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CRESCENDO 4/18 Juni-Juli-August 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit John Neumeier, Sophie Pacini, Hans Sigl und David Aaron Carpenter.

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H Ö R E N & S E H E N<br />

Nils Mönkemeyer<br />

Barocke Tiefe<br />

Sie scheint direkt mit der Seele zu sprechen, die barocke<br />

Bratsche. Mit warmem Klang und leiser Melancholie hat Nils<br />

Mönkemeyer auf seinem Instrument Werke eingespielt, die<br />

ursprünglich für Gitarre, Laute oder Theorbe gedacht waren.<br />

Der Bratschist knüpft wunderbar an die barocken Traditionen<br />

an und bringt in den Kompositionen von Robert de<br />

Visée, Johann Sebastian Bach, Silvius Leopold Weiss und<br />

Michel Lambert dennoch sein ganz eigenes Klangverständnis<br />

zum Ausdruck. Eine reizvolle Ergänzung erfährt das Album<br />

durch die Sopranistin Dorothee Mields, den Lautisten<br />

Andreas Arend sowie Sara Kim und Niklas Trüstedt an Bratsche<br />

und Gambe, mit denen Nils Mönkemeyer versierte<br />

Alte-Musik-Spezialisten um sich versammelt hat. So sind die<br />

Aufnahmen von einem tiefen Verständnis für die Feinheiten<br />

einer gelungenen historischen Aufführungspraxis durchdrungen,<br />

die das barocke Album zu einer durch und durch runden<br />

Sache machen. KK<br />

Bach, Lambert, de Visée, Weiss: „Baroque“,<br />

Nils Mönkemeyer, Dorothee Mields, Andreas Arend,<br />

Sara Kim, Niklas Trüstedt (Sony)<br />

FOTO: IRENE ZANDEL<br />

SOLO<br />

Jacqueline du Pré und Mstislav Rostropovich<br />

Cello-Exzess<br />

Zwei legendäre Cellisten als Interpreten zweier monumentaler Cellokonzerte<br />

auf einem Album. Doch das Spannendste daran: Es sind nicht<br />

die berühmt gewordenen perfektionierten Studioaufnahmen. Diese beiden<br />

1962 entstandenen Konzertmitschnitte haben vor allem eines<br />

gemein: ihre Emotionsgeladenheit. Die gerade einmal 17-jährige Jacqueline<br />

du Pré studierte zum Zeitpunkt der Aufnahme bei Paul Tortelier in<br />

Paris. Und so spielte sie an diesem Abend in der Londoner Royal Festival<br />

Hall auch die von ihm komponierte Kadenz zum Schumann-Konzert, die<br />

in der berühmteren Version von 1968 nicht mehr zu hören ist. Du Prés<br />

Spiel ist bereits unverkennbar: Voller Energie und mit einer gehörigen<br />

Portion Risiko stürzt sich die junge Cellistin in Schumanns Klangwelt,<br />

dabei geht durchaus nicht alles glatt, aber gerade das versprüht einen<br />

besonderen Reiz. Mit gleicher Verve ist Mstislav Rostropovich als Solist<br />

des Dvořák-Konzerts im Mitschnitt einer Radioübertragung vom Edinburgh<br />

Festival 1962 zu hören. Geradezu massiv erscheint der berühmte<br />

erste Celloeinsatz, die groß angelegten Spannungsbögen erlauben kein<br />

Weghören. Auffallend sind die flott gewählten Tempi. Auch in der Zugabe,<br />

der Aria aus Villa-Lobos’ Bachianas Brasileiras reißt der Cello-Gigant seine<br />

Frau, Sopranistin Galina Vischnevskaja, mit in eine<br />

energiesprudelnde Interpretation. Beinahe<br />

wünscht man sich, dass dieser Exzess wieder ein<br />

wenig mehr in Mode kommen möge. SK<br />

R. Schumann: „Cello Concerto in A minor“, A. Dvořák: „Cello<br />

Concerto in B minor“, Jacqueline du Pré, Mstislav Rostropovich<br />

(ICA Classics)<br />

Jonathan Crow, Douglas McNabney,<br />

Matt Haimovitz<br />

Kontemplative Innigkeit<br />

KAMMER-<br />

MUSIK<br />

Das Album mit Mozarts Divertimento für Streichtrio<br />

und seinen Preludes to Bach widmet sich der Tonsprache<br />

des Komponisten auf ausgesprochen intime Art und<br />

Weise. Mit kontemplativer Innigkeit und wacher Sensibilität<br />

durchdringen Jonathan Crow an der Geige, Douglas<br />

McNabney an der Bratsche und Matt Haimovitz am<br />

Cello die verschiedenen Schöpfungen und leuchten<br />

ihren filigranen Klangkosmos eindrucksvoll aus. Dabei<br />

ziehen die drei Musiker mit einem fein austarierten<br />

Trioklang und großer Präsenz im kammermusikalischen<br />

Dialog in den Bann und zeugen in ihrem Spiel von<br />

ebenso großer Demut wie tiefsinniger Ausein an dersetzung<br />

mit den besonderen Werken. Nicht die brillante<br />

Außenwirkung und bravouröse Virtuosität stehen<br />

hier im Vordergrund. Vielmehr richtet das Trio den<br />

Blick konzentriert nach innen und durchdringt die polyfonen<br />

Kompositionen mit bestechender Ernsthaftigkeit<br />

und Tiefe. DW<br />

„Mozart Divertimento & Preludes to<br />

Bach“, Jonathan Crow, Douglas McNabney,<br />

Matt Haimovitz (Pentatone)<br />

Track 2 auf der crescendo Abo-CD:<br />

Fuge VIII, WTC I. Aus: Präludien und<br />

Fugen KV 404a<br />

38 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>Juni</strong> – <strong>Juli</strong> – <strong>August</strong> 20<strong>18</strong>

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