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DAS ZAUBERPULVER

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„Marschieren heißt zackig im Gleichschritt treten und auf Kommando Rechtsum, Links<br />

und Kehrt machen."<br />

Der Clown war ziemlich aufgeweckt und eignete sich die soldatischen Weisheiten schnell<br />

an. Den Säbel, den Urfin geschnitzt hatte, konnte er jedoch nicht halten, weil er keine<br />

Finger hatte - seine Arme gingen nämlich in Fäuste über.<br />

,Ich werde meinen künftigen Soldaten Finger machen müssen`, beschloß Urfin.<br />

Das Exerzieren dauerte den ganzen Tag. Urfin war schon ganz müde vom Kommandieren,<br />

der hölzerne Clown aber blieb frisch und munter. Er konnte auch gar nicht müde werden,<br />

denn er war ja aus Holz!<br />

Während des Exerzierens blickte der Bär verzückt auf seinen Gebieter und wiederholte<br />

flüsternd alle seine Befehle. Guamoko hatte ihre gelben Augen geringschätzig zugekniffen.<br />

Urfin war begeistert. Plötzlich schlug jedoch seine Stimmung um. Er fürchtete, daß man<br />

ihm das lebenspendende Pulver stehlen könnte. Deshalb verschloß er die Tür mit drei<br />

Riegeln. Trotzdem schlief er unruhig und schreckte bei jedem Geräusch empor.<br />

Jetzt, wo er die Kuchenbleche nicht mehr brauchte, konnte er sie den Frauen der Käuer<br />

zurückgeben. Urfin beschloß, sein neuerliches Erscheinen in Kogida festlich zu gestalten.<br />

Er arbeitete seinen Handkarren in einen Wagen um, vor den er den Bären einspannen<br />

wollte. Da erinnerte er sich an den Streit zwischen dem Bären und der Eule.<br />

„Hör mal, Bär!" sagte er. „Mir scheint, daß du zu leicht bist und unsicher im Gehen. So<br />

hab ich denn beschlossen, dich mit Sägespänen auszustopfen."<br />

„Oh, wie weise du bist, Gebieter!" rief der Bär.<br />

In Urfins Schuppen lagen Berge von Sägespänen, und das Ausstopfen des Fells ging<br />

schnell vonstatten. Als Urfin fertig war, kam ihm ein neuer Gedanke.<br />

„Hör, Bär, ich will dir einen Namen geben!" sagte er.<br />

„Oh, mein Gebieter! Aber wird er auch so lang sein wie der der Eule?"<br />

„Nein", erwiderte Urfin, „im Gegenteil, er soll ganz kurz sein. Du sollst Petz heißen,<br />

Meister Petz!"<br />

Dem gutmütigen Bär gefiel der Name.<br />

„Ei, wie schön!" rief er. „Ich werde einen Namen haben, wie es keinen schöneren im<br />

ganzen Blauen Lande gibt. Meister Petz! Die Eule wird vor Neid platzen!"<br />

Schwerfällig stapfte er aus der Scheune, freudig vor sich hin murmelnd:<br />

„Jetzt fühle ich mich wie ein echter Bär!"<br />

Urfin spannte ihn vor den Wagen, nahm Guamoko und den Clown und fuhr wie ein<br />

vornehmer Herr in Kogida ein. Die Kuchenbleche schepperten, als der Wagen über die<br />

Höcker der Straße fuhr, und die verblüfften Käuer eilten in Scharen herbei.<br />

„Urfin ist ein mächtiger Zauberer", flüsterten sie sich zu, „er hat den zahmen Bären, der<br />

voriges Jahr gestorben ist, wieder lebendig gemacht . . ."<br />

Der Tischler hörte das, und die Brust schwoll ihm vor Stolz. Auf seinen Befehl nahmen die<br />

Hausfrauen ihre Bleche vom Wagen, wobei sie ängstlich zu dem Bären und zur Eule<br />

schielten.<br />

„Ist's euch jetzt klar, wer Herr in Kogida ist?" fragte Urfin streng.<br />

„Ja. es ist uns klar", antworteten demütig die Käuer und fingen zu weinen an.

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