Top100 Kufstein 2018
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
top 100 KUFSTEIN | Tourismus<br />
ECHO: Einerseits profitiert die<br />
Wirtschaft im Bezirk <strong>Kufstein</strong> von den<br />
steigenden Gästezahlen, andererseits<br />
ist zum Beispiel die Verkehrssituation<br />
an den Wochenenden, die dadurch<br />
entsteht, ein Problem für die einheimische<br />
Bevölkerung. Wie soll sich aus Ihrer<br />
Sicht der Tourismus in der Region<br />
weiterentwickeln?<br />
Simon Hermann Huber: Wenn<br />
man die Zahlen der Wintersaison<br />
2016/17 mit ca. sechs Millionen Anreisen<br />
in ganz Tirol auf den Bezirk <strong>Kufstein</strong><br />
herunterbricht, sieht man, dass<br />
auch wir in der Region jede Saison<br />
viele hunderttausend An- und Abreisen<br />
verzeichnen. Es wird also schnell<br />
klar, dass das Verkehrsproblem nicht<br />
nur durch den Transit bedingt ist, auf<br />
den es oft geschoben wird. Die Frequenz,<br />
die wir selbst allein durch den<br />
Tagestourismus generieren, ist enorm<br />
hoch. Natürlich kommen dazu noch<br />
knapp 20.000 LKW, die ebenfalls<br />
durch den Bezirk <strong>Kufstein</strong> fahren.<br />
Dass der Unmut in der Bevölkerung in<br />
Bezug auf den Verkehr groß ist, ist aus<br />
meiner Sicht absolut nachvollziehbar.<br />
ECHO: Wie lange kann dieses Tourismussystem<br />
noch funktionieren?<br />
Müssen für die Zukunft neue Konzepte<br />
entwickelt werden?<br />
Huber: Es besteht die Gefahr, dass<br />
der Verkehr in der Region irgendwann<br />
kollabiert, wenn sich an dem<br />
Konzept nichts ändert. Außerdem<br />
denke ich generell, dass der Weg weg<br />
von Billigangeboten hin zu echtem<br />
Qualitätstourismus führen muss. Für<br />
einen funktionierenden Tourismus<br />
in der Region braucht es immer auch<br />
eine gewisse Sensibilität in der Bevölkerung.<br />
Im Moment arbeiten in Tirol<br />
30.000 Menschen im Tourismus.<br />
Diese wenigen Menschen haben auch<br />
direkt eine Bindung zum Tourismus.<br />
Das Verständnis im Rest der Bevölkerung<br />
schwindet jedoch, obwohl wir in<br />
Wahrheit alle ständig vom Tourismus<br />
profitieren. Wenn diese Sensibilität<br />
verloren geht, verlieren wir einerseits<br />
im Tourismus an Attraktivität und<br />
andererseits in den touristischen Regionen<br />
auch Lebensqualität. Es ist also<br />
wichtig, dass die Sensibilität für den<br />
Tourismus in der Bevölkerung wieder<br />
gestärkt wird.<br />
ECHO: Wie beeinflusst diese Sensibilität<br />
die Attraktivität des Tourismusstandorts?<br />
Huber: Nur wenn die Sensibilität<br />
vorhanden ist, kann der Urlaubsort<br />
auch authentisch sein. Wir plakatieren<br />
mit LED-Leuchten an der Grenze<br />
nicht „Herzlich Willkommen“, sondern<br />
„IGL Luftschutzgebiet“. Die Luftwerte<br />
in Tirol sind inzwischen katastrophal,<br />
auf der anderen Seite werben wir mit<br />
„Der Weg muss in<br />
Zukunft weg von<br />
Billigangeboten hin zu<br />
echtem Qualitätstourismus<br />
führen.“<br />
„Natur pur“. Diese Aussagen stehen im<br />
Widerspruch zueinander. Die Gäste<br />
kommen zu uns, weil sie eine authentische<br />
Erfahrung wollen, sie möchten<br />
unser Lebensgefühl mitbekommen.<br />
Langsam passt jedoch unser tatsächliches<br />
Lebensgefühl mit der in der<br />
Werbung kommunizierten Aussage<br />
nicht mehr zusammen. Immer weniger<br />
Einheimische gehen Ski fahren,<br />
weil sie es sich nicht leisten können.<br />
Gleichzeitig werden in Deutschland<br />
billige Kombipakete angeboten, die die<br />
Gäste busseweise nach Tirol bringen.<br />
Es ist also nicht verwunderlich, dass<br />
das Verständnis in der Bevölkerung<br />
immer geringer wird.<br />
Simon Hermann Huber teilt seine Ideen, wie das Verständnis für den Tourismus in<br />
der Bevölkerung gestärkt werden kann.<br />
ECHO: Ist es aus Ihrer Sicht notwendig,<br />
den Tagestourismus einzudämmen?<br />
Huber: Beim Tagestourismus muss<br />
man unterscheiden. Die Städte leben<br />
natürlich vom Tagestourismus, die<br />
Rede ist dabei jedoch vom Tageseinkaufstourismus<br />
aus der näheren Umgebung.<br />
Den soll es natürlich auch<br />
weiterhin geben. Der Tagestourismus<br />
in die Skigebiete, der durch diverse<br />
Billigangebote entsteht, wirkt sich da-<br />
66<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK KUFSTEIN <strong>2018</strong>