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CRESCENDO 4/18 Juni-Juli-August 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit John Neumeier, Sophie Pacini, Hans Sigl und David Aaron Carpenter.

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Interviews unter anderem mit John Neumeier, Sophie Pacini, Hans Sigl und David Aaron Carpenter.

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Dezember 1961:<br />

Luigi Nono,<br />

Karl Amadeus<br />

Hartmann und<br />

Bruno Maderna<br />

Januar 1962:<br />

Darius Milhaud<br />

dirigiert eigene<br />

Werke<br />

FOTOS: MICHEL NEUMEISTER<br />

heute, und mit dem Symphonieorchester<br />

und Chor des Bayerischen<br />

Rundfunks hat die musica viva-Konzertreihe<br />

zwei Ensembles von internationaler<br />

Weltgeltung als feste Partner<br />

zur Seite.<br />

Nach einer ersten Phase, in der<br />

die Rekonstruktion der Traditionslinien<br />

der von den Nazis verbotenen Moderne im Zentrum steht,<br />

erweitert sich der Schwerpunkt der Programme zunehmend um das<br />

zeitgenössische Musikschaffen und um die Präsentation von Uraufführungen.<br />

Internationalität ist vorrangig, die damals junge Komponistengeneration<br />

von Hans Werner Henze bis Luigi Nono wird<br />

vorgestellt. International renommierte Komponisten wie Igor Strawinsky,<br />

Paul Hindemith und Darius Milhaud treten in der musica<br />

viva als Dirigenten auf und vermitteln ihr kompositorisches Schaffen<br />

dem Orchester und Publikum. Der junge Dirigent Pierre Boulez<br />

präsentiert unter dem Titel „Dialogo della musica antica et della<br />

moderna“ eine Reihe von Konzerten, in denen er älteste Musik des<br />

Mittelalters und der Renaissance mit Werken der damaligen<br />

Moderne und Avantgarde kombiniert. Bei der Aufführung seiner<br />

Kantate Pli selon pli und des Martyre de Saint Sébastien entdeckt ihn<br />

Wieland Wagner als den künftigen Parsifal-Dirigenten für Bayreuth.<br />

Renommierte Künstler der Grafik und Bildenden Kunst –<br />

darunter Namen wie Helmut Jürgens, Walter Tafelmeier, Jean Cocteau,<br />

Le Corbusier und Emilio Vedova – gestalten für die musica<br />

viva die Programmhefte und Plakate. „Aufgabe der Veranstaltungen<br />

ist es, dem Publikum eine Überschau über die geistige und künstlerische<br />

Entwicklung der Gegenwart zu geben“, lautet Hartmanns<br />

Maxime. Musik ist eine „Sprache unter Menschen der Gegenwart,<br />

die verstanden und mit anderen Erfahrungen in Beziehung gesetzt<br />

werden will“, schreibt er in einem Brief an Samuel Beckett. Als Hartmann<br />

1963 stirbt, ist die musica viva eine international beachtete<br />

Konzertreihe mit einem treuen Stammpublikum.<br />

MUSICA VIVA BIS HEUTE<br />

Hartmanns Nachfolger, der Komponist Wolfgang Fortner, und<br />

Ernst Thomas, damals Leiter der Darmstädter Ferienkurse, führen<br />

dessen Programmarbeit fort. Angesichts der Zuspitzung der ästhetischen<br />

Gegensätze um 1970 sehen sie sich zu Neuerungen genötigt<br />

und verstärken experimentelle Tendenzen, für die in der Ära Karl<br />

Amadeus Hartmanns bereits der Dirigent Hermann Scherchen<br />

FÜR SPANNENDE EINBLICKE IN DIE<br />

ARBEIT DER MUSICA VIVA,<br />

INTERVIEWS UND HINTERGRÜNDE<br />

BESUCHEN SIE DEN BLOG UNTER:<br />

BR-MUSICA-VIVA.DE/BLOG<br />

und der Komponist Josef Anton Riedl<br />

gesorgt haben. Ein Spannungsverhältnis,<br />

das erhalten bleibt, als 1978<br />

mit Jürgen Meyer-Josten, dem Hauptabteilungsleiter<br />

Musik des BR, erstmals<br />

ein Rundfunkmitarbeiter die<br />

Programme verantwortet. Das ästhetische<br />

Spek trum geht nun hörbar in<br />

die Breite – eine Reaktion auf die Aufsplitterungstendenzen der<br />

Postmoderne.<br />

Neuen Aufwind bekommt die musica viva, als der Dresdner<br />

Komponist und damalige Intendant der Oper Leipzig, Udo Zimmermann,<br />

1997 zum Leiter der musica viva ernannt wird. Unterstützt<br />

von den Programmkuratoren Josef Anton Riedl und Winrich<br />

Hopp verhilft er mit gezielten Aufträgen an die Komponistenzeitgenossen<br />

und mit großen Werken von Stockhausen, Xenakis und<br />

Schnebel den Orchesterkonzerten zu neuer Dynamik. Außerdem<br />

werden Sonderveranstaltungen mit renommierten Gastensembles<br />

und experimentelle Studiokonzerte Bestandteil des Programms.<br />

Als Winrich Hopp, der 2002 die musica viva verlassen hatte<br />

und seit 2006 das gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern<br />

veranstaltete Musikfest Berlin der Berliner Festspiele leitet, 2011 die<br />

Künstlerische Leitung der musica viva zusätzlich übernimmt, unterzieht<br />

er die Konzertreihe einer Revision und baut seither die internationale<br />

Vernetzung der musica viva Schritt für Schritt aus, realisiert<br />

Veranstaltungen, die sich über die ganze Stadt München verteilen<br />

(2013: SAMSTAG aus LICHT von Karlheinz Stockhausen), und<br />

bespielt mit orchestralen Großprojekten erstmals auch die Philharmonie<br />

im Gasteig (2012: Tutuguri von Wolfgang Rihm). Neben den<br />

zentralen fünf großen Veranstaltungen mit dem Chor und Symphonieorchester<br />

des Bayerischen Rundfunks kommen nun regelmäßig<br />

auch große Gastensembles – nicht zuletzt dank der räsonanz-Konzertinitiative<br />

der Ernst von Siemens Musikstiftung – aus dem Inund<br />

Ausland zur musica viva: das Orchester der Lucerne Festival<br />

Academy, das Ensemble Intercontemporain, das Ensemble Modern<br />

Orchestra, das Mahler Chamber Orchestra und der Permer Musica<br />

Aeterna Choir unter der Leitung von Teodor Currentzis. Für März<br />

2019 schließlich ist im Rahmen der musica viva und als Stifterkonzert<br />

der Ernst von Siemens Musikstiftung das erste Münchner Gastspiel<br />

des London Symphony Orchestra unter der neuen künstlerischen<br />

Leitung von Sir Simon Rattle angekündigt. Die musica viva<br />

des Bayerischen Rundfunks ist auf Wachstumskurs. <br />

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Sonderveröffentlichung/Anzeigen/Präsentationen 67

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