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Oberflächenmodifizierung von Polymethylmethacrylat durch ...

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Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 17<br />

2.4 Grundlagen der Niederdruck-(ND)-Plasmatechnik<br />

In der Reihenfolge der Aggregatzustände der Materie fest – flüssig – gasförmig wird der vierte<br />

Aggregatzustand als Plasma bezeichnet. Bei einem Plasma handelt es sich um ein ionisiertes<br />

Gas, d. h. ein Gas, in dem sich neben den elektrisch neutralen Gasteilchen (Atome, Moleküle)<br />

geladene Teilchen (freie Elektronen und positive Ionen) befinden. Die Plasmateilchen stehen<br />

dabei untereinander in ständiger Wechselwirkung [21].<br />

Das Plasma scheint nach außen hin neutral, da im Mittel die Anzahl der negativen Ladungen<br />

<strong>durch</strong> die Anzahl der positiven Ladungen je Volumeneinheit kompensiert wird. Diese Tatsache<br />

wird als Quasineutralität des Plasmas bezeichnet [54]. Das Vorhandensein frei beweglicher<br />

elektrischer Ladungsträger führt aber auch dazu, dass ein Plasma elektrisch leitend ist. Die<br />

Ladungsträger im Plasma lassen sich dabei <strong>durch</strong> elektrische und magnetische Felder<br />

beeinflussen (Lorentz-Kraft, Coulomb-Kraft).<br />

Die am weitesten verbreiteten plasmabasierten Prozesse zur Oberflächenbehandlung beruhen<br />

auf der Anwendung <strong>von</strong> Niedertemperaturplasmen in einer Reaktivgasatmosphäre. Das<br />

Niedertemperaturplasma, auch Niederdruckplasma (kurz: ND-Plasma) oder „kaltes“ Plasma<br />

genannt, ist <strong>durch</strong> niedrige Drücke (p < 100 Pa = 1 mbar) gekennzeichnet. Der Druck<br />

bestimmt über die mittlere freie Weglänge ganz wesentlich die Plasma- und damit die<br />

Anwendungseigenschaften. Die mittlere freie Weglänge l beschreibt die <strong>durch</strong>schnittliche<br />

Weglänge, die <strong>von</strong> einem Restgasatom oder –molekül ohne Zusammenstoß <strong>durch</strong>flogen wird.<br />

Die mittlere freie Weglänge ist dabei umgekehrt proportional zum Druck. Weiterhin ist die<br />

mittlere freie Weglänge auch gasart- und temperaturabhängig [55]. Für Luft bei 20°C gilt mit<br />

guter Näherung:<br />

l ... mittlere freie Weglänge [cm]<br />

p ... Restgasdruck [Pa]<br />

0,<br />

665<br />

l = [cm]. (4)<br />

p<br />

D. h., bei 0,665 Pa beträgt die mittlere freie Weglänge 1 cm [56].<br />

Während die Temperatur der Ionen und neutralen Gasteilchen im ND-Plasma annähernd der<br />

Raumtemperatur entspricht, kann die Temperatur (die kinetische Energie) der freien<br />

Elektronen <strong>durch</strong>aus einige Elektronenvolt (mehrere 10 000 K) betragen [57]. Dieser Zustand<br />

wird deshalb als Nichtgleichgewichtsplasma bzw. nichtthermisches Plasma bezeichnet. Durch<br />

diese Temperatureigenschaft ist der Einsatz <strong>von</strong> Niederdruckplasmen für die Modifizierung<br />

<strong>von</strong> temperaturempfindlichen Materialien, wie z. B. Polymere, möglich.<br />

Bei thermischen Plasmen (Gleichgewichtsplasmen) hingegen befinden sich die Elemente im<br />

thermischen Gleichgewicht. Aufgrund der hohen Temperaturen, einige 100 eV (wobei 1 eV<br />

einer Temperatur <strong>von</strong> 11 600 K entspricht), werden sie auch als „heiße“ Plasmen bezeichnet.<br />

Im Zustand der Quasineutralität sind die positiven und negativen Ladungen je Volumeneinheit<br />

gleich groß, d. h. me = mi ≡ m (unter der Annahme, dass nur einfach geladene Ionen<br />

vorliegen), wobei m die Trägerdichte, d. h. die Anzahl der Trägerpaare pro m -3 bezeichnet.<br />

Die Plasmadichte eines kalten Plasmas liegt zwischen 10 15 m -3 und 10 18 m -3 .<br />

Eine weitere Kenngröße ist der Ionisierungsgrad eines Plasmas. Dieser gibt an, wie viele der<br />

vorhandenen Neutralteilchen ionisiert sind, d. h. <strong>durch</strong> Ionisation Elektronen abgegeben haben.

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