Nr. 17 - September / Oktober 2008
Burgund: Morvan, Bibracte, Guédelon Paris: die Sainte-Chapelle Elsass: Goethes amour fou in Sesenheim Provence: Cordes-sur-ciel Rezept: mousse au chocolat
Burgund: Morvan, Bibracte, Guédelon
Paris: die Sainte-Chapelle
Elsass: Goethes amour fou in Sesenheim
Provence: Cordes-sur-ciel
Rezept: mousse au chocolat
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Im 13. Jahrhundert war<br />
König Ludwig IX. (1214<br />
– 1270) so für seinen<br />
starken Glauben bekannt,<br />
dass man ihn heute noch<br />
Ludwig den Heiligen nennt.<br />
Eines seiner zentralen Vorhaben<br />
war, Frankreich und<br />
insbesondere Paris zum Zentrum<br />
der Christenheit zu<br />
machen. Nicht weniger als<br />
das. Die französische Hauptstadt,<br />
so dachte er sich das,<br />
sollte Christen aus aller Welt<br />
anziehen und vom Papst als<br />
besonderes Beispiel für<br />
Gläubigkeit hervorgehoben<br />
werden.<br />
Frankreich war zu seiner<br />
Zeit eine der einflussreichsten<br />
Monarchien der<br />
christlichen Welt und Paris<br />
mit seinen mehr als 200.000<br />
Einwohnern die bevölkerungsreichste<br />
Stadt in ganz<br />
Europa. Der fromme Ludwig<br />
vergaß durchaus nicht,<br />
die Stärke und den Einfluss<br />
seines Königreiches zu mehren<br />
und zu wahren, doch war<br />
dies für ihn immer mit der<br />
Stärkung des christlichen<br />
Glaubens verbunden. Sich<br />
dafür in tiefe Kontemplation<br />
zu versenken und mit religiösen<br />
Fragen zu beschäftigen,<br />
genügte nicht, da mussten<br />
konkretere Maßnahmen<br />
ergriffen werden. Nicht<br />
zuletzt die etlichen Kreuzzüge, die Ludwig anführte, aber<br />
auch Allerweltsdinge wie das Verbot des Kartenspiels. Um<br />
dem Klerus zu gefallen und um die religiöse Mission Ludwigs<br />
IX. zu symbolisieren,<br />
musste aber<br />
noch etwas ganz<br />
anderes unternommen<br />
werden. Ein<br />
Bauwerk sollte her,<br />
wie es die Welt des<br />
Mittelalters noch<br />
nicht gesehen hatte.<br />
Und es sollte in<br />
Paris entstehen: die<br />
Sainte-Chapelle.<br />
Doch vor ihrer<br />
Blick auf die Sainte-Chapelle.<br />
Errichtung galt es, eine außergewöhnliche Funktion für<br />
das Bauwerk zu erfinden. Man dachte schließlich nicht an<br />
irgendeine Kapelle. So zögerte Ludwig der Heilige auch<br />
nicht lange und öffnete die Staatsschatulle weit. Für die<br />
unglaubliche Summe von 135.000 Pfund (mehr als das<br />
Dreifache der Baukosten) erwarb er vom byzantinischen<br />
Kaiser Balduin im Jahr 1239 einen riesigen Reliquienschatz.<br />
Nichts weniger sollte die neue Kirche sein, als der<br />
Aufbewahrungsort heiligster Reliquien. Darunter die Dornenkrone<br />
Christi und ein Stück des Kreuzes, an dem der<br />
Heiland sein Martyrium erlitt.<br />
Neben diesen wichtigen Reliquien befanden sich 19 weitere<br />
kostbare Stücke in der Sammlung der Sainte-Chapelle.<br />
Dadurch gehörte diese Reliquiensammlung zu den bedeutendsten<br />
ihrer Art in der christlichen Welt, vergleichbar<br />
nur noch mit jenen der Grabeskirche in Jerusalem und des<br />
Petersdoms in Rom. Mit der Schaffung eines solchen Ortes<br />
christlichen Glaubens mitten in Paris sollte die Gunst des<br />
Papstes errungen werden. Und tatsächlich, die Reaktion<br />
des Papstes ließ nicht lange auf sich warten. Am 24. Mai<br />
1244 schrieb Papst Innozenz IV. an Ludwig den Heiligen<br />
inmitten der siebenjährigen Bauzeit: « Du hast mit Deinen<br />
Mitteln ein Werk vollbracht, das für die Ewigkeit geschaffen<br />
ist. »<br />
Die 1248 vollendete Kirche wurde zweigeschossig gebaut<br />
und orientierte sich damit an den alten Gotteshäusern von<br />
Saint-Germain-en-Laye oder Aachen. In der oberen Etage<br />
wurden die Reliquien aufbewahrt und dieses Geschoss war<br />
einzig dem König, seiner Familie und einigen ausgewählten<br />
500 Kilometer staufrei …