Top100 Kufstein 2018
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top 100 KUFSTEIN | INDUSTRIE<br />
Bruttowertschöpfung in Tirol<br />
Teile für Wehrmachtsfahrzeuge lieferten.<br />
Nach Kriegsende mussten einige Industriebetriebe<br />
wieder an ihre vormaligen<br />
„nicht-arischen“ Besitzer zurückgeben<br />
werden und Inhaber wurden aus amerikanischer<br />
Gefangenschaft entlassen<br />
und übernahmen wieder die Leitung<br />
ihrer Unternehmen. Die gesicherte Auftragslage,<br />
die Produktionssteigerungen<br />
und nicht zuletzt auch die Exporterlöse<br />
bedingten, dass viele Tiroler Betriebe<br />
aus dem Krieg und der NS-Zeit gestärkt<br />
hervorgingen. Die Produktion war diversifizierter<br />
und wettbewerbsfähiger<br />
geworden. Es machte sich ein Aufholprozess<br />
gegenüber Ostösterreich bemerkbar.<br />
Bei Kriegsende, am 13. April 1945,<br />
glich das Land Tirol einem Trümmerhaufen.<br />
Das vordringlichste Problem<br />
war die katastrophale Ernährungslage<br />
der Tiroler Bevölkerung. Die Wirtschaft<br />
lag darnieder. Neben den verheerenden<br />
Bombenschäden wurden der Tiroler<br />
Industrie durch den Abbau von Industrieanlagen<br />
mehr als 2.000 Werksmaschinen<br />
entzogen.<br />
Die Gäste kommen<br />
Der für ganz Tirol und auch für <strong>Kufstein</strong><br />
wichtige Fremdenverkehr begann am<br />
Beginn des 19. Jahrhunderts zeitgleich<br />
mit dem Aufkommen des Bergsteigens<br />
in der heimischen Bevölkerung. 1858<br />
eröffnete die Eisenbahnlinie <strong>Kufstein</strong>-<br />
Josef Nussbaumer, ehem. Professor an<br />
der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik<br />
der Leopold-Franzens-Universität<br />
Innsbruck. Heute: www.teamglobo.net<br />
Innsbruck den Zugang <strong>Kufstein</strong>s zum<br />
Tourismus. 1894 wurde die erste Wasserleitung<br />
aus dem Kaisertal errichtet<br />
und 1898 leuchtete in <strong>Kufstein</strong> das<br />
erste elektrische Licht. Mehrere Eisenbahnprojekte<br />
waren zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts geplant, wie die Strecken<br />
Kuf stein-Kössen-Reit im Winkl-Traunstein,<br />
<strong>Kufstein</strong>-Thiersee-Bayrischzell<br />
und zwei Projekte im Kaisergebirge. Zu<br />
deren Umsetzung kam es aber nie in<br />
vollem Umfang. Sie scheiterte an den<br />
Kosten bzw. an den Wirren des Ersten<br />
Weltkriegs.<br />
Die frisch eintrudelnden Gäste waren<br />
in der „Sommerfrische“ von den<br />
beeindruckenden Wanderungen sehr<br />
angetan und wollten die Berge nun auch<br />
im Winter kennenlernen. Der Skisport<br />
war darum auch schon vor dem Ersten<br />
Weltkrieg bekannt. Im Ersten Weltkrieg<br />
wurde der Skisport dann technisch<br />
weiterentwickelt. Vor allem Kriegsveteranen,<br />
die in ihrem Kriegsdienst Skifahren<br />
erlernten, schufen sich danach<br />
als Skiführer bzw. -lehrer eine Existenz.<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte der<br />
Skisport seinen Durchbruch zum Massensport.<br />
Die positive Entwicklung des<br />
Tourismus in den Tälern Tirols wurde<br />
durch folgende Faktoren unterstützt:<br />
das wachsende Eisenbahnnetz, dern-<br />
Quelle: IV Tirol<br />
Ausbau des Arlbergs und nicht zuletzt<br />
die Gelder des Marshallplans nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg. Der Marshallplan,<br />
offiziell European Recovery Program<br />
(kurz ERP) genannt, war ein großes<br />
Wirtschaftswiederaufbauprogramm<br />
der USA, das nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
dem an den Folgen des Krieges<br />
leidenden Westeuropa zugutekam. Es<br />
bestand aus Krediten, Rohstoffen, Lebensmitteln<br />
und Waren. Ein Teil der<br />
österreichischen Gelder flossen in den<br />
Aufbau der Tiroler Tourismuswirtschaft,<br />
denn mit ihr ließen sich kurzfristig viele<br />
Devisen ins Land holen. Die Gäste kamen<br />
aus England, Frankreich und den<br />
USA. In der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
von Imst zeigt sich zum Beispiel,<br />
dass der primäre Sektor, die Landwirtschaft,<br />
gleich in den tertiären Sektor,<br />
die Dienstleistung, übergeht und den<br />
sekundären Sektor, die Industrie- und<br />
Gewerbetriebe, großteils auslässt.<br />
Das Wachstum des Tourismus wirkte<br />
sich auch förderlich auf die Bauindustrie<br />
aus, zumal nun zahlreiche Hotelbauprojekte<br />
verwirklicht wurden. Auch<br />
die Bevölkerungsentwicklung in den<br />
Städten und den Industrieorten führten<br />
zu einem verstärkten Wohnbau und<br />
zur Errichtung zahlreicher öffentlicher<br />
Gebäude für die staatliche Verwaltung.<br />
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ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK KUFSTEIN <strong>2018</strong>