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DAS ZAUBERPULVER

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Er ging den bekannten Weg, über den er mit dem Scheuch aus dem Kerkerturm geflohen<br />

war.<br />

Aus dem langen Korridor trat er in die Höhle des Sechsfüßers. Laut hallte sein eiserner<br />

Schritt im steinernen Gewölbe. Plötzlich gewahrte er, der im Dunkeln ebenso gut wie am<br />

Tage sah, eine davoneilende kleine dicke Figur.<br />

Es war Ruf Bilan, der, von Entsetzen gepackt, das Weite suchte.<br />

Der Holzfäller schrie ihm nach:<br />

„Bleib stehen, Wahnsinniger, du rennst ins Verderben!"<br />

Der Flüchtling bog jedoch in einen Seitengang ein und verschwand im steinernen<br />

Labyrinth. Lange suchte ihn der Holzfäller, konnte ihn aber nicht finden und kehrte um.<br />

Von diesem Tag an blieb Ruf Bilan verschollen.<br />

Mit dem Zeremonienmeister hatte auch die Eule das Schloß verlassen, denn sie erwartete<br />

für ihr Teil nichts Gutes von den Siegern. In der Stadt war man der Ansicht, Guamoko<br />

habe Urfin bei seinen bösen Zaubereien geholfen. In Wirklichkeit hatte sich dieser in den<br />

letzten Monaten aber kein einziges Mal an die Eule um Rat gewandt.<br />

Während sie auf Ruf Bilans Schulter saß, höhnte Guamoko:<br />

„Ich hab mir schon immer gedacht, daß aus diesem Mann kein richtiger böser Zauberer<br />

wird. Hat er vielleicht jeden Tag Mäuse, Spinnen und Blutegel gegessen? Wovon sollte<br />

sich denn die Bosheit bei ihm ernähren? Ja, Gingema, die war eine richtige Zauberin! Urfin<br />

aber ist nur ein Schwätzer ..."<br />

Guamoko verspürte keine Lust, Bilan in den Kerkerturm zu folgen. Als sie diesen erreicht<br />

hatten, erhob sich die Eule mit schwerem Flügelschlag und flog in den Nachbarwald.<br />

Dort nistete sie sich in der Höhlung einer riesigen Eiche ein und verlangte, daß die dortigen<br />

Eulen und Uhus ihr Tribut zollten. „Ich bin eine Schülerin Gingemas", verkündete sie,<br />

„und wenn ihr mir nicht gehorcht, werdet ihr es schwer zu büßen haben!" Die Drohung<br />

wirkte, und Guamoko wurde regelmäßig mit Mäusen und kleinen Vögeln versorgt. Wenn<br />

sie in guter Stimmung war, versammelte sie viele Zuhörer um sich und erzählte<br />

Geschichten aus dem abenteuerlichen Leben, das sie als Zauberin angeblich geführt hatte.<br />

Als der Eiserne Holzfäller mit seinen Gefährten zum Stadttor zurückkehrte, empfing sie<br />

der Glanz riesiger Smaragden, ein Gefunkel, das mit Ausnahme von Charlie Black alle von<br />

früher gekannt und beinahe vergessen hatten. Juweliere auf hohen Leitern und in<br />

Schwebekörben setzten in Tor und Mauern die Edelsteine wieder ein, die man aus den<br />

Schatzkammern des Schlosses geholt hatte. Die Smaragdenstadt erhielt ihr einstiges<br />

Aussehen zurück.<br />

Unter dem Torbogen wurden die Ankömmlinge von Faramant empfangen, der seine grüne,<br />

mit Brillen gefüllte Tasche an der Seite trug.<br />

„Bitte, setzt die grünen Brillen auf!" sagte der Hüter des Tores und öffnete die Tasche.<br />

„Ohne grüne Brillen ist das Betreten der Smaragdenstadt verboten - so lautete der Befehl<br />

Goodwins, des Großen und Schrecklichen! Als Goodwin sich zu seinem Freund, dem<br />

großen Zauberer Sonnenball, aufmachte, warnte er die Einwohner der Stadt davor, ihre<br />

grünen Brillen jemals abzunehmen. Ein Verstoß gegen dieses Gesetz werde schlimme<br />

Folgen für uns haben, sagte er damals. Wir haben sein Gebot verletzt, und schweres<br />

Unglück hat uns heimgesucht."

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