Top100 Kufstein 2018
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top 100 KUFSTEIN | interview<br />
ragierte Frau. Das Ergebnis war keine<br />
mich zu Boden schmetternde Niederlage.<br />
Wir haben es versucht, unser Angebot<br />
ist nicht angenommen worden.<br />
Die Botschaft habe ich nicht für die<br />
Wahl erfunden, das ist mein Leben,<br />
dafür werde ich mich immer einsetzen.<br />
Wo ich gehört werde, bin ich gerne zur<br />
Zusammenarbeit bereit. Grundsätzlich<br />
ist es aber sehr schwer, die nötigen<br />
Unterschriften für eine Wahl zusammenzusammeln.<br />
Diese müssen durch<br />
die Gemeinde bestätigt werden. Im<br />
ländlichen Raum ist das schwierig, weil<br />
den Menschen oft der Mut dazu fehlt,<br />
weil ihnen negative Konsequenzen<br />
angedroht werden oder sie mit solchen<br />
rechnen, wenn sie die falsche Partei<br />
unterstützen. Vielleicht würde sich das<br />
ändern, wenn die Unterschriften digital<br />
und so anonymer abgegeben werden<br />
könnten.<br />
„Der Wähler hat immer<br />
Recht.“<br />
ECHO: Warum ist politisches Engagement,<br />
auch von kleinen Parteien,<br />
wichtig?<br />
Krumschnabel: Engagement ist<br />
sehr wichtig. Ohne kleine Parteien entwickelt<br />
sich langfristig eine Diktatur.<br />
Gibt es keine kleinen Parteien, fehlen<br />
Meinungsvielfalt und Ausgewogenheit.<br />
Kleine Parteien sind sehr wichtig,<br />
auch weil sie mehr mit ihrer Basis verbunden<br />
sind als große.<br />
„Wenn man etwas weiter auf den Berg hinaufsteigt<br />
und herabsieht, merkt man schnell, wir sind alle die<br />
Gleichen, wir haben alle ähnliche Ziele.“<br />
ECHO: Wie lange waren Sie politisch<br />
aktiv?<br />
Krumschnabel: Wie definiert man<br />
das. Wir haben vor 20 Jahren das<br />
Schubi-Du, eine der ersten Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
für so junge<br />
Kinder in Tirol, die erste in <strong>Kufstein</strong>,<br />
gegründet. Das Life & Business Institut<br />
war das erste private Unternehmen,<br />
das Pädagoginnen ausbilden konnte.<br />
Es war mir immer wichtig, dass Pädagoginnen<br />
und nicht Hausfrauen Kinder<br />
betreuen können. Das alles ist für<br />
mich politisches Engagement. Alles,<br />
was das Leben der Allgemeinheit verändert<br />
oder erleichtert, ist Politik. 2013<br />
habe ich für den Landtag kandidiert,<br />
aber vorher schon meinen Mann unterstützt.<br />
ECHO: Wieso hat Ihre Liste nicht für<br />
die Bürgermeisterwahlen in Innsbruck<br />
kandidiert?<br />
Krumschnabel: Unsere Liste<br />
agiert hauptsächlich von <strong>Kufstein</strong><br />
aus. Die Liste ist schnell entstanden,<br />
fast wie eine Untergrundbewegung.<br />
Aber als wir Leute suchten, die bereit<br />
wären, sich nach vorne in den Wind<br />
zu stellen, da wurde es schwierig,<br />
Kandidaten für die Bezirke zu finden.<br />
Dadurch haben wir kein Engagement<br />
in der Landeshauptstadt. Es gab engagierte<br />
Kandidaten, die befürchteten<br />
und befürchten mussten, städtische<br />
oder ländliche Förderungen zu verlieren<br />
oder mit negativen Konsequenzen<br />
am Arbeitsmarkt rechnen<br />
zu müssen, wenn sie auf unserer Liste<br />
stehen würden. Wir haben schließlich<br />
beschlossen, dass mein Mann in<br />
Innsbruck auf der Bezirksliste kandidiert.<br />
Die Arbeit mit Verbündeten ist<br />
einfacher als mit Gegnern. Es ist schade,<br />
dass man seine Meinung nicht offen<br />
sagen kann. Ich finde, wir dürfen<br />
nicht gegen jemanden auftreten, weil<br />
nur Kooperation funktionieren kann.<br />
Wir waren nicht gegen jemanden,<br />
sondern für etwas. Es ist nicht alles<br />
schlecht, es gibt Dinge, die sehr gut<br />
gemacht werden. Wir wollten nicht<br />
stürzen, sondern ergänzen und etwas<br />
verbessern.<br />
ECHO: Welche Ihrer Ideen sollten<br />
von der Landesregierung umgesetzt<br />
werden?<br />
Krumschnabel: Alle Themen, die<br />
Familien entlasten. Günstiges Wohnen<br />
steht schon lange auf den Agenden,<br />
aber es kommt nicht zu der quantitativen<br />
Umsetzung, die wir brauchen.<br />
Da sind Familien krisengebeutelt. Leben<br />
und Wohnen werden teurer, die<br />
Arbeitsplätze kann das Land nicht sichern.<br />
Förderungen brauchen eine andere<br />
Richtung, statt dem Wirtschaftsbetrieb<br />
sollte der Konsument gefördert<br />
werden, der dann in die Wirtschaft investieren<br />
kann. Wenn Familien etwas<br />
mehr Geld hätten, könnten sie mehr<br />
für Ausflüge, Kleidung, Spielzeug,<br />
Sportausrüstung etc. ausgeben. Wichtig<br />
ist auch der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen.<br />
Hier hat sich<br />
bereits viel getan, aber es muss nachgeschärft<br />
werden, damit diese Einrichtungen<br />
für jeden leistbar werden. Das<br />
ist ein enorm wichtiges Thema, damit<br />
Frauen berufstätig sein und einen Beitrag<br />
leisten können. Auch die Situation<br />
zu Hause bleibender Frauen können<br />
wir verbessern, auch hier brauchen wir<br />
Strategien. Bildung ist das Erste, was<br />
uns weiter und nach vorne bringt. Da<br />
müssen wir moderner werden, ums<br />
Eck denken. Kinder brauchen kein<br />
Wissen, das in sie hineingeschüttet<br />
wird. Mit einem Klick kann man sich<br />
im Internet über alles weiterbilden.<br />
Wichtig ist das Suchen- und Filternkönnen<br />
von Informationen, und ihre<br />
Anwendung und Nutzbarmachung<br />
für den Alltag. Auch das freie Lernen<br />
ist sehr wichtig.<br />
ECHO: Wie sehen Ihre Vorhaben für<br />
die Zukunft aus?<br />
Krumschnabel: Ich bleibe Unternehmerin.<br />
Ich bleibe Autorin, das<br />
nächste Buch ist schon in Entwicklung.<br />
Meine Arbeit ist ein guter Mix.<br />
Ich schaue, wohin sie mich führt. Für<br />
den Nachwuchs gilt es jedenfalls, alle<br />
vorhandenen Kräfte zu bündeln.<br />
Interview: Amata Steinlechner<br />
108 ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK KUFSTEIN <strong>2018</strong>