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Top100 Kufstein 2018

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Euro dadurch einzusparen, erreicht<br />

werden kann, wird sich zeigen. Die<br />

Reform stößt auf Widerstand, weil<br />

die Funktionäre der bestehenden<br />

Struktur sich gegen diese Einsparungen<br />

stemmen. Die Reform<br />

der Sozialversicherungen ist aber<br />

auf jeden Fall eine sinnvolle Maßnahme<br />

und es können dadurch<br />

Kosten eingespart werden. Es ist<br />

nicht nachvollziehbar, warum es<br />

so viele Funktionärs- und Verwaltungsposten<br />

braucht, und die Sozialversicherungen<br />

sind nicht dazu<br />

da, Versorgerposten für ehemalige<br />

Politiker zu schaffen. Ohne eine<br />

Reform ist das System, das wir haben,<br />

à la longue auch nicht mehr<br />

finanzierbar.<br />

ECHO: Ursprünglich war auch<br />

eine Zerschlagung der Allgemeinen<br />

Unfallversicherungsanstalt (AUVA)<br />

geplant. Nun ist deren Schicksal<br />

wieder ungewiss. Was wäre hier aus<br />

Ihrer Sicht sinnvoll?<br />

Gessler: Ich denke, dass es durchaus<br />

möglich und wahrscheinlich<br />

auch sinnvoll wäre, wenn man die<br />

AUVA einfach in die österreichische<br />

Sozialversicherung eingliedert. Der<br />

Widerstand ist hier groß, weil die<br />

AUVA auch Krankenhäuser betreibt.<br />

Ich denke jedoch, dass diese<br />

Krankenhäuser ohne Weiteres von<br />

der österreichischen Sozialversicherung<br />

weitergeführt werden könnten.<br />

Es spricht nichts gegen eine solche<br />

Eingliederung.<br />

„Die Maßnahmen zur<br />

Geldwäscheprävention<br />

führen zu neuen bürokratischen<br />

Auflagen.“<br />

ECHO: Ein weiteres wichtiges<br />

Thema im Moment sind die neuen<br />

Maßnahmen zur Geldwäscheprävention.<br />

Inwiefern sind die Unternehmen<br />

von den Änderungen<br />

betroffen?<br />

Gessler: Vor allem der Berufsstand<br />

der Steuerberater und Rechtsanwälte<br />

ist hier von weiteren Auflagen betroffen.<br />

Im Konkreten müssen wir<br />

Geldflüsse beobachten und, wenn<br />

etwas verdächtig ist, diese Geldflüsse<br />

der Geldwäschemeldestelle melden,<br />

ohne den Klienten darüber zu<br />

informieren. Diese Auflage sehe ich<br />

als sehr problematisch an. Ein Steuerberater<br />

steht eigentlich in einem<br />

sehr engen Vertrauensverhältnis zu<br />

seinen Klienten.<br />

ECHO: Bisher erfolgten solche<br />

Meldungen durch die Banken. Warum<br />

werden nun die Steuerberater<br />

dazu verpflichtet?<br />

Gessler: Natürlich erhofft sich der<br />

Gesetzgeber so, Geldwäsche noch<br />

mehr zu unterbinden. Für den Berufsstand<br />

der Steuerberater bedeuten<br />

diese Auflagen einen Vertrauensverlust.<br />

Das Verhältnis zwischen<br />

Steuerberatern und Klienten basiert<br />

auf Vertrauen, ähnlich dem eines<br />

Rechtsanwalts mit seinem Klienten.<br />

Niemand würde von einem Rechtsanwalt<br />

verlangen, vertrauliche Informationen<br />

herauszugeben oder<br />

seinen Klienten anzuschwärzen. Es<br />

ist sehr problematisch, dass das jetzt<br />

von Steuerberatern verlangt wird,<br />

und es zusätzlich verboten ist, die<br />

Klienten darüber zu informieren.<br />

Zusätzlich ist diese neue Auflage<br />

wieder mit bürokratischem Aufwand<br />

verbunden. Jeder Klient muss befragt<br />

werden und es müssen aufwändig<br />

Kundenprofile erstellt werden, anhand<br />

derer dann eingeschätzt wird,<br />

wie risikobehaftet die einzelnen<br />

Klienten sind. Bei neuen Kunden ist<br />

das vielleicht noch verständlich, bei<br />

Klienten, die man schon viele Jahre<br />

betreut und gut kennt, finde ich es<br />

nicht nachvollziehbar.<br />

ECHO: Wie sind die Strafandrohungen,<br />

wenn ein verdächtiger<br />

Geldfluss nicht gemeldet wird?<br />

Gessler: Wenn die Meldung nicht<br />

gemacht wird, gibt es sehr hohe<br />

Strafen, die bis zu einem Entzug der<br />

Berufsbefugnis führen können. Es<br />

hängt natürlich davon ab, wie verdächtig<br />

die Transaktion tatsächlich<br />

war, und es ist schwer einzustufen,<br />

was auffallen müsste und was nicht.<br />

Darüber werden dann die Gerichte<br />

entscheiden müssen.<br />

Interview: Maria Witting<br />

ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK KUFSTEIN <strong>2018</strong><br />

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