Top100 Kufstein 2018
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top 100 KUFSTEIN | INDUSTRIE<br />
INDUSTRIEPRODUKTION 1947 und 2016<br />
1947 2016<br />
Industrieproduktion (nicht bereinigt) 315 Mio. ÖS ca. 10 Mrd. €<br />
Industrieexporte 80 Mio. ÖS ca. 6 Mrd. €<br />
Stundenlohn 3,10 ÖS ca. 10,30 €<br />
Die Industrie hat in den letzten 70 Jahren eine beachtliche Entwicklung an den Tag<br />
gelegt. <br />
Quellen: Industriellenvereinigung Tirol, AK Innsbruck<br />
„Die Kriegsgesetze schnitten<br />
im Ersten Weltkrieg<br />
auch tief in die Unternehmensprozesse<br />
der Tiroler<br />
Industriebetriebe.“<br />
Dr. Gerhard Siegl, www.diehistoriker.at<br />
Herstellung eines hydraulischen Kalks,<br />
der nahezu bessere Eigenschaften hatte<br />
als der Portlandzement. 1842 eröffnete<br />
der Pionier ein Werk, verbesserte die<br />
Herstellung seines Romanzements und<br />
begründete damit die Zementindustrie<br />
in Österreich. Jahre später ging der Betrieb,<br />
wie einige andere Zementwerke<br />
des Tiroler Unterlands auch, in die<br />
Perlmooser Zementwerke AG über, die<br />
1872 als österreichweites Unternehmen<br />
gegründet wurde. Die Bedeutung Kinks<br />
liegt auch darin, dass sein Erfolg zahlreiche<br />
andere Unternehmer dazu bewog,<br />
ebenfalls in die Zementproduktion<br />
einzusteigen, zumal die Gesteinsvorkommen<br />
beste Voraussetzungen dafür<br />
boten. Die steigende Nachfrage durch<br />
den Bauboom in der zweiten Jahrhunderthälfte<br />
führte zu mehreren Betriebsgründungen<br />
im Tiroler Unterland.<br />
Auch die Eisenindustrie war lange<br />
Zeit ein traditioneller Erwerbszweig in<br />
<strong>Kufstein</strong>. Sie kämpfte, wie viele andere<br />
Produktionsbereiche, mit der Verteuerung<br />
der Rohstoffe und dem Brennstoffmangel.<br />
Dieser belastete die Industrie<br />
schon seit 1900. Als Gegenmaßnahmen<br />
wurden beispielsweise der Wald des<br />
Zillertals gerodet und schließlich der<br />
Bau des Achenseekraftwerks initiiert.<br />
Es verkörpert als Wiege der TIWAG<br />
den Grundstein der späteren Landesgesellschaft.<br />
Als das Kraftwerk schließlich<br />
1927 in Betrieb genommen wurde, war<br />
es das größte Speicherkraftwerk Österreichs.<br />
Um 1850 war die Wirtschaftlichkeit<br />
diverser Eisenbetriebe vielfach<br />
nicht mehr gegeben. Darum musste<br />
der Staat als Unternehmer zahlreicher<br />
Eisenwerke und Hüttenbetriebe diese<br />
verkaufen bzw. schließen. Darunter war<br />
auch das Eisenwerk Kössen, das in den<br />
1860er Jahren noch etwas mehr als 50<br />
Arbeiter beschäftigte. Die Gemeindevertretung<br />
Kössen reichte daraufhin,<br />
über den Landtag, ein Majestätsgesuch<br />
ein, mit der Bitte, „den Fortbestand des<br />
Eisenwerkes in Kössen anzuordnen“.<br />
Dieses Gesuch macht deutlich, wie sehr<br />
eine überwiegend agrarisch geprägte<br />
Gemeinde auf einen, wenn auch relativ<br />
kleinen, Industriebetrieb angewiesen<br />
war. Das Werk wurde dennoch aufgelassen.<br />
Doch kurze Zeit später erwarb es<br />
ein privater Unternehmer und wandelte<br />
es zu einer Draht- und Nageleisenproduktion<br />
für seine Drahtstiftfabrik in<br />
Jenbach um.<br />
In die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs<br />
im letzten Drittel des vorvergangenen<br />
Jahrhunderts fiel auch die<br />
Gründung der Zellulosefabrik in Wörgl.<br />
Die unruhige Geschichte dieser Fabrik<br />
zeigt die Komplexität eines Unternehmens,<br />
das im Wechsel der politischen<br />
und wirtschaftlichen Verhältnisse vor,<br />
in und nach den Weltkriegen stark hinund<br />
hergeschüttelt wurde. 1966 wurde<br />
die Fabrik an den St. Johanner Industriellen<br />
Fritz Egger verkauft, der seither in<br />
dem Werk Spannplatten produziert.<br />
Aus den vielen hemmenden, aber<br />
auch fördernden Faktoren der Geschichte<br />
der Tiroler Industrie ging eine<br />
bodenständige Industrie hervor, die mit<br />
Wirtschaftszweigen wie der Landwirtschaft,<br />
dem Handel und dem Fremdenverkehr<br />
die wirtschaftliche Substanz<br />
des Landes stärkte. 1908 wurde der<br />
Tiroler Industriellenverband mit Unternehmern<br />
wie Rauch, Köllensberger<br />
und Innerebner gegründet. Sie setzten<br />
sich von Beginn an für das Wachstum<br />
der Industrie in Tirol ein.<br />
Die Weltkriege<br />
verändern das Land<br />
Als der Erste Weltkrieg über Tirol<br />
hereinbrach, änderten sich die Verhältnisse<br />
im Land zusehends. Relativ<br />
rasch wurden die weitreichenden und<br />
einschneidenden Kriegsgesetze angewandt.<br />
Der Krieg war ein gewaltiger<br />
Konsument, der die Unternehmen auf<br />
Kriegsbedarf umstellen ließ. Der Bedarf<br />
hatte im Großen und Ganzen nicht abgenommen,<br />
nur die Richtung hatte sich<br />
geändert: Zielgebend war die Verwendbarkeit<br />
der Erzeugnisse für kriegerische<br />
Zwecke. Zwei große Erwerbsgruppen<br />
kamen tirolweit infolge des Ersten Weltkriegs<br />
in besondere Not: das auf die<br />
Anfänge des Fremdenverkehrs angewiesene<br />
Gast- und Hotelgewerbe sowie das<br />
Baugewerbe. Als die Transportwege ins<br />
Ausland unterbrochen bzw. nur mehr<br />
für Militärtransporte verwendet wurden,<br />
machte sich die Rohstoffabhängigkeit<br />
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