14.01.2019 Aufrufe

Top100 Kufstein 2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Thaler: Das erste Ziel sollte sein, die<br />

Abgabenquote deutlich zu senken.<br />

Deutschland hat beispielsweise eine<br />

niedrigere Abgabenquote von 40,7 Prozent<br />

und produziert sogar Budgetüberschüsse,<br />

während Österreich nach wie<br />

vor keinen ausgeglichenen Haushalt<br />

hat und eine Abgabenquote von 42,5<br />

Prozent. Hätte Österreich auch die Abgabenquote<br />

Deutschlands, wären das<br />

ca. 6,6 Milliarden Euro mehr für die Bevölkerung!<br />

Politik tendiert immer dazu,<br />

mehr auszugeben, als eingenommen<br />

wurde. Man sollte sich auch überlegen,<br />

wie das Budget ausgeglichen werden<br />

kann. Gegenfinanzierung bedeutet für<br />

mich, Ausgaben im öffentlichen Bereich<br />

zu senken. Der Staat Österreich<br />

übernimmt zu viele Aufgaben und es<br />

wird teilweise auch ineffizient gearbeitet.<br />

Unser Steuersystem ist an Komplexität<br />

kaum zu übertreffen. Es gibt viele<br />

Gesetze, die selbst für Spezialisten immer<br />

wieder zu Auslegungsproblemen<br />

führen. Aus meiner Sicht ist es negativ,<br />

Gesetze zu erlassen, die von der Allgemeinheit<br />

nicht verstanden werden.<br />

Zudem ist die Qualität der Gesetze<br />

mangelhaft. Es gibt immer mehr Erlässe,<br />

immer mehr Verordnungen, wodurch<br />

es un übersichtlich wird und dazu<br />

führt, dass eine permanente Rechtsunsicherheit<br />

in der Anwendung herrscht.<br />

Vor allem im Beitragsrecht wird viel<br />

diskutiert, ob gewisse Zuschläge zahlungspflichtig<br />

wären oder nicht. Das<br />

macht die Lohnverrechnung unheimlich<br />

kompliziert. Die Gesetze gehören<br />

massiv vereinfacht.<br />

„Die Zukunft der Buchhaltung<br />

geht dahin, dass<br />

Daten auf Rechnungen<br />

automatisch erfasst und<br />

übertragen werden.“<br />

ECHO: Welche geschäftlichen Herausforderungen<br />

beschäftigen die<br />

wirtschaftstreibenden Unternehmen<br />

aktuell am meisten?<br />

Thaler: Die Unternehmer beklagen<br />

vor allem den Mangel an geeigneten<br />

Arbeitskräften, kritisieren aber auch<br />

die Höhe der Steuern bzw. der Sozialversicherung.<br />

Ein aktuelles Thema ist<br />

auch die Bewältigung administrativer<br />

Aufgaben, wie beispielsweise die Datenschutz-Grundverordnung.<br />

Diese gilt für<br />

jedes Unternehmen, das in irgendeiner<br />

Weise personenbezogene Daten verarbeitet,<br />

wie beispielsweise eine Kundendatei<br />

führt, Rechnungen ausstellt oder<br />

Lieferantendaten speichert. Aus meiner<br />

Sicht wurde sie ohne vernünftige Richtlinien<br />

eingeführt und ist grundsätzlich<br />

für Großbetriebe konzipiert, weshalb sie<br />

für kleinere Betriebe eine große Herausforderung<br />

darstellt. Es gibt mittlerweile<br />

eine unglaubliche Datenmenge, die wir<br />

den öffentlichen Stellen zur Verfügung<br />

stellen müssen. Diese administrativen<br />

Aufgaben hindern teilweise auch am<br />

operativen Arbeiten.<br />

ECHO: Steuerberatung 4.0: Welche<br />

Erfahrungen machen Sie beim Thema<br />

Digitalisierung? Wie schätzen Sie diese<br />

Entwicklung ein?<br />

Thaler: Digitalisierung ist auch in der<br />

Steuerberatung ein großes Thema. Es<br />

steigert die Qualität unserer Arbeit, da<br />

die Dokumentation präziser und einfacher<br />

erfolgt. Die reine Digitalisierung,<br />

also der Austausch der analogen durch<br />

digitale Belege, bringt aber nicht den<br />

entscheidenden Vorteil. Im Gegenteil,<br />

oft ist die reine Bearbeitungszeit für<br />

den digitalen Beleg länger. Der Nutzen<br />

der reinen Digitalisierung entsteht erst<br />

durch die Verknüpfung des Belegs,<br />

das leichtere und schnellere Wiederauffinden.<br />

Fakt ist, dass wir durch die<br />

Digitalisierung einen riesigen Qualitätsgewinn<br />

haben und die Systeme<br />

integrierter werden. Es ist uns dadurch<br />

möglich, Standardarbeiten schneller<br />

zu erledigen. Digitalisierung bedeutet<br />

aber auch, dass gewisse Kontrollnotwendigkeiten<br />

erhöht werden müssen.<br />

Zudem hat man die Möglichkeit, dem<br />

Mandanten mehr Informationen zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

ECHO: Wird es in Zukunft die papierlose<br />

Steuerkanzlei geben?<br />

Thaler: Eine Steuerkanzlei komplett<br />

ohne Papier wird es wahrscheinlich<br />

nicht geben. Wir werden aber auf jeden<br />

Fall weniger Papier produzieren.<br />

Das Endprodukt, beispielsweise die<br />

fertige Bilanz, braucht man nicht auf<br />

Papier. Positiv an der Digitalisierung ist<br />

auch, dass das Suchen nach Belegen in<br />

Aktenordnern wegfällt. Aber gewisse<br />

Dokumente oder auch Rechen- und<br />

Gedankenschritte sind für mich persönlich<br />

auf Papier einfacher.<br />

ECHO: Wie sieht für Sie die Buchhaltung<br />

der Zukunft aus?<br />

Thaler: Die Buchhaltung wird zunehmend<br />

automatisiert. Im Fokus steht der<br />

Übergang von Dokumenten zur Aufbewahrung,<br />

bei der ein elektronisches<br />

Format das Papier ablöst. Die Daten<br />

auf der Rechnung werden in Zukunft<br />

automatisch erfasst und übertragen. In<br />

kleinen und mittleren Unternehmen ist<br />

das aber noch zu wenig verbreitet, da es<br />

auch von der Kooperation zwischen<br />

den Geschäftspartnern abhängig ist.<br />

Grundsätzlich sehe ich die Buchhaltung<br />

aber im großen Wandel.<br />

<br />

Interview: Verena Kopp<br />

ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK KUFSTEIN <strong>2018</strong> 93

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!