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Top100 Kufstein 2018

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echtliche Lage so, dass gemeinnützige<br />

Wohnbauträger objektgefördert bauen<br />

können, d. h. sie bekommen auf das<br />

gesamte Wohnbauvorhaben Wohnbauförderung,<br />

wenn sie die Richtlinien<br />

einhalten, was an Orten wie Inns bruck<br />

immer schwieriger wird und manches<br />

Mal nicht möglich ist. Private Bauträger<br />

erhalten derzeit keine Objektförderung,<br />

d. h. sie müssten so günstig bauen,<br />

dass sie die geforderten 50% der Flächen<br />

an förderungswürdige Personen<br />

verkaufen können. Das allein schon<br />

ist bei den derzeitigen Grundstückspreisen<br />

nahezu unmöglich. Außerdem<br />

ergäbe sich dadurch oftmals eine sehr<br />

schwierige Situation, weil jene wohnbauförderungsnahen<br />

Wohneinheiten<br />

zwar um 25% über dem Wohnbauförderungssatz<br />

verkauft werden dürften,<br />

aber keine bessere Bauausstattung<br />

erhalten würden. Ganz zu schweigen<br />

von den 20% frei finanzierten Flächen,<br />

die derart teuer werden würden, dass<br />

sie wohl kaum noch Käufer finden<br />

könnten. Ich denke nicht, dass man mit<br />

diesem Modell Wohnen günstiger machen<br />

kann , es wird wohl eher zu einem<br />

Rückzug der Bauträger kommen und<br />

damit der Wohnungsmarkt noch mehr<br />

angeheizt werden..<br />

ECHO: Welche Lösungen sehen Sie?<br />

Schöpf: Man könnte zum Beispiel<br />

Anleihen vom grünen Grundverkehr<br />

nehmen. Dieser bietet einen Preisdeckel<br />

für landwirtschaftliche Flächen,<br />

um der Spekulation entgegenzuwirken.<br />

So könnte man zum Beispiel in den<br />

Städten und Gemeinden mit besonders<br />

hohen Grundkosten Kernzonen<br />

vorgeben, in denen man einen Preisdeckel<br />

einführt. Das wäre rechtlich<br />

machbar und würde zu günstigeren<br />

Wohnungen innerhalb der Kernzonen<br />

führen. Voraussetzung hierfür ist<br />

jedoch eine entsprechende Novelle des<br />

Tiroler Raumordnungsgesetzes. Ein<br />

„Nicht einmal die gemeinnützigen<br />

Wohnbauträger<br />

können derzeit an<br />

allen Orten die Wohnbauförderrichtlinien<br />

einhalten.“<br />

Herbert Schöpf,<br />

Rechtsanwalt<br />

weiterer Punkt, um den wir uns kümmern<br />

müssen, sind die teilweise absurd<br />

ansteigenden Baukosten. Schuld daran<br />

sind zum einen die überbordenden<br />

Bauvorschriften, welche dem Bauträger<br />

Ausführungs- und Ausstattungsvorgaben<br />

auferlegen, welche in vielen Fällen<br />

als überzogen zu beurteilen sind, sich<br />

jedoch erheblich in den Baukosten<br />

niederschlagen. Zum anderen hat<br />

man am heimischen Markt auch lange<br />

genug Protektionismus betrieben, sodass<br />

es mangels offenem Wettbewerb<br />

zu einer erblichen Steigerung der Baukosten<br />

gekommen ist. Speziell in den<br />

Gewerken Elektro und Haustechnik<br />

ist dieses Phänomen zu beobachten.<br />

Angebote haben sich im Vergleich zu<br />

den Vorjahren um bis zu 100% verteuert,<br />

obwohl die Materialkosten nur um<br />

rund 5% und die Personalkosten um<br />

2-3% gestiegen sind. Hier muss man<br />

eine neue Kultur etablieren und breiter<br />

ausschreiben.<br />

ECHO: Die neue Stadtregierung<br />

will auch der Spekulation mit gefördertem<br />

Wohnbau einen Riegel<br />

vorschieben und dafür sorgen, dass<br />

wohnbaugeförderter Wohnraum<br />

auch nach Rückzahlung des Förderdarlehens<br />

preisgebunden und somit<br />

leistbar bleibt.<br />

Schöpf: Bei den derzeitigen Regelungen<br />

sehe ich da wieder das gleiche<br />

Problem. Außer bei den gemeinnützigen<br />

Wohnbauten ist ja nicht der<br />

Wohnraum gefördert, sondern die<br />

Person, deshalb sprechen wir von<br />

Subjektförderung. Wie man in diesem<br />

Fall eine Preisbindung zustande<br />

bekommt, ist mir nicht nachvollziehbar.<br />

Da wird man entweder die<br />

Objekte wohnbaufördern müssen,<br />

was für das Land schwer finanzierbar<br />

sein wird, oder man muss die Wohnbauförderung<br />

gänzlich neu aufstellen.<br />

Ich möchte auch darauf hinweisen,<br />

dass derartige Vorschriften auch die<br />

Schattenwirtschaft befördern würden.<br />

Nachdem die Wohnungsnot sicherlich<br />

größer ist als die Angst vor dem<br />

Steuerbetrug, ist hier gut vorstellbar,<br />

dass die eine Summe im Vertrag steht<br />

und der Aufpreis schwarz den Besitzer<br />

wechselt.<br />

ECHO: Stichwort: Leerstandserhebung.<br />

Wie ist eine solche Erhebung<br />

machbar und was ist davon zu halten?<br />

Schöpf: So wie bei der Freizeitsitzregelung<br />

ist das wohl nur über den<br />

Strom- und Wasserverbrauch machbar,<br />

allerdings finde ich das höchst<br />

problematisch. Eine generelle Erhebung<br />

ist meiner Meinung nach ein<br />

sehr starker Eingriff in die Persönlichkeitsrechte<br />

und die Eigentumsrechte.<br />

Außerdem wird eine Leerstandserhebung<br />

auch durch die neue Datenschutzverordnung<br />

nicht einfacher. Es<br />

sollte vielmehr Anreize geben, leerstehende<br />

Wohnungen zu vermieten.

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