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DAS ZAUBERPULVER

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Diesem stieg nämlich die eigene Tapferkeit zu Kopf, und eine Kampflust überkam ihn, die<br />

seine Strohbrust zu sprengen drohte. Vor dem Turm hatten sich ein paar Menschen<br />

versammelt. Bei ihrem Anblick steckte der Scheuch seinen Kopf durch die Gitterstäbe und<br />

schrie, man solle mehr Volk herbeiholen, denn er wolle eine Rede halten.<br />

Die Nachricht verbreitete sich schnell in der Stadt und auf den anliegenden Farmen.<br />

Vor dem Turm versammelte sich eine große Menge, und wenn die Wachen keinen<br />

Argwohn schöpften, so war das nur dem Umstand zu verdanken, daß ihre Köpfe aus Holz<br />

waren.<br />

Der Scheuch hielt eine zündende Rede. Er erinnerte die Einwohner der Smaragdenstadt an<br />

ihr schmachvolles Verhalten während des feindlichen Überfalls, rief sie auf, mutig zu sein<br />

und den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Dabei vergaß er, was er der Krähe<br />

versprochen hatte, und verkündete seinen Zuhörern, daß Elli bereits im Lande der Käuer<br />

sei und demnächst ihn und den Eisernen Holzfäller befreien werde.<br />

Der Scheuch war so sehr im Gang, daß alle Bemühungen des Holzfällers und der Krähe,<br />

seinem Redeschwall ein Ende zu setzen, nichts nützten. Der Strohmann schimpfte<br />

fürchterlich und stieß immer heftigere Drohungen gegen Urfin aus.<br />

Die Holzköpfe verstanden nicht, was er sagte. Doch da tauchte wie zum Unglück Ruf<br />

Bilan auf. Er begriff sofort, daß sich hier eine gute Gelegenheit bot, dem Diktator einen<br />

Dienst zu erweisen, wofür dieser ihn gewiß belohnen würde, und befahl seinen<br />

Holzsoldaten die Menge auseinanderzujagen.<br />

Dann eilte er in die Stadt und meldete Urfin, daß der Scheuch eine aufrührerische Rede<br />

gehalten und die Ankunft Ellis im Wunderland verkündet habe, des Mädchens, das vor<br />

einem Jahr die bösen Zauberinnen Gingema und Bastinda vernichtet hatte.<br />

Urfin wurde aschfahl im Gesicht, tat aber so, als habe er keine Angst, und befahl:<br />

„Steckt den Meuterer für drei Tage in einen unterirdischen Karzer, das Mädchen Elli aber<br />

soll festgenommen und in die Smaragdenstadt gebracht werden, damit ich über sie richte!"<br />

Als die Soldaten mit ihren Knüppeln die Menge auseinandergejagt hatten, sagte<br />

Kaggi-Karr vorwurfsvoll zum Scheuch:<br />

„Schau, was du mit deinem klugen Gehirn angerichtet hast!"<br />

Der Scheuch schlug die Augen nieder. Da schwieg auch die Krähe, denn sie wußte ja, daß<br />

sie selber an allem schuld war.<br />

Jetzt mußte man sich überlegen, was in dieser Lage zu tun sei. Aber noch bevor die drei<br />

einen Entschluß fassen konnten, hatten Holzsoldaten die Turmtreppe erstiegen.<br />

Die ersten zwei flogen, von den Fäusten des Eisernen Holzfällers getroffen, die Stiegen<br />

hinunter. Dem Riesen war nicht so leicht beizukommen, die Soldaten mußten Verstärkung<br />

holen. Als sie den oberen Teil des Aufgangs verstopft hatten, so daß es einfach keinen<br />

Platz mehr gab, wohin sie hätten fallen können, drückten sie. mit ihrer Masse den Eisernen<br />

Mann an die Wand und banden ihm die Hände.<br />

Der Scheuch wurde in den Karzer geschafft und an einen Nagel an die Wand gehängt. Er<br />

lächelte aber nur geringschätzig und begann Rechenaufgaben im Kopf zu lösen.<br />

Kaggi-Karr zerhackte mit ihrem Schnabel die Fesseln des Holzfällers und riet ihm, sich<br />

ruhig zu verhalten, bis sie Elli herbeigeholt habe.<br />

„Sonst werden sie dich wieder fesseln! Ich fliege nur schnell in das Land der Käuer.<br />

Wenn du wüßtest, wie ich's bedauere . . ."

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