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CRESCENDO 4/18 Juni-Juli-August 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit John Neumeier, Sophie Pacini, Hans Sigl und David Aaron Carpenter.

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Interviews unter anderem mit John Neumeier, Sophie Pacini, Hans Sigl und David Aaron Carpenter.

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H Ö R E N & S E H E N<br />

Empfehlungen von Attila Csampai<br />

GUTE<br />

UNTERHALTUNG!<br />

… wünscht unser Chefrezensent mit neuen Alben,<br />

die gute Laune verbreiten.<br />

G. F. HÄNDEL:<br />

WATER MUSIC & ROYAL FIREWORKS<br />

La Simphonie du Marais, Hugo Reyne<br />

(Musiques à la Chabotterie)<br />

Händels Wassermusik-Suiten erklangen zum<br />

ersten Mal bei einer Bootsfahrt, die König<br />

George I. am 17. <strong>Juli</strong> 1717 auf der Themse nach<br />

Chelsea unternahm, um dort an einem Abendessen teilzunehmen.<br />

32 Jahre später feierte sein Sohn George II. den Frieden von<br />

Aachen mit einem riesigen Feuerwerk im Londoner Hyde Park, zu<br />

dem der betagte Händel eine weitere prächtige Suite beisteuerte.<br />

Jetzt hat das von dem französischen Flötisten und Oboisten Hugo<br />

Reyne gegründete Barockensemble La Simphonie du Marais beide<br />

Freiluftmusiken in einer Kirche in der Vendée in überschaubarer<br />

Besetzung eingespielt. Und es hat dabei einen neuen Standard an<br />

Frische, Spielfreude und französischer Klarheit gesetzt, der sich<br />

wohltuend abhebt von der Schärfe und Sprödigkeit vieler Originalklang-Konkurrenten,<br />

zugleich aber auch den aufgemotzten<br />

Glanz der älteren Händel-Tradition meidet: So locker, so anmutig<br />

elegant, so tänzerisch beschwingt und farbig hat man diese ewig<br />

jungen Festmusiken selten zu hören bekommen. Zugleich glänzen<br />

seine 28 Topmusiker mit punktgenauer Präzision und einer virtuosen<br />

Rasanz, die in manchen Stücken sogar die Jazz-Gene Händels<br />

freilegt. Höfische Etikette verwandeln sie in swingende Bewegungsmuster<br />

und verbreiten ansteckende positive Energie: Swinging<br />

London vor 300 Jahren!<br />

W. A.MOZART: MASONIC WORKS<br />

John Heuzenroeder, Die Kölner Akadamie,<br />

Michael Alexander Willens (BIS)<br />

Von den Auftragsarbeiten Mozarts für die<br />

Wiener Freimaurer konnte sich nur die Maurerische<br />

Trauermusik im Repertoire halten. Die<br />

acht kürzeren Vokalwerke sind unbekannt.<br />

Lediglich mit der Zauberflöte, seiner populärsten Oper, konnte<br />

sich der Freimaurer Mozart ein dauerhaftes Denkmal setzen. Jetzt<br />

hat die Kölner Akademie unter ihrem Leiter Michael Alexander<br />

Willens alle „echten“ Freimaurer-Musiken Mozarts in einem<br />

Album zusammengefasst und für den Solopart den exzellenten<br />

australischen Tenor John Heuzenroeder verpflichtet. Die zwischen<br />

1784 und 1791 für verschiedene Wiener Logen komponierten<br />

Vokalsätze, die zumeist für Tenor, Männerchor und Instrumentalbegleitung<br />

gesetzt sind, vertonen aktuelle, feierlich-erbauliche<br />

Texte, die die Tugenden, Ideale und die neue brüderliche<br />

Moral des Geheimbundes in den schönsten Farben preisen und<br />

fast als religiöses Ritual zelebrieren. Es fällt auf, dass Mozart die<br />

Sache sehr ernst nimmt und sich hier auf dem Niveau seiner Wiener<br />

Opern bewegt. Die lyrische Emphase der Lieder erinnert an<br />

Opernfiguren wie Belmonte oder Tamino. Den Höhepunkt des<br />

Albums aber bildet die Schauspielmusik zu Thamos aus dem Jahr<br />

1778, die als dramatische Sturm-und-Drang-Sinfonie durchgehen<br />

könnte und die hier von der hochmotivierten Kölner Truppe mit<br />

glasklar durchgezeichneter, attackierender Verve unter Strom<br />

gesetzt wird: So rabiat klingt Mozart selten.<br />

GERSHWIN, COPLAND, CARTER U. A.:<br />

I GOT RHYTHM<br />

David Lively (La Musica)<br />

David Livelys Karriere verlief atypisch. Der<br />

1953 in Ohio geborene Pianist gab bereits mit<br />

14 sein US-Orchesterdebüt, übersiedelte aber<br />

bereits mit 16 nach Paris, wo er seinen neuen<br />

Lebensmittelpunkt fand: Er wurde Franzose, unterrichtete am<br />

Pariser Konservatorium, blieb aber im Herzen eng mit seiner<br />

alten Heimat verbunden. Seine US-Gene prägen jetzt eine vor<br />

Spielfreude überquellende Revue amerikanischer Klaviermusik,<br />

die in 28 ausgewählten Miniaturen den alles entscheidenden Einfluss<br />

der afroamerikanischen Musikkultur, also des Blues und<br />

ZEICHNUNG: STEFAN STEITZ<br />

36 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>Juni</strong> – <strong>Juli</strong> – <strong>August</strong> 20<strong>18</strong>

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