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CRESCENDO 4/18 Juni-Juli-August 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit John Neumeier, Sophie Pacini, Hans Sigl und David Aaron Carpenter.

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Interviews unter anderem mit John Neumeier, Sophie Pacini, Hans Sigl und David Aaron Carpenter.

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Große Tenöre<br />

Ära des Belcanto<br />

Belcanto: Jeder glaubt zu wissen, was er bedeutet.<br />

Und beschreibt damit meist einen Tenor<br />

von schöner Stimme, der das hohe C beherrscht<br />

und die Oper des 19. Jahrhunderts. Doch Belcanto<br />

ist mehr als das. Als Idealtyp des Belcantisten<br />

galten zunächst die Kastraten im <strong>18</strong>. Jahrhundert<br />

mit ihrer „Geschicklichkeit“ in den<br />

Verzierungen und der Fähigkeit „den Ton aufs<br />

feinste abzutheilen“, wie Nikolaus Forkel 1783<br />

verlangt. Dem Filmemacher Jan Schmidt-Garre<br />

war dies bewusst, als er 1997 die Tenöre aus<br />

der Schellackzeit porträtierte, die das „Latein<br />

des Singens“ (Jürgen Kesting) im historischen<br />

Sinne nicht beherrschten und dennoch den Belcanto-Begriff<br />

erweiterten. Deshalb sind<br />

Garres Porträts, nun im Format 16/9 HD wiederaufgelegt<br />

und um einen aufschlussreichen<br />

Essay-Band erweitert, ein Muss. Trotz<br />

Schwarz-Weiß und Kratzgeräuschen: Immer<br />

noch scheint das durch, was Caruso, Tauber,<br />

Gigli, Björling und andere zu Stars machte.<br />

Charisma und Stimmcharakter,<br />

um die mancher<br />

Tenor heute sie<br />

beneidet. TPR<br />

FOTO: OPERNHAUS ZÜRICH_HERWIG PRAMMER<br />

„Belcanto. The Tenors of the 78<br />

Era“, Enrico Caruso, John Mc-<br />

Cormack, Leo Slezak u. a. (Naxos)<br />

FILM<br />

Oper Zürich<br />

Absolutheit der Liebe<br />

Maria Callas<br />

Mythos Callas<br />

Nach zweijähriger Bühnenpause und der<br />

medial ausgeschlachteten Trennung von<br />

Aris toteles Onassis gelang Maria Callas 1964<br />

am Londoner Opernhaus Covent Garden als<br />

Tosca ein triumphales Comeback, wobei<br />

glücklicherweise der zweite Akt dieser Zeffirelli-Inszenierung<br />

vom Fernsehen mitgeschnitten<br />

wurde. Die Idee von Filmemacher<br />

Holger Preusse, anhand dieses Schwarz-<br />

Weiß-Dokuments den Mythos Callas mit<br />

Interviewpartnern zu erklären, geht auf<br />

spannende Weise auf. So kann man das Lob<br />

von Callas-Biograf Jürgen Kesting, „sie hatte<br />

die Fähigkeit, Extreme der Empfindung im<br />

Klang deutlich zu machen“, direkt überprüfen<br />

oder sich seinen eigenen Reim darauf<br />

machen, wie heutige Opernstars die „Primadonna<br />

assoluta“ sehen. Der Mehrwert dieser<br />

DVD liegt im angefügten und untertitelten<br />

legendären Tosca-Mitschnitt. Er ist –<br />

so Dirigent Antonio Pappano – „technisch<br />

prähistorisch und<br />

gleichzeitig so zeitlos.<br />

Und er zeigt, warum<br />

Oper mehr ist als<br />

schöne Klänge“. AR<br />

„Maria Callas – Magic Moments<br />

of Music. Tosca 1964“<br />

(Cmajor)<br />

In Gestaltung und Inhalt ist diese DVD eine feine Visitenkarte für das Opernhaus Zürich:<br />

Massenets Werther in erstklassiger Besetzung mit einem hinreißend singenden und traumwandlerisch<br />

sicher agierenden Juan Diego Flórez in der Titelrolle und damit im für ihn<br />

neuen französischen Repertoire. Am Dirigentenpult überzeugt Cornelius Meister mit<br />

Gespür für die Romantik, Farben und Stimmungen des lyrischen Dramas. Regisseurin<br />

Tatjana Gürbaca dagegen verweigert sich der Romantik, versetzt die Handlung aus der<br />

Goethezeit in die Mitte des 20. Jahrhunderts: Schon das (Einheits-)Bühnenbild, ein raumfüllender<br />

Einbauschrank in Eiche Natur, entlarvt Spießigkeit und Enge<br />

von Charlottes Welt. In ihren bürgerlichen Lebensentwurf bricht<br />

Außenseiter Werther ein, durch seinen Gefühlsüberschwang, sein<br />

unbedingtes Lieben von Anfang an gleichermaßen Gefährder wie<br />

Gefährdeter. Charlottes Zerrissenheit zwischen Pflicht und Liebe<br />

endet erst in Werthers Sterbeszene. AR<br />

J. Massenet: „Werther“, Juan Diego Flórez, Anna Stéphany, Cornelius Meister,<br />

Opernhaus Zürich (Accentus)<br />

45<br />

Foto: © Holger Schneider<br />

Wir gratulieren …<br />

HELMUTH<br />

RILLING<br />

zum 85. Geburtstag<br />

H elmuth Rilling verdanken wir die erste Gesamtaufnahme<br />

der Werke Johann Sebastian Bachs.<br />

Sowohl als Dirigent bei sämtlichen Kantaten, als auch<br />

als Spiritus Rector der kompletten Edition hat er damit<br />

ein Monument geschaffen, das getrost als Jahrhundertprojekt<br />

in der Schallplattengeschichte bezeichnet<br />

werden darf.<br />

Wir gratulieren dem Meister zum 85. Geburtstag.<br />

Die komplette Bach-Edition<br />

der Bachakademie Stuttgart<br />

Das Jahrhundertprojekt unter der Leitung<br />

des Bachexperten Helmuth Rilling<br />

Leidenschaft für Musik<br />

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