Top100 Kufstein 2018
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Hannes Bodner: Nicht nur die<br />
Grenzkontrollen bereiten der Stadt<br />
<strong>Kufstein</strong> und dem Umfeld Schwierigkeiten.<br />
In den Wintermonaten ist<br />
die Vignettenflucht und der damit<br />
verbundene Ausweichverkehr eine<br />
unzumutbare Belastung für die<br />
Grenzregion. Eine Besserung scheint<br />
hier nicht in Sicht. Dies belastet nicht<br />
nur die Bevölkerung sondern auch<br />
die Umwelt. Stundenlage Staus sind<br />
gerade kein Ausrufezeichen für den<br />
so starken Tourismus im Bezirk.<br />
Bei starkem Verkehr bzw. Urlauberschichtwechsel<br />
im Winterreiseverkehr<br />
reichte der Rückstau von der<br />
Grenze bis über die Autobahnanschlussstelle<br />
Wörgl-Ost hinaus. Es gab<br />
Wartezeiten von bis zu 70 Minuten<br />
und gerade in den Monaten Jänner,<br />
Februar und März besonders viele<br />
Stautage. Dass dies kontraproduktiv<br />
ist, ist klar. Bei den Grenzkontrollen<br />
wird es eine Unterstützung durch die<br />
EU nicht geben. Es handelt sich hier<br />
„Ziel muss ein entbürokratisierter,<br />
effizienter<br />
und starker Wirtschaftsstandort<br />
Österreich<br />
sein.“<br />
Clemens Telser<br />
leider um nationale Angelegenheiten.<br />
Bei der Vignettenflucht ist der<br />
Nationalrat gefordert und hier insbesondere<br />
die Regierungsparteien. Eine<br />
Unterstützung vor der Wahl wurde<br />
mehrfach angekündigt, leider fehlt es<br />
noch an der Umsetzung. Wie so oft in<br />
der Politik wird offensichtlich das, was<br />
vor der Wahl versprochen wurde, im<br />
Nachhinein nicht eingehalten. Darunter<br />
leidet nicht nur die Grenzregion<br />
<strong>Kufstein</strong>, sondern der gesamte Bezirk<br />
und somit auch die Wirtschaft.<br />
ECHO: Die neue Bundesregierung<br />
verspricht, Maßnahmen zur Entbürokratisierung,<br />
vor allem für Unternehmer,<br />
vorzunehmen. Merkt man davon<br />
bereits etwas? Welche Maßnahmen<br />
sind aus Ihrer Sicht notwendig und<br />
umsetzbar? Was erwarten Sie sich für<br />
die kommenden Jahre?<br />
Clemens Telser: Die Entbürokratisierung<br />
ist tatsächlich schon seit<br />
Jahren ein Wunsch der Wirtschaft.<br />
Nachdem die Regierungen der vergangenen<br />
Jahre hier über eine Ankündigungspolitik<br />
nicht hinausgekommen<br />
sind, scheint die jetzige Bundesregierung<br />
tatsächlich Maßnahmen<br />
hierzu zu setzen. Ziel muss ein endbürokratisierter,<br />
effizienter und starker<br />
Wirtschaftsstandort Österreich sein.<br />
Wir sprechen immer davon, dass wir<br />
mit unseren Unternehmen in einem<br />
ständigen internationalen Wettstreit<br />
stehen. Damit Österreich weiterhin<br />
europaweit in einer anerkannt guten<br />
Position steht, müssen angekündigte<br />
Reformvorhaben zügig umgesetzt<br />
werden. Österreich hat bis dato keine<br />
Maßnahmen gesetzt, um seinen<br />
Verwaltungsapparat adäquat zu reduzieren.<br />
Dies spürt der Unternehmer<br />
und Bürger im täglichen Leben. Aus<br />
Unternehmersicht ist dringend eine<br />
Vereinfachung und Harmonisierung<br />
der Bemessungsgrundlagen für die<br />
Lohnabgaben und Sozialversicherungsbeiträge<br />
notwendig. Das derzeitige<br />
Arbeitsrecht ist unpraktikabel<br />
und schikanös. Das Fördersystem ist<br />
zudem viel zu komplex. Weiters sollte<br />
der Fokus auf die Beseitigung von<br />
Doppelgleisigkeiten in den Strukturen<br />
gelegt werden. Auch ist die musterknabenhafte<br />
Übererfüllung von<br />
EU- und sonstigen internationalen<br />
Verpflichtungen, die in Österreich<br />
eine ebenso lange wie teure Tradition<br />
hat, zu vermeiden. Wichtig ist es, die<br />
Unternehmen von statistischen Meldepflichten<br />
zu entlasten. Das Verwaltungsstrafrecht<br />
soll reformiert, die öffentliche<br />
Auftragsvergabe entrümpelt<br />
und weiterentwickelt werden. Mit den<br />
Maßnahmen der neu beschlossenen<br />
Standortoffensive hat die Regierung<br />
eine wesentliche Forderung der Wirtschaft<br />
umgesetzt. Das Lehrlingspaket,<br />
mit wesentlichen Adaptierungen im<br />
Sinne einer modernen Lehre und ihrer<br />
Inhalte, sowie die Erweiterungen<br />
bei der Genehmigungsfreistellungsverordnung<br />
sind richtungsweisende<br />
Maßnahmen für einen modernen<br />
Wirtschaftsstandort. Auch die bereits<br />
beschlossene Abschaffung des Kumulationsprinzips<br />
(Mehrfachbestrafung)<br />
und die Umsetzung des Prinzips „beraten<br />
statt strafen“ waren erste Schritte<br />
in die richtige Richtung, um den<br />
Wirtschaftsstandort Österreich zu<br />
stärken. Dass in Zukunft noch weitere<br />
Maßnahmen zu setzen sind, ist gerade<br />
für die heimische Wirtschaft ein<br />
notwendiges Muss. Wir erwarten uns<br />
für die kommenden Jahre, dass seitens<br />
der Bundesregierung eben noch<br />
weitere Maßnahmen für die Stärkung<br />
des Wirtschaftsstandorts Österreich<br />
gesetzt werden. Eine unternehmerfreundliche<br />
und effiziente Bürokratie<br />
stützt unsere Unternehmen und<br />
macht sie auch wettbewerbsfähig.<br />
Interview: Maria Witting<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK KUFSTEIN <strong>2018</strong> 83