Top100 Kufstein 2018
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Thaler: Das erste Ziel sollte sein, die<br />
Abgabenquote deutlich zu senken.<br />
Deutschland hat beispielsweise eine<br />
niedrigere Abgabenquote von 40,7 Prozent<br />
und produziert sogar Budgetüberschüsse,<br />
während Österreich nach wie<br />
vor keinen ausgeglichenen Haushalt<br />
hat und eine Abgabenquote von 42,5<br />
Prozent. Hätte Österreich auch die Abgabenquote<br />
Deutschlands, wären das<br />
ca. 6,6 Milliarden Euro mehr für die Bevölkerung!<br />
Politik tendiert immer dazu,<br />
mehr auszugeben, als eingenommen<br />
wurde. Man sollte sich auch überlegen,<br />
wie das Budget ausgeglichen werden<br />
kann. Gegenfinanzierung bedeutet für<br />
mich, Ausgaben im öffentlichen Bereich<br />
zu senken. Der Staat Österreich<br />
übernimmt zu viele Aufgaben und es<br />
wird teilweise auch ineffizient gearbeitet.<br />
Unser Steuersystem ist an Komplexität<br />
kaum zu übertreffen. Es gibt viele<br />
Gesetze, die selbst für Spezialisten immer<br />
wieder zu Auslegungsproblemen<br />
führen. Aus meiner Sicht ist es negativ,<br />
Gesetze zu erlassen, die von der Allgemeinheit<br />
nicht verstanden werden.<br />
Zudem ist die Qualität der Gesetze<br />
mangelhaft. Es gibt immer mehr Erlässe,<br />
immer mehr Verordnungen, wodurch<br />
es un übersichtlich wird und dazu<br />
führt, dass eine permanente Rechtsunsicherheit<br />
in der Anwendung herrscht.<br />
Vor allem im Beitragsrecht wird viel<br />
diskutiert, ob gewisse Zuschläge zahlungspflichtig<br />
wären oder nicht. Das<br />
macht die Lohnverrechnung unheimlich<br />
kompliziert. Die Gesetze gehören<br />
massiv vereinfacht.<br />
„Die Zukunft der Buchhaltung<br />
geht dahin, dass<br />
Daten auf Rechnungen<br />
automatisch erfasst und<br />
übertragen werden.“<br />
ECHO: Welche geschäftlichen Herausforderungen<br />
beschäftigen die<br />
wirtschaftstreibenden Unternehmen<br />
aktuell am meisten?<br />
Thaler: Die Unternehmer beklagen<br />
vor allem den Mangel an geeigneten<br />
Arbeitskräften, kritisieren aber auch<br />
die Höhe der Steuern bzw. der Sozialversicherung.<br />
Ein aktuelles Thema ist<br />
auch die Bewältigung administrativer<br />
Aufgaben, wie beispielsweise die Datenschutz-Grundverordnung.<br />
Diese gilt für<br />
jedes Unternehmen, das in irgendeiner<br />
Weise personenbezogene Daten verarbeitet,<br />
wie beispielsweise eine Kundendatei<br />
führt, Rechnungen ausstellt oder<br />
Lieferantendaten speichert. Aus meiner<br />
Sicht wurde sie ohne vernünftige Richtlinien<br />
eingeführt und ist grundsätzlich<br />
für Großbetriebe konzipiert, weshalb sie<br />
für kleinere Betriebe eine große Herausforderung<br />
darstellt. Es gibt mittlerweile<br />
eine unglaubliche Datenmenge, die wir<br />
den öffentlichen Stellen zur Verfügung<br />
stellen müssen. Diese administrativen<br />
Aufgaben hindern teilweise auch am<br />
operativen Arbeiten.<br />
ECHO: Steuerberatung 4.0: Welche<br />
Erfahrungen machen Sie beim Thema<br />
Digitalisierung? Wie schätzen Sie diese<br />
Entwicklung ein?<br />
Thaler: Digitalisierung ist auch in der<br />
Steuerberatung ein großes Thema. Es<br />
steigert die Qualität unserer Arbeit, da<br />
die Dokumentation präziser und einfacher<br />
erfolgt. Die reine Digitalisierung,<br />
also der Austausch der analogen durch<br />
digitale Belege, bringt aber nicht den<br />
entscheidenden Vorteil. Im Gegenteil,<br />
oft ist die reine Bearbeitungszeit für<br />
den digitalen Beleg länger. Der Nutzen<br />
der reinen Digitalisierung entsteht erst<br />
durch die Verknüpfung des Belegs,<br />
das leichtere und schnellere Wiederauffinden.<br />
Fakt ist, dass wir durch die<br />
Digitalisierung einen riesigen Qualitätsgewinn<br />
haben und die Systeme<br />
integrierter werden. Es ist uns dadurch<br />
möglich, Standardarbeiten schneller<br />
zu erledigen. Digitalisierung bedeutet<br />
aber auch, dass gewisse Kontrollnotwendigkeiten<br />
erhöht werden müssen.<br />
Zudem hat man die Möglichkeit, dem<br />
Mandanten mehr Informationen zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
ECHO: Wird es in Zukunft die papierlose<br />
Steuerkanzlei geben?<br />
Thaler: Eine Steuerkanzlei komplett<br />
ohne Papier wird es wahrscheinlich<br />
nicht geben. Wir werden aber auf jeden<br />
Fall weniger Papier produzieren.<br />
Das Endprodukt, beispielsweise die<br />
fertige Bilanz, braucht man nicht auf<br />
Papier. Positiv an der Digitalisierung ist<br />
auch, dass das Suchen nach Belegen in<br />
Aktenordnern wegfällt. Aber gewisse<br />
Dokumente oder auch Rechen- und<br />
Gedankenschritte sind für mich persönlich<br />
auf Papier einfacher.<br />
ECHO: Wie sieht für Sie die Buchhaltung<br />
der Zukunft aus?<br />
Thaler: Die Buchhaltung wird zunehmend<br />
automatisiert. Im Fokus steht der<br />
Übergang von Dokumenten zur Aufbewahrung,<br />
bei der ein elektronisches<br />
Format das Papier ablöst. Die Daten<br />
auf der Rechnung werden in Zukunft<br />
automatisch erfasst und übertragen. In<br />
kleinen und mittleren Unternehmen ist<br />
das aber noch zu wenig verbreitet, da es<br />
auch von der Kooperation zwischen<br />
den Geschäftspartnern abhängig ist.<br />
Grundsätzlich sehe ich die Buchhaltung<br />
aber im großen Wandel.<br />
<br />
Interview: Verena Kopp<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK KUFSTEIN <strong>2018</strong> 93