23.12.2012 Aufrufe

DAS ZAUBERPULVER

DAS ZAUBERPULVER

DAS ZAUBERPULVER

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DIE GESCHICHTE DER KRÄHE KAGGI-KARR<br />

Kaggi-Karr, eine geschwätzige und zänkische, im Grunde aber gutmütige Krähe, hatte dem<br />

Scheuch den Gedanken eingegeben, sich ein Gehirn zu besorgen. Wir wollen erzählen, was<br />

aus ihr geworden ist, nachdem Elli den Scheuch vom Pfahl heruntergeholt und in die<br />

Smaragdenstadt mitgenommen hatte.<br />

Die Krähe war Elli und dem Scheuch nicht gefolgt. Sie betrachtete das Weizenfeld als ihr<br />

rechtmäßiges Besitztum und blieb dort in Gesellschaft zahlloser anderer Krähen, Dohlen<br />

und Elstern. Sie fraßen dermaßen, daß der Farmer, als er die Ernte einbringen wollte,<br />

nichts als leeres Stroh vorfand.<br />

„Da hat selbst die Vogelscheuche nichts geholfen", seufzte der Farmer. Er kümmerte sich<br />

aber nicht weiter um den verschwundenen Scheuch und ging mit leeren Händen nach<br />

Hause.<br />

Später erfuhr Kaggi-Karr durch die Vogelpost, daß irgendein Scheuch als Nachfolger des<br />

großen Zauberers Goodwin Herrscher in der Smaragdenstadt geworden sei. Im ganzen<br />

Wunderland könne es keine andere lebende Vogelscheuche geben, überlegte Kaggi-Karr,<br />

als die, der sie einst geraten hatte, sich ein Gehirn zu verschaffen.<br />

Für diese großartige Idee gebühre ihr eine Belohnung, folgerte die Krähe und flog<br />

schnurstracks in die Smaragdenstadt. Es war aber nicht leicht, zum Weisen Scheuch<br />

vorzudringen. Din Gior lehnte es ab, eine gewöhnliche Krähe, wie er sagte, zum Herrscher<br />

vorzulassen.<br />

Kaggi-Karr war empört.<br />

„Eine gewöhnliche Krähe, sagst du? So höre denn, Langbart: Ich bin eine alte Freundin<br />

deines Herrn, sozusagen seine Erzieherin und Lehrmeisterin. Ohne mich wäre er niemals<br />

zu seiner hohen Stellung gekommen! Und meldest du mich nicht augenblicklich dem<br />

Weisen Scheuch, so wird es dir schlimm ergehen!"<br />

Der Langbart meldete die Krähe seinem Herrn und war nicht wenig erstaunt, als dieser<br />

befahl, sie sofort einzulassen und ihr alle höfischen Ehren zu erweisen.<br />

Der Scheuch hatte die Krähe f ür immer in dankbarer Erinnerung behalten. Er empfing sie<br />

strahlenden Angesichts in Anwesenheit der Höflinge, stieg von seinem Thron und machte<br />

mit seinen weichen, schwachen Beinen drei Schritte auf sie zu.<br />

Das ging in die Annalen des Hofes als größte Ehrung ein, die jemals einem Gast zuteil<br />

wurde.<br />

Auf Befehl des Scheuchs wurde Kaggi-Karr in den Rang einer Hofdame erhoben und<br />

erhielt den Titel Erste Abschmeckerin. Der Scheuch selber brauchte zwar kein Essen, doch<br />

er führte einen guten Tisch für seine Höflinge. Unter Goodwin hatte es einen solchen<br />

Brauch nicht gegeben, und die Höflinge priesen und lobten die Freigebigkeit ihres neuen<br />

Herrschers.<br />

Der Krähe wurde ein herrliches Weizenfeld unweit der Stadtmauer zugewiesen, das von<br />

nun an als ihr Besitztum galt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!