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Nr. 17 - September / Oktober 2008

Burgund: Morvan, Bibracte, Guédelon Paris: die Sainte-Chapelle Elsass: Goethes amour fou in Sesenheim Provence: Cordes-sur-ciel Rezept: mousse au chocolat

Burgund: Morvan, Bibracte, Guédelon
Paris: die Sainte-Chapelle
Elsass: Goethes amour fou in Sesenheim
Provence: Cordes-sur-ciel
Rezept: mousse au chocolat

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Fokus Burgund<br />

Die Ausgraben in Bibracte sind längst noch nicht beendet. Studenten unterstützen die Arbeiten.<br />

Höhe von 800 Metern liegt, kann es<br />

schon im <strong>September</strong> empfindlich kühl<br />

werden und man sollte besser einen<br />

Pullover bei sich haben.<br />

Durch die Ausgrabungsstätte führt<br />

ein audiovisuelles System, das automatisch<br />

ausgelöst wird, wenn die Besucher<br />

sich den Bildschirmen und Lautsprechern<br />

nähern. Damit lässt sich der<br />

Ort für jeden individuell besichtigen,<br />

der Auskunft über die wenig bekannte<br />

keltische Zivilisation gibt, die einmal<br />

von der Donau bis an den Atlantik<br />

reichte. Die zahlreichen Erklärungstafeln<br />

und Videofilme vermitteln einen<br />

lebhaften Eindruck vom Alltagsleben<br />

unserer ein bisschen vernachlässigten<br />

Vorfahren. In den Anlagen werden<br />

viele Schulklassen herumgeführt.<br />

Auch für die Großen ist die Bibracte-Begeisterung<br />

ansteckend. Auf dem<br />

Gelände sieht man viele Studenten, die<br />

mit Enthusiasmus den Ausgrabungen<br />

beiwohnen bzw. aktiv daran beteiligt<br />

sind. Dank ihrer und der Arbeit ihrer<br />

Professoren wird die vor 2000 Jahren<br />

aufgegebene Stadt jeden Tag ein bisschen<br />

mehr wiederentdeckt. Über 30<br />

Forscher und ein Dutzend europäische<br />

Universitäten und Forschungsinstitute<br />

bündeln ihre Kräfte, um die<br />

gallische Stadt Stück für Stück und so<br />

detailgetreu wie möglich auferstehen<br />

zu lassen. Es ist die Arbeit von<br />

tausenden von Helfern. Die dabei<br />

gemachten Entdeckungen sind zum<br />

Teil atemberaubend, wie das vor kurzem<br />

ausgegrabene Tor, das eine Länge<br />

von 20 Metern misst. Doch auch den<br />

kleinsten Splittern wird gebührend<br />

Aufmerksamkeit gezollt – alles kann<br />

für die Forschung nützliche Informationen<br />

bergen.<br />

Die Oberfläche der Befestigungsanlage<br />

(auf einer Fläche von 135 Hektar)<br />

schien im 1. Jahrhundert v. Chr.<br />

in weiten Teilen besiedelt gewesen zu<br />

sein. Ausgrabungen lassen nun den<br />

Schluss zu, dass diese Befestigungsanlagen<br />

noch von einer weiteren Stadtmauer<br />

umgeben gewesen sein müssen.<br />

Die Abfallgruben auf dem Gelände<br />

erlauben, den Einfluss der römischen<br />

Kultur zu ermessen, der bereits vor<br />

der Eroberung durch die Römer auf<br />

die Häduer gewirkt haben muss. Viele<br />

technische Errungenschaften des<br />

Mittelmeerraumes waren bereits in der<br />

Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. hier<br />

genutzt worden. Man hat sogar Hinweise<br />

auf große Steinhäuser im Stil<br />

der Römer gefunden. Auch Überreste<br />

mediterraner Lebensmittel können<br />

nachgewiesen werden. Das Wichtigste<br />

darunter sind Spuren von Wein, hauptsächlich<br />

aus Italien stammend, die auf<br />

den tausenden von Tonscherben auf<br />

dem Mont Bevray zu finden sind.<br />

Anhand solcher Kleinigkeiten<br />

lässt sich erahnen, welche Arbeit die<br />

Archäologen in Bibracte leisten, und<br />

welcher Wissensschatz sich unter den<br />

Schritten der Besucher noch versteckt.<br />

Der Boden Burgunds birgt hier nicht<br />

nur Details der burgundischen Geschichte,<br />

sondern der Geschichte der<br />

Franzosen überhaupt. Die Geschichte<br />

der alten, ein wenig vergessenen Vorfahren,<br />

die Tag für Tag ein bisschen<br />

mehr ans Licht gebracht wird. Welch<br />

schöne Auferstehung!<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>

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