitdem ist entscheidend
für den Erfolg.
Was wäre mit dem Wald passiert, wenn
Sie nicht die Möglichkeit gehabt hätten,
das Projekt durch die CO2-Zertifikate mitzufinanzieren?
Die Co-Finanzierung war entscheidend für
uns, damit wir das erforderliche Kapital zusammenbekommen
konnten. Zum Zeitpunkt
des Kaufs gab es viele Interessenten,
auch andere Unternehmen wollten Darkwoods
kaufen. Eines hatte das Scheckbuch
schon gezückt – und hätte es den Zuschlag
bekommen, wäre von dem ökologischen
Lebensraum nicht viel übrig geblieben. Die
kanadische Firma wollte die Wälder innerhalb
kürzester Zeit fällen, um das Investment
schnell wieder hereinzubekommen.
Dann wollte sie das Gebiet für die Freizeitund
Wohnnutzung weiterentwickeln.
Was sind nun die Zukunftspläne für Darkwoods, was die
Herausforderungen?
Wir haben drei Jahre damit verbracht, um unseren Management-Plan
für Darkwoods abzuschließen und das Vorgehen
dort für die Zukunft festzulegen. Der Schutz der Artenvielfalt,
der gefährdeten Ökosysteme und des Lebensraums für gefährdete
Arten sind die Grundpfeiler, auf denen wir eine weitergehende
Nutzung aufbauen wollen. Die zulässige jährliche
Ernte haben wir auf ein ökologisch vertretbares Niveau reduziert.
Außerdem wollen wir Teile der Wälder für die Öffentlichkeit
als Erholungsraum zugänglich machen, selbstverständlich
immer in Einklang mit den Erhaltungszielen.
Darkwoods bietet zudem eine einzigartige Gelegenheit für
Hochschulen, um kurz- und langfristige Forschungsprojekte
zu einer großen geschützten Landschaft zu entwickeln. Bei
allen diesen Ideen werden wir immer darauf achten, dass wir
den Zugang zu den Wäldern so entwickeln, dass Mensch und
Umwelt auch in Zukunft gut miteinander auskommen werden.
Tom Swann arbeitet seit mehr als zehn Jahren für Nature
Conservancy of Canada, Kanadas renommierteste Naturschutzorganisation.
Im Interview erzählt der Director für Land Securement
British Columbia vom Projekt Darkwoods, das seine Organisation
2004 startet, und darüber, wie der Einstieg der Forest Carbon Group
dieses Umweltprojekt überhaupt erst zum Laufen gebracht hat.
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